Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker
arbeitet für sich selbst."
"Das glaube ich nicht."
"Sie sollten mir etwas mehr Vertrauen entgegen bringen", meinte er allen Ernstes.
"Und warum?"
"Weil Ihre Feinde auch meine sind."
Wenn man es genau nahm, dann war es genau umgekehrt. Aber wer wollte jetzt spitzfindig sein?
"Kann ich eine Zigarette rauchen?", fragte er.
"Wir gehen nach unten", meinte ich und nahm die Knarre von seinem Schädel. Ich konnte ihn immer noch umlegen, wenn er es herausforderte. Aber vielleicht hatte ich wirklich mehr von ihm, wenn ich mich mit ihm zusammentat.
Er steckte sich seine Zigarette in den Mund und zündete sie sich an. Ich war die ganze Zeit über auf der Hut. Vorhin hatte ich ihn auf ziemlich einfache, aber wirkungsvolle Art überrumpelt. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass er auch nur einen Gedanken daran verschwendete, mit mir dasselbe zu versuchen.
Im Wohnzimmer wies ich ihn an, sich in einen Sessel zu setzen. Er machte das auch, ohne zu murren.
"Wir sollten sehen, dass wir hier wegkommen", meinte Erikson verhältnismäßig sachlich.
Ich hob die Augenbrauen.
"So?"
"Was glauben Sie, was Ihr und mein Leben wert ist, wenn Khalils Leute uns hier aufstöbern?"
Ich zuckte die Achseln.
"Ich schätze, das wird noch eine Weile dauern."
"Ich hoffe, Sie haben recht. In der Küche ist ein Kühlschrank, da müsste noch Bier drin sein."
"Na und?"
"Kann ich mir eins holen?"
"Sie können auf Ihren vier Buchstaben sitzen bleiben, wenn Sie nicht wollen, dass ich Ihnen ein Loch hineinbrenne."
Er atmete tief durch und fuhr sich dann mit einer flüchtigen Geste durch das nicht ganz so volle Haar.
"Was haben Sie eigentlich mit diesem Killer gemacht?",
erkundigte er sich beiläufig.
"Deschner?"
"Ja."
"Ich habe ihm den Bauch aufgeschlitzt."
"Alle Achtung."
"Das, was er mit mir vorhatte, war nicht sehr nett."
Erikson lächelte gequält.
"Wenn Sie meinen..."
"Erzählen Sie etwas über Khalil."
Ich hörte meine eigene Stimme diesen Namen aussprechen und hatte gleichzeitig das Gefühl, in dieser Sekunde neben mir selbst zu stehen. Verdammt! Ich hatte Eriksons Köder geschluckt.
Er hatte einen Namen fallenlassen und jetzt war ich neugierig und hing an seiner Angel.
"Khalil ist Libanese. Er vermittelt alles, womit sich Geld zu machen verspricht."
"Auch Killer?"
"Das nur in diesem speziellen Fall. Eigentlich ist er im Waffen-und Drogengeschäft einschlägig bekannt. Aber es gibt Dinge, die sind noch wertvoller."
"Und was zum Beispiel?"
"Ein menschliches Gehirn - vorausgesetzt, es handelt sich um ein überdurchschnittliches Exemplar."
"Was hat Khalil mit Krylenko zu tun?"
Erikson zögerte etwas. Indessen stellte ich den zweiten Korbsessel wieder hin und setzt mich.
"Khalil hat den Auftrag bekommen, dafür zu sorgen, dass Krylenko sicher an seinen Bestimmungsort gelangt."
"Und der wäre?"
"Tja, was glauben Sie wer alles wie viel dafür zahlen würde, um das herauszubekommen!" Der Schwede zuckte die Achseln. "Ich weiß es nicht."
Ich musterte ihn.
"Sie lügen."
"Nein, ich lüge nicht. Was glauben Sie, weshalb Krylenko erst nach Frankfurt kommt und nicht direkt dorthin fliegt, wo man ihn sehnsüchtig erwartet?"
"Seine eigenen Leute würden ihn abfangen", riet ich.
"Falsch", erwiderte er ächzend."Man will verhindern, dass jemand weiß, wohin seine Reise geht. Er muss sozusagen im Nichts verschwinden. Krylenko wird auch von Frankfurt aus nicht direkt zu seinem Ziel gelangen - oder glauben Sie, die Staaten, die Interesse an ihm haben, wollen sich eine Woche später am internationalen Pranger wiederfinden, wenn sich das vermeiden lässt?"
"Und für diese Vernebelung ist Khalil zuständig?"
"Ja", nickte er.
Vielleicht stimmte es, was er sagte.
"Mit anderen Worten: Khalil ist auch nichts weiter als ein Handlanger."
Erikson hob mit einer hilflos wirkenden Geste beide Hände.
"Ja, so ist es", gab er dann zu.
"Und für wen?"
"Ich sagte schon, dass ich es nicht weiß."
"Ach kommen Sie schon! Sie haben sicher eine Vermutung!"
"Es gibt mehrere Kandidaten, aber bei keinem von ihnen können wir uns wünschen, das ihm das Wissen von Herrn Krylenko zur Verfügung steht."
"Wer ist wir?"
Er zeigte die Zähne, während er lächelte.
"Sie und ich. Und der Rest der Menschheit - von ein paar Ausnahmen abgesehen."
"Ein bisschen genauer, bitte!", forderte er.
Aber er sagte keinen Ton mehr.
3
Ein dumpfes Geräusch ließ mich herumfahren. Für Erikson war es schon zu spät. Ein Projektil hatte ihm die Stirn zertrümmert und sein Gehirn in den Sessel genagelt, in dem er saß. Ich warf mich zu Boden, während die Kugel, die für mich bestimmt gewesen war, meine Sessellehne zerfledderte und dahinter das Holz der Wandvertäfelung splittern ließ.
Ich rollte mich am Boden ab und feuerte augenblicklich zurück in Richtung der offenen Terrassentür. Eine Scheibe ging zu Bruch. Für einen Sekundenbruchteil sah ich ein Gesicht. Dunkler Bart, dunkler Teint und sehr feingeschnittene Züge. Dann war es weg.
Ich war schnell wieder auf den Beinen und tastete mich zur Tür vor. Als ich den Kopf etwas vorstreckte, schoss der Kerl