Zusammenarbeit im Betrieb. Klaus Boese

Zusammenarbeit im Betrieb - Klaus Boese


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      schied den Choleriker, den Melancholiker, den Phlegmatiker und den Sanguiniker. Die allesamt griechischen Bezeichnun-gen gehen auf verschiedene Körpersäfte zurück, die man den verschiedenen Tem-peramenten zuordnete.

      Die Entstehung der Charaktereigenschaf-ten (charakter war im griechischen der Prägestempel für Münzen oder Siegel) wird heute viel differenzierter betrachtet.

      Erarbeitungsaufgabe

      Aufgabe 15: Sind Sie der Meinung, dass eine wie oben beschriebene Einteilung der Menschen in vier Gruppen der Wirklichkeit ge-recht wird? Begründen Sie Ihre Meinung aus-führlich.

      Wir hatten weiter oben davon gespro-chen, dass Tiere schon bei der Geburt sehr viel können, während der Mensch sich alles erst mühsam aneignen muss. Das ist zweifellos richtig. Trotzdem be-kommt auch der Mensch vieles in die Wie-ge gelegt. Neben körperlichen Merkmalen (Gestalt, Haarfarbe, Augenfarbe, usw.) können das auch Talente, Begabungen und andere Eigenschaften sein, z.B. ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, logisches Denken, Intelligenz (was immer das auch sein mag), künstlerische Bega-bungen u.v.a. Oder sind diese Eigenschaf-ten im Laufe des Lebens durch Erfahrung erworben, d.h. erlernt? Der Streit darüber ist uralt und wird wohl nie entschieden werden. Die Vertreter der „Vererbungsthe-orie“ (=man bekommt viele Eigenschaf-ten, aber auch Schwächen in die Wiege

      Choleriker

      Melancholiker

      Phlegmatiker

      Sanguiniker

      cholä = Galle

      melas = schwarz

      (schwarze Galle)

      phlegma = Schleim

      sanguis

      = Blut

      leicht erregbar, unausgeglichen, jähzornig

      nach innen gerich-tet, schwermütig, traurig

      langsam, ruhig, schwerfällig

      heiter, lebhaft, nach außen gerichtet

      Bädermanagement - Grundlagen der Zusammenarbeit im Betrieb

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      gelegt) stehen den Vertretern der „Milieu-theorie“ (= die Menschen erlernen vieles im Laufe ihres Lebens) gegenüber. Was wie ein rein akademischer Streit aussieht, hat eine eminente praktische Bedeutung.

      Stellen wir uns einmal den folgenden Fall vor: Ein Auszubildender fällt dadurch auf, dass er auf Fragen der Badegäste un-wirsch, gereizt und unhöflich reagiert. Sie stellen ihn zur Rede und er erklärt Ihnen, dass er eben sein Temperament vom cholerischen Vater geerbt habe. Oder ein Auszubildender bringt nur mangelhaf-te Leistungen und begründet das damit, dass er eben keine Intelligenz von seinen Eltern geerbt habe. Hat der arme Kerl Recht?

      Die Wahrheit liegt sicherlich in der Mitte. Natürlich kann man positiv oder negativ vorbelastet sein, aber was man daraus macht, das liegt nun einmal in der Verant-wortung jedes Einzelnen. Da kann sich keiner rausreden. Man muss allerdings manchen eingestehen, dass sie es viel-leicht schwerer als andere haben.

      Was die Intelligenz angeht, so wird gern folgendes Bild gebraucht: Die Intelligenz, die man von seinen Vorfahren erbt, ist wie ein Behälter, den man im Laufe sei-nes Lebens füllen muss. So hat der eine – bildlich gesprochen - vielleicht nur ein Wasserglas geerbt, das er aber im Laufe

      seiner Entwicklung bis zum Rand aufge-füllt hat, während ein anderer einen gan-zen Maßkrug geerbt hat, bei dem aber nur der Boden benetzt ist... Na, denn Prost!

      Die Anlagenbereiche des Menschen

      Die eben angesprochenen Eigenschaften fallen demnach entweder auf guten oder schlechten Boden, je nach vererbten Vo-raussetzungen. Dass die Umwelt diese auch beeinflusst und verändert (fördert oder behindert) ist auch unwiderlegbar. Die Umwelt, das sind z.B. das Elternhaus, die Schule, der Freundeskreis, die Medi-en und natürlich – für uns ganz wichtig - auch die betriebliche Ausbildungsstätte.

      Einfaches Modell, das viel erklärt: Der Mensch als Einheit von Geist, Körper und Seele „schwimmt“ in einer Umwelt, die ihn ständig beeinflusst und die er selbst mit-prägt.

      Handeln und Verhalten als Funktion von Person und Umwelt

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      Unter geistigen Anlagen werden Eigen-schaften wie die schon weiter oben ge-nannte Intelligenz verstanden, aber auch Merkfähigkeit, räumliches Denken, logi-sches Schlussfolgern, Sprachtalent, Ab-straktionsfähigkeit (Begriffsbildung) u.v.a.

      Körperliche Anlagen sind z.B. Statur, Körperbau, Haar- und Augenfarbe, Kopf-form, Geschicklichkeit. Unter seeli-schen Anlagen werden vor allem die Temperamente, die Vitalität, die Nei-gung, sich nach außen (extravertiert) oder mehr nach innen (introvertiert) zu wenden, ver-standen. Die darge-stellten Sachverhalte sind interessant und z.T. auch heute noch sehr umstrit-ten, doch sollte man auf keinen Fall die eigene Verantwortung des Menschen für sein Tun und Handeln außer Acht las-sen. Das „Problem“ mit den Anlagen ist, dass diese – wenn überhaupt - nur schwer veränderbar sind. Man hat sie oder man hat sie nicht. Das darf nicht dazu führen, dass man sich in ein irgendwie geartetes Schicksal ergibt und den eigenen Willen und die eigene Schaffenskraft und Gestal-tungsfähigkeit aufgibt.

      Die Abbildung oben zeigt, dass sich die drei Bereiche (geistig, körperlich und see-lisch) gegenseitig beeinflussen und alle miteinander verbunden sind. Es gibt hier also Abhängigkeiten, die beachtet werden

      müssen. Man darf auf keinen Fall einen Bereich isolieren und denken, die ande-ren hätten damit nichts zu tun. Man muss hier vernetzt denken.

      Wovon wird nun das Verhalten von Menschen, vor allem von Jugendli-chen, bestimmt?

      Um das Verhältnis von Umwelt und Anla-ge zu erforschen, bedient man sich seit Jahrzehnten der Zwillingsforschung.

      Hier werden Zwillingspaare, die ja die gleichen Erbanlagen haben, dauerhaft beobachtet. Da sie oft unterschiedli-chen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, gibt es hier interessante Ergebnisse. Wenn die Vererbungstheorie stimmt, dann müssten (eineiige) Zwillinge, die ja die gleichen Anlagen haben, auch in unterschiedlichen Umgebungen ähnli-che Eigenschaften und Verhaltenswei-

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      sen aufweisen. So geht man z.B. davon aus, dass kognitive (verstandesmäßige) Eigenschaften, wie z.B. die Intelligenz, in hohem Maße (bis zu 70%) vererbt sind. Andere, auch soziale Eigenschaf-ten, scheinen nur bis zu 30% genetisch vorbestimmt zu sein. Interessant sind auch Vergleiche, die das Rauchen be-treffen: Bei zweieiigen Zwillingen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass – wenn ein Zwil-ling raucht – auch der andere Zwilling raucht bei 63%, bei eineiigen sogar bei 75%. Wie dem auch sei, ob Zwilling oder Drilling: Rauchen schadet der Gesund-heit!

      Erarbeitungsaufgaben

      Aufgabe 16: Erklären Sie an einem konkre-ten Beispiel, wie sich geistige, körperliche und seelische Anlagen gegenseitig beeinflussen können.

      Aufgabe 17: Erklären Sie das Schaubild oben (Verhalten des Menschen) am Beispiel der Sozialkompetenz eines/einer Auszubilden-den.

      Aufgabe


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