Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker

Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane - Alfred Bekker


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wo er auf der Lauer lag. Aber eins stand fest: Allzu lange konnte diese Sache nicht mehr dauern. Die Schüsse meines Gegners waren stumm, aber den einen, den ich abgefeuert hatte, würde man ziemlich weit hören.

      Ich überlegte, mit wem ich es wohl zu tun hatte und kam zu dem Schluss, dass es sich wahrscheinlich um Deschners Partner handelte.

      Sie waren zu zweit gewesen und hatten sich die Arbeit an-scheinend schön brüderlich geteilt. Deschner hatte sich Harry, den grauen Mann, vorgenommen und war dann zu Tinas Wohnung gefahren. Und der zweite hatte es auf Erikson abgesehen gehabt, ihn offenbar nicht angetroffen und irgendwie heraus-gekriegt, wohin er unterwegs gewesen war.

      Ich tastete mich an der Wand entlang, um nicht durch die Terrassentür und die benachbarten Fenster abgeschossen werden zu können.

      Dann gelangte ich in den Flur und war einen Moment später vorne, an der Haustür. Ich packte meine Automatik und drückte dann die Klinke herunter. Dann blinzelte ich durch den Spalt.

      Nichts zu sehen.

      Nichts Gefährliches jedenfalls.

      Ein paar Knirpse schleppten sich mit einem Schlauchboot ab und bewegten sich wie ein überdimensionaler Tausendfüßler in Richtung See. Ich ging ins Freie und ließ die Pistole in der Jacketttasche verschwinden, hielt sie aber nach wie vor fest in der Hand, entsichert und mit dem Finger am Abzug. So ging ich dann auf die Straße, um so schnell wie möglich zu meinem BMW zu kommen. Ich musste hier weg, und zwar so schnell wie möglich. Die Gefahr, mit den Toten im Haus in Verbindung gebracht zu werden, war schon mehr als groß genug. Ich blickte die Straße hinunter und sah in einer Entfernung von vielleicht zwanzig Metern einen Kerl davonhumpeln, dessen Hemd auf einer Seite ganz rot war. Die Passanten wichen ihm aus. Er drehte sich herum und ich sah seinen Bart und ein schmerzverzerrtes Gesicht. Offenbar hatte ich ihn mit meinem Schuss erwischt.

      Der Bärtige riss seine Waffe hoch und ließ mir keine andere Wahl. Ich feuerte durch das Jackettfutter hindurch und sah ihn eine Sekunde später wie ein Taschenmesser zusammenklappen.

      Vier, höchsten fünf Schritte hatten ihm gefehlt, um in den Leihwagen zu kommen, mit dem er höchstwahrscheinlich gekommen war.

      "Ich rufe die Polizei!", hörte ich irgend jemanden sagen.

      Einige der umherstehenden Leute waren wie angewurzelt und standen schreckensbleich da, unfähig etwas zu tun oder zu sagen. Andere liefen in heller Panik davon oder scheuchten ihre Kinder weg.

      "Was haben Sie getan?", rief ein dickbäuchiger Glatzkopf fassungslos und schüttelte dabei den Kopf.

      Ich musste Zeit gewinnen. Ich hatte die Möglichkeit, so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen und mit einem kleinen Spurt zum BMW zu gelangen. Niemand würde so dumm sein und versuchen, mich aufzuhalten, schließlich hatte ich ja eine Automatik.

      Die andere Seite war, dass ich einen Mann umgebracht hatte und es dabei mindestens ein halbes Dutzend Zeugen gab - die an den Fenstern der Nachbarhäuser gar nicht mitgerechnet.

      Ich brauchte etwas mehr Vorsprung, als der BMW mir garantieren konnte, denn ich war mir sicher, dass mein Phantom-Bild bald in der Zeitung sein würde. Außerdem wollte ich mir den Toten ansehen. Also ging ich in die Offensive und holte meine Polizeimarke heraus. "Sie brauchen die Polizei nicht rufen!", meinte ich ruhig. "Die ist nämlich schon da!"

      Ich machte einige Schritte vorwärts und hielt dem Glatzkopf die Marke so hin, dass er sie sehen konnte.

      "In Ordnung?"

      Er nickte.

      "In Ordnung", meinte er.

      Die anderen schienen jetzt auch etwas entspannter dazustehen. Es ist immer dasselbe: Die Menschen glauben am ehesten das, was sie glauben wollen. Es ist einfach angenehmer, es mit einem Polizisten zu tun zu haben, anstatt mit einem Killer.

      "Was war das für ein Kerl?", fragte der Glatzkopf und deutete dabei auf den Toten.

      "Er ist ausgebrochen und hat dabei einen Wärter umgebracht", phantasierte ich.

      "Oh." Er schlug nach einem Tier, das sich auf seinen blanken, braungebrannten Schädel gesetzt hatte. Es klatschte, aber er war zu langsam.

      Ich ging zu dem Toten und beugte mich über ihn. Er hatte weder Führerschein noch Pass. Mit einiger Mühe fingerte ich den Autoschlüssel aus seiner Jeans heraus und ging dann zu dem Wagen, den ich dem Toten stillschweigend zugeordnet hatte.

      Bingo. Der Schlüssel passte.

      Aber auch dort fand ich nichts, was mich irgendwie weiterbringen konnte. Im Handschuhfach lag ein Prospekt der Verleihfirma und die Papiere. Den Prospekt nahm ich an mich, weil die Adresse daraufstand.

      Dann schlug ich die Tür zu, während ich gleichzeitig registrierte, dass sich immer mehr Leute ansammelten.

      Ich wandte mich an den Glatzkopf, der immer noch dastand und jede meiner Bewegungen haargenau beobachtete.

      "Achten Sie darauf, dass hier nichts verändert wird!", sagte ich. "Die Kollegen werden sicher gleich kommen."

      "Aber der Tote..."

      "Alles bleibt wie es ist, okay?"

      "Sicher."

      Dann ging ich in Richtung BMW. Ich sah mich nicht um, stieg ein und fuhr los.

      4

      Die Autoverleihfirma war nur eine knappe Viertelstunde entfernt. Ich beeilte mich, denn mir war klar, dass ich schlechte Karten hatte, wenn die Polizei schon dort gewesen war.

      Und sie würde kommen, das stand fest. Wenn ich Pech hatte, zeigten sie als erstes ein mehr oder weniger gelungenes Portrait von mir - je nach dem, wie weit sie in ihren Ermittlungen dann schon waren.

      Die Firma hieß Branstner und war eine GmbH, wie das Firmenschild verriet.

      Der Fahrzeugpark war mittelgroß, aber auf der Höhe der Zeit. Vom Transporter bis zur Luxuskarosse für die Hochzeit konnte man hier alles kriegen.

      Ich parkte den BMW irgendwo und zog dann erst einmal mein ramponiertes Jackett aus. Das war nicht mehr zu retten, aber wegwerfen konnte ich es nicht. In den falschen Händen war es eine Spur, die zu mir führte.

      Sondermüll gewissermaßen.

      Ich langte auf den Rücksitz zum Koffer, um mir eine andere Jacke zu holen. Ich nahm die oberste. Braun und aus Schurwolle. Eigentlich fast ein bisschen zu warm für die Witterung, aber erstens hatte ich jetzt für eine lange Modenschau keine Zeit und zweitens konnte ich nicht ohne Jacke gehen, weil ich irgendwo die Automatik lassen musste.

      Ich ging schnurstracks ins Büro,


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