Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker

Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane - Alfred Bekker


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wie möglich, um mich zu vergewissern, dass sie das Hotel auch wirklich verließen. Dann machte ich mich auf den Weg zu Zimmer Nummer vierunddreißig. Einer der Hotelangestellten war so freundlich, mir den Weg zu zeigen. Vermutlich hätte ich mich sonst auch erst einmal verlaufen. Der Kerl schöpfte überhaupt keinen Verdacht. Nicht den Geringsten. Wahrscheinlich war es bei ihm wie bei den meisten Leuten: Sie können einfach nicht glauben, dass ein Gauner sich rasiert und einen Schlips trägt. So stand ich schließlich vor Nummer vierunddreißig und musste nur noch ein paar Augenblicke abwarten, bis ich allein auf dem Flur war.

      In der Tür steckte ein ganz gewöhnliches Schloss. Also keine Schwierigkeit für mich. Ich hatte extra ein Stück Draht für diesen Teil des Dramas mitgebracht. Ein paar Sekunden brauchte ich, dann hatte ich es geschafft. Ich trat ein und schloss die Tür hinter mir, während ich mit einem flüchtigen Blick die Lage sondierte. Es war ein ganz gewöhnliches Hotelzimmer. Nichts besonderes. Ein Einzelzimmer. Und es schien von einem Mann bewohnt zu sein, der penibel darauf achtete, dass alles an seinem Ort stand.

      Auf dem Nachttisch befand sich ein kleiner elektronischer Wecker mit Leuchtanzeige. Daneben eine Zeitschrift. Ich sah mir den Wecker genau an. Made in Hongkong. Soweit man sehen konnte, schien es wirklich nur ein Wecker zu sein.

      Die Nachttischschublade war leer.

      Ich ging zum Kleiderschrank, öffnete ihn, sah ein paar Jacketts, eine Hose, ein Hemd und unten drunter einen Koffer. Ich schaute mir die Jacketts an. Sie hatten keinerlei Etiketten, waren aber von offensichtlich guter Stoffqualität. Schurwolle oder Kaschmir oder etwas anderes in der Preisklasse. Es sah ganz so aus, als legte Erikson keinen Wert darauf, dass irgend jemand die Herkunft dieser Kleidungsstücke zurückverfolgen konnte - wer auch immer das sein mochte. Ich durchsuchte die Jacketttaschen und die Taschen der Hosen. Es war nichts darin, außer einer Packung Tempo-Taschentücher. Danach nahm ich mir den Koffer vor und bemühte mich, dabei nicht die Unterwäsche in Unordnung zu bringen, die der Schwede so sorgfältig gefaltet hatte. Für sie galt dasselbe, wie für seine restlichen Sachen. Gute Qualität und keinerlei Etiketten. Ich ließ den Blick noch einmal sorgfältig durch das ganze Zimmer kreisen. Aber es schien, als sollte heute nicht mein Tag sein. Hier war nichts zu finden. Kein Krümel. Nicht einmal im Aschenbecher war etwas. Dann blieb mein Blick noch einmal bei der Zeitschrift auf dem Nachttisch hängen.

      Ich ging hin, nahm das Blatt an mich und blätterte etwas darin herum. Ich weiß auch nicht genau, warum ich das eigentlich machte. Vielleicht Instinkt oder etwas in der Art. Jedenfalls war dieses bunte Blatt das einzige in diesem Raum, das sozusagen eine persönliche Note hatte.

      Es war ein Magazin über Segelyachten.

      Immerhin, dachte ich. Jetzt weiß ich, dass Erikson möglicherweise Segler ist. Oder es werden will und sich dafür interessiert. Viel war das auch nicht.

      Und dann sah ich die Nummer, die mit einem Filzstift dahingekritzelt war. Vermutlich eine Telefonnummer. Und vermutlich eine Ausländische. Ich notierte sie mir auf die Hand, weil ich nur einen altersschwachen Kugelschreiber, aber kein Papier bei mir hatte. Dann machte ich, dass ich endlich aus dem Zimmer herauskam. Es gelang mir auch, ohne irgend jemanden auf mich aufmerksam zu machen.

      Vielleicht sollte ich Hoteldieb werden!, dachte ich dabei.

      War das nicht eine Alternative zu dem, worauf ich im Begriff war, mich einzulassen?

      Aber als Mörder hatte ich einfach den besseren Tarif.

      7

      Wir lagen zusammen in Tinas ausgeleiertem Bett. Sie hatte den Kopf auf meine Schulter gelegt und schnurrte vor sich hin. Meine Hand glitt durch das dichte Haar. Sie würde Mühe haben, es zu kämen. Ich hatte es ihr ziemlich gründlich zerzaust.

      "Wie wär's, wenn du dir nächste Woche ein paar Tage frei nimmst", meinte ich.

      "Hm."

      Sie schwebte wohl noch auf Wolke sieben oder acht. Sex beeindruckte sie immer ziemlich nachhaltig. Aber die Sache, die ich mit ihr besprechen wollte, war wichtig. Und allzu lange vor mir herschieben konnte ich sie auch nicht mehr.

      Ich fragte: "Hast du überhaupt gehört, was ich gesagt habe?"

      "Hm."

      "Ich mache nächste Woche 'ne kleine Reise."

      Jetzt wurde sie wacher. "Wohin?"

      "Zürich, Switzerland. Ich dachte mir, du hast vielleicht Lust, mitzukommen. Ein paar schöne Tage in einer schönen Stadt. Mal was anderes, als deine Scheißkonditorei."

      "Gut, ich frage mal meinen Chef."

      "Mach das."

      Der einzige Urlaub, den wir bis jetzt zusammen gemacht hatten, war ein Billig-Trip in der Nachsaison an die Costa Brava gewesen. Sie hob den Kopf und sah mich an. Und dann wurde sie plötzlich misstrauisch.

      "Was willst du in Zürich?"

      "Wieso?"

      "Nicht wieso! Du fährst doch nicht einfach so nach Zürich."

      "Ich will ein Konto einrichten."

      "Wo du die Millionen lassen kannst, von denen du immer träumst, was?"

      "Ja, genau."

      "Spinner!"

      "Weißt du was, du kümmerst dich darum, dass du Urlaub kriegst - und ich mich um den Rest. Klar?"

      Sie lachte.

      "Aye,aye, Sir!"

      8

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