Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane. Alfred Bekker

Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane - Alfred Bekker


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Kreuz gemacht hatte.

      Ein Kreuz...

      Eine makabere, unfreiwillige Symbolik.

      Ich hoffte, dass es nicht dasselbe bedeutete, wie jenes Kreuz, das Tinas Adresse bezeichnete!

      Mit dem BMW dauerte es eine knappe halbe Stunde, bis ich den Ferienpark erreicht hatte.

      Ich stellte an einer etwas einsameren Stelle den Wagen für einen Moment an den Straßenrand, griff mir den Koffer mit der Pistole und nahm die Waffe heraus. Ich lud sie und steckte sie seitlich in Jackett-Tasche. Den Schalldämpfer ließ ich im Koffer. Der machte die Waffe zu lang und unförmig. Und im Moment hatte ich ja auch keineswegs die Absicht jemanden zu erschießen. Jedenfalls nicht, wenn es sich vermeiden ließ.

      Schließlich fuhr ich weiter und suchte nach der Hausnummer, die auf der Karte angegeben gewesen war.

      Schließlich fand ich sie. Sie gehörte zu einem schmucken Holzhaus mit Balkon und einer Grundstücksparzelle von vielleicht fünfhundert Quadratmetern. Ein Wagen stand in der Einfahrt, daher war anzunehmen, dass der Besitzer zu Hause war. Ich ließ den BMW ein paar Meter weiter stehen und näherte mich dann dem Haus. Ein Mann schob sein Surfbrett auf einem kleinen Handwagen an mir vorbei und wollte offenbar in Richtung See damit. Er sah mich kurz an, aber durch die superdunkle Sonnenbrille, die er trug, konnte er vermutlich ohnehin nicht allzuviel erkennen.

      Ich wartete, bis er weg war.

      Mein Blick ging die Fenster des Holzhauses entlang. In einem der Räume brannte Licht, obwohl es jetzt heller Tag war. Ich überprüfte den Sitz meiner Automatik und entschied mich dann, es erst einmal mit dem geraden und direkten Weg zu versuchen.

      An der Haustür gab es sogar eine Klingel. Ich drückte auf den Knopf. Zweimal, kurz hintereinander. Aber es reagierte niemand. Ich hatte die Rechte in der Jackentasche und umklammerte den Pistolengriff. Noch einmal wollte ich nicht unvorbereitet in die Falle gehen. Man soll das Glück schließlich nicht herausforden.

      Ich versuchte es noch einmal mit der Klingel und wieder ohne Erfolg. Aber ich war überzeugt davon, dass jemand im Haus war. Möglich, dass dieser Jemand mich gar nicht sehen wollte. Ich umrundete das kleine Haus. Nach hinten hinaus war eine Terrasse. Die gläserne Hebetür stand offen.

      Ich zog die Automatik. Sicher war sicher. Und dann tastete ich mich vorsichtig in dieses Nur-Dach-Haus, von dem ich mir unter anderen Umständen gewünscht hätte, es würde mir gehören.

      Nachdem ich die Gardinen zur Seite geschlagen hatte, hatte ich freie Aussicht auf ein ziemlich derangiertes Wohnzimmer.

      Zwei der drei Korbsessel waren umgestoßen, der niedrige Glastisch hatte einen Sprung.

      Ich sah etwas Rotes auf dem Teppichboden.

      Blut.

      Ich dachte an das Kreuz und lauschte. Aber da war nichts zu hören. Langsam ahnte ich, dass ich hier auf niemanden mehr stoßen würde. Zumindest auf niemanden, der noch lebte. Es war so, wie ich anfangs vermutet hatte. Deschner hatte hier einen Job auszuführen gehabt und ihn ganz offensichtlich auch erledigt.

      Das Wohnzimmer sah aus, wie nach einem Kampf und ich fragte mich, ob Deschner wirklich so ein Stümper gewesen war, dass er eine solche Arbeit nicht einigermaßen sauber über die Bühne bringen konnte.

      Vielleicht hatte es ja auch am Gegner gelegen.

      Als ich in den Flur trat, sah ich erneut einen Blutfleck und noch etwas anderes. Etwas, das mir einen Stich versetzte.

      Eine Brille.

      Eine Brille deren Gläser so dick waren, dass sie den Sturz aus Gesichtshöhe besser überstanden hatten, als die Fassung.

      Langsam brachte ich zwei und zwei zusammen. Ich lief die Treppe hinauf. Davon abgesehen, dass ich immer noch die Automatik in der rechten hielt, war nicht mehr besonders vorsichtig. Ich warf in jeden der vier Räume, die sich im Obergeschoss befanden einen kurzen Blick. Im Bad wurde ich dann fündig.

      Ich sah einen Mann, dessen Hände und Füße mit Klebeband gefesselt waren. Er hing halb in der Badewanne, die bis über den Rand gefüllt war. Ein roter Strom von Blut war aus einer Platzwunde an der Stirn gekommen und hatte sich mit dem Wasser in der Wanne vermischt. Ich steckte die Automatik weg und zog den Kopf etwas in die Höhe, damit ich das Gesicht sehen konnte. Es wunderte mich kaum noch, als ich in die verzerrten Züge des grauen Mannes blickte.

      Jemanden immer wieder bis kurz vor dem Ertrinken unter Wasser zu tauchen war eine der ältesten Foltermethoden und erfreute sich zumindest seit dem Mittelalter einer gleichbleibend hohen Beliebtheit. Und genau das hatte man man mit dem hier gemacht.

      Letztlich war er aber wohl nicht durch Ertrinken gestorben, sondern durch Genickbruch. Sein Mörder - ich nahm an, das es Deschner war - hatte offenbar auf Nummer sicher gehen wollen. Oder das Ertränken war ihm schlicht zu zeitraubend gewesen, nachdem er alle Antworten bekommen hatte, die er brauchte.

      Zum Beispiel meine Adresse.

      Tinas Adresse.

      Verdammt.

      2

      Ich ließ den Kopf des grauen Mannes zurück in das Gemisch aus Blut und Wasser sinken, wandte mich halb herum und blickte dann direkt in eine Revolvermündung.

      Dahinter sah ich ein braungebranntes Gesicht, das jetzt angewidert verzogen war.

      Blonde Haare umrahmten eine hohe Stirn. Und dann war da dieses geschmacklose Knitterjackett...

      Es war der Mann, den ich als Erikson kennengelernt hatte.

      Er hatte sich äußerst geschickt angeschlichen. Jedenfalls hatte ich nichts von ihm gehört.

      Er hatte vermutlich genau wie ich das Ferienhaus in diesem Zustand vorgefunden, wahrscheinlich schon bei der Treppe gehört, dass oben jemand war. Ich. Aber jetzt war er doch überrascht, wenigstens für den Bruchteil einer Sekunde - und den nutzte ich.

      Ich wirbelte herum und ließ den Fuß hochschnellen. Es war nicht ganz ohne Risiko, aber ich traf seine Waffe so gut, dass sie im nächsten Moment durch den Raum segelte und dann krachend einen der Spiegelschränke blind machte, bevor sie zu Boden fiel. Ehe er seine Sinne wieder geordnet hatte, hatte ich bereits den zweiten Tritt angesetzt, diesmal mit dem anderen Fuß. Ich erwischte ihn genau am Solar Plexus und sah seine Augen aus ihren Höhlen heraustreten. Ihm blieb die Luft weg, während die Wucht des Fußtritts ihn durch die halboffene Badezimmertür hinausbeförderte. Er stolperte rückwärts und knallte ächzend gegen das Treppengeländer. Ich hatte Zeit, in aller Ruhe aus dem Bad herauszukommen und die Automatik aus der Jackett-Tasche herauszuziehen und zu entsichern. Ich hielt die Waffe auf seinen Kopf gerichtet und das schien


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