Kreativitätstechniken. Egon Freitag

Kreativitätstechniken - Egon Freitag


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anstehenden Aufgaben werden in einem Aktionsplan erfasst. Um diese nach ihrer Priorität zu ordnen, eignet sich eine Matrix, also ein rechteckig angeordnetes Schema mit Zeilen und Spalten, in das zusammengehörende Einzelfaktoren eingetragen werden. Dies kann auf einer Pinnwand erfolgen, um sie ständig im Blickfeld zu haben. Die Moderationskarten mit den notierten Ideen werden in das entsprechende Feld eingefügt.

      3 Die Dringlichkeit und der Bearbeitungsstand werden mit einer Zeitskala erfasst (nach Tagen, Wochen, Monaten oder mit einer Jahresskala). Die Wichtigkeit kann in Prozenten oder in den Kategorien „hoch“, „mittel“ und „niedrig“ angegeben werden. (vgl. Mencke, 2006, S. 170–173; Mencke, 2012, S. 105–108)

       Vorteile:

      Diese Methode ist leicht verständlich und kann gut visualisiert und präsentiert werden, z. B. in einer Matrix, durch Grafiken oder Wertetabellen. Durch die ABC-Analyse können eine Vielzahl von Ideen, Aufgaben, Probleme sowie größere Datenmengen nach ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit klassifiziert und bewertet werden.

       Nachteile:

      Die ABC-Analyse verfolgt nur quantitative Einflussgrößen. Qualitätsprobleme oder komplexe Hintergründe werden damit nicht erfasst.

       Einsatzmöglichkeiten:

      Neben ihrem Einsatzbereich in der Materialwirtschaft, z. B. zur Reduzierung der Lagerkosten, wird die ABC-Analyse auch im Personal- und Projektmanagement, in der Organisationsanalyse und Aufgabenpriorisierung sowie im Innovationsmanagement verwendet. Sie kann zur Verbesserung von Planungsprozessen beitragen und zur Verringerung der Verwaltungskosten. (vgl. Aerssen/Buchholz, 2018, S. 90)

      Diese Kreativitätstechnik eignet sich für Einzel- und Teamarbeit.

      Lit.: Aerssen, B. v./Buchholz, Ch. (Hrsg.): Das große Handbuch Innovation. 555 Methoden und Instrumente für mehr Kreativität und Innovation im Unternehmen. München 2018; Dickie, H. F.: ABC Inventory Analysis Shoots for Dollars, not Pennies. In: Factory Management and Maintenance, July 1951, Vol. 109, pp. 92–94; Mencke, M.: 99 Tipps für Kreativitätstechniken. Ideenschöpfung und Problemlösung bei Innovationsprozessen und Produktentwicklung. (Das professionelle 1 x 1). Berlin 2006; Ders.: Kreativitätstechniken – Kreative Problemlösung und Entscheidungsfindung. Berlin 2012.

      ABC-Wortliste (ABC word list): auch als ABC-Kreativ-Technik bezeichnet, von der Management-Trainerin und Sachbuchautorin Vera F. Birkenbihl (*1946–2011) entwickelt. Auf der Suche nach kreativen Problemlösungen empfiehlt sie, eine alphabetische Liste zu erstellen, um durch zufällig ausgewählte Begriffe über ein Thema nachzudenken.

      Die Technik besteht aus drei Denk-Tools:

      1 frei-assoziatives Nachdenken über einen Begriff, um Assoziationen zu einem Thema zu finden;

      2 der Stadt-Land-Fluss-Effekt, d. h. die Nutzung des bereits vorhandenen Wissens-Rasters im Kopf;

      3 Anwendung der Reizwort- bzw. Wortfindungstechnik, z. B. ein Lexikon an einer beliebigen Stelle aufschlagen. Das aufgeschlagene Reizwort kann zu assoziativen oder bisoziativen Zufallsverknüpfungen führen, dadurch Denkblockaden lösen, wodurch überraschende Lösungsansätze aufgezeigt werden können.

       Durchführung:

      1 Zu einer vorgegebenen Aufgabenstellung wird eine vorbereitete Blanko-Alphabetliste von jedem Teilnehmer ausgefüllt. Dazu notieren sie Stichwörter, Vorschläge, Geistesblitze u. a. Dafür sind 90 Sekunden vorgesehen. Hierbei kommt es vor allem auf Quantität, nicht auf Qualität an.

      2 Anschließend können die Listen dazu genutzt werden, um von den Teilnehmern Begriffe und Einfälle nachzutragen. Die Listen können aber auch sichtbar für alle Beteiligten an der Wand oder auf Flipcharts angebracht werden. Die Mitwirkenden „wandern“ ohne festgelegte Reihenfolge zu den einzelnen Papierbogen und notieren stichwortartig ihre spontanen Einfälle und Ideen zu den einzelnen Aufgabenstellungen (→ Brainwalking).

      Die ABC-Wortliste wird meist individuell durchgeführt und ergibt einen Ideen-Pool. Diese Kreativitätstechnik kann durch ein → Brainstorming oder ein → Brainwriting ergänzt werden. (vgl. Luther, 2013, S. 199)

       Vorteile:

      Durch die ABC-Wortliste werden Ideen und Lösungsansätze erzeugt. Dadurch kann die Lösungssuche erleichtert und vorstrukturiert werden. Diese Technik fördert die Spontaneität der Team-Mitglieder.

       Nachteile:

      Bei dieser Kreativitätstechnik wird die Blanko-Alphabetliste unter restriktiver Zeitvorgabe, in 90 Sekunden ausgefüllt, so dass keine Zeit zum Nachdenken bleibt. Allerdings besteht die Möglichkeit, Einfälle, Ideen oder Begriffe anschließend nachzutragen.

       Einsatzmöglichkeiten:

      Diese Kreativitätstechnik dient der Ideenfindung und Problemanalyse. Sie eignet sich sehr gut als Feedback-Methode in der Evaluierungsphase einer Idee.

      Diese Technik kann sowohl von Gruppen als auch von Einzelpersonen durchgeführt werden.

      Lit.: Birkenbihl, V. F.: ABC-Kreativ. Techniken zur kreativen Problem-Lösung. München 2004; Luther, M.: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Wie Sie in vier Schritten mit Pfiff und Methode Ihre Problemlösungskompetenz entwickeln und zum Ideen-Profi werden. Bonn 2013.

      Ablaufanalyse (procedural analysis) auch Ablaufschema (work schedule), Ablaufdiagramm, Flussdiagramm: die Durchführung des kreativen Problemlösungsprozesses; die Darstellung der Verfahrens- und Handlungsabläufe und des Informationsflusses. Der kreative Problemlösungsprozess erfolgt in mehreren Stufen. Bei einer schwierigen Aufgabe stellt sich zunächst die Frage nach der Problemfindung. Aus einer vagen Problemsituation heraus muss das eigentliche Problem erst definiert werden, damit eine optimale Lösung ermöglicht wird. Es kommt darauf an, die richtigen Fragen zu stellen und das Problem so zu formulieren, dass sich eine oder mehrere Lösungsmöglichkeiten daraus ableiten lassen. Die Denk- und Problemlösungsstrategien beinhalten die Informationssuche, Informationsselektion, Risikofestlegung, die überschaubare Begrenzung des Problemgebietes und das Auffinden eines vorher nicht bekannten Lösungsweges, mit dessen Hilfe man von einem gegebenen Anfangszustand zu einer gewünschten Zielstellung gelangen kann. Die Lösung eines Problems erfordert die Erfassung des Kerns eines Problems, die Fähigkeit, für die Bearbeitung eines Problems den optimalen Ansatz zu finden, und die Fähigkeit, sich richtig zu entscheiden.

       Durchführung:

      Die meisten Kreativitätstechniken haben folgendes Ablaufschema:

      1 Einführung in die ausgewählte Technik und Bekanntmachung mit den Regeln

      2 Problemformulierung: Problemstellung, Problemerklärung, Neuformulierung des Problems und Erarbeitung erster spontaner Lösungsideen

      3 Durchführung der Technik

      4 Bewertung (vgl. Pohl, 2012, S. 84).

      Ein erweitertes Verfahren zur Problemlösung nennt Marco Mencke:

      1 Problemsammlung

      2 Problemauswahl

      3 Problemdefinition

      4 Problemanalyse, Ursachenanalyse

      5 Zielsetzung

      6 Entwicklung möglicher Lösungen

      7 Bewertung und Entscheidungsfindung

      8 Aktionsplanung

      9 Umsetzung

      10 Erfolgskontrolle (Mencke, 2012, S. 46 f.)

       Vorteile:

      Durch die systematische Vergegenwärtigung der einzelnen Phasen und durch das Aufzeigen ihrer Beziehungen untereinander werden die Probleminhalte erschlossen. Die Ablaufanalyse dient dem Ziel, Schwachstellen zu erkennen und zu beseitigen. Sie erleichtert damit die Lösungsfindung.


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