Kreativitätstechniken. Egon Freitag

Kreativitätstechniken - Egon Freitag


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russischen Wissenschaftler Genrich Soulovich Altschuller (1926–1998) entwickelt. Zwischen 1956 und 1985 entwarf er dazu elf Versionen.

       Durchführung:

      Die wichtigsten Arbeitsschritte der Fassung ARIZ 68 lauten:

      1 Wahl der Aufgabe

      2 Präzisierung der Bedingungen der Aufgabe

      3 Analytisches Stadium

      4 Operatives Stadium

      5 Synthetisches Stadium (vgl. Zobel, 2007, S. 45–47; Zobel, 2009, S. 88 f.; Zobel, 2011, S. 26–29)

      Die letzte Fassung von Altschuller besteht aus drei Phasen, die jeweils mehrere Stufen enthalten:

      1 Restrukturierung des OriginalproblemsAnalyse des SystemsAnalyse der RessourcenFormulierung des idealen Endresultats und des physikalischen Widerspruchs

      2 Auflösung des physikalischen WiderspruchsLösen des physikalischen WiderspruchsAnwenden von physikalischen Effekten, Standardlösungen und LösungsprinzipienÄnderung der Problemstellung

      3 Analyse der Lösungkritische Durchsicht der Lösung (review) und Analyse der Auflösung des physikalischen WiderspruchsMaximieren der Verwendbarkeit der LösungRückblick aller Schritte der ARIZ-Methode (vgl. Hentschel/Gundlach/Nähler, 2010, S. 122 f.)

      Die Lösung des Problems wird erreicht, indem folgende Schritte durchlaufen werden, hier in einer vereinfachten Darstellung:

      1 Problemanalyse

      2 Analyse des Problemmodells

      3 Formulierung des → Idealen Endresultats (IER) und des physikalischen Widerspruchs

      4 Einsatz von Stoff-Feld-Ressourcen

      5 Anwendung der Wissensbasis

      6 Modifikation der Problemstellung

      7 Überprüfung der Widerspruchslösung

      8 Maximierung der Verwendbarkeit der Lösungen

      9 Analyse des Problemlösungsprozesses (vgl. Harmeier, 2009, S. 126)

      Dabei können auch einzelne Schritte wiederholt werden, oder es kommt zu sogenannten Rückkopplungsschleifen.

       Vorteile:

      ARIZ ist ein schrittweiser Prozess, um eine komplexe Problemsituation über die Formulierung des technischen bzw. physikalischen Widerspruchs in ein exakt definiertes Problemmodell zu transferieren. Alle zur Verfügung stehenden Ressourcen werden mobilisiert und Lösungswege erarbeitet, die auf das → Ideale Endresultat (IER) gerichtet sind.

       Nachteile:

      Die Ideen und Lösungswege sind sehr komplex und erfolgen auf hohem erfinderischem Niveau. Die Strategien führen zu Lösungen aus anderen Gebieten, deren Übertragung und Anpassung auf das eigene Problem die eigentliche kreative Leistung darstellen. Diese Kreativitätstechnik ist für unerfahrene Trainer weniger geeignet. Auch der Zeitaufwand für die Vorbereitung und Durchführung ist verhältnismäßig hoch und dauert etwa zwei Tage.

       Einsatzmöglichkeiten:

      Die Kreativitätstechnik ARIZ dient der Lösung von Erfindungsproblemen und komplexen Problemsituationen und eignet sich für die Teamarbeit.

      Lit.: Altschuller, G. S.: Erfinden – (K)ein Problem? Anleitung für Neuerer und Erfinder. Berlin 1973; Ders.: Creativity as an exact science. The theory of the solution of inventive problems. Gordon and Breeach Science Publishers. New York 1984; Ders.: Erfinden. Wege zur Lösung technischer Probleme. Berlin 1984; Altschuller, G. S./Seljuzki, A.: Flügel für Ikarus. Über die moderne Technik des Erfindens. Leipzig, Jena, Berlin 1983; Altshuller, G. S./Shulyak, L.: And suddenly the inventor appeared. TRIZ, the theory of inventive problem solving. Worcester 2004; Harmeier, J.: Originelle Kreativitätstechniken. Kissing 2009; Hentschel, C./Gundlach, C./Nähler, H. Th.: TRIZ – Innovation mit System. München 2010; Klein, B.: TRIZ – Tipps. Methodik des erfinderischen Problemlösens. München 2007; Luther, M.: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Wie Sie in vier Schritten mit Pfiff und Methode Ihre Problemlösungskompetenz entwickeln und zum Ideen-Profi werden. Bonn 2013; Zobel, D.: Kreatives Arbeiten. Methoden – Erfahrungen – Beispiele. Renningen 2007; Zobel, D.: Systematisches Erfinden. Methoden und Beispiele für den Praktiker. 5. Aufl., Renningen 2009; Zobel, D.: TRIZ für Alle – Der systematische Weg zur Problemlösung. 4. Aufl., Renningen 2018.

      Arthur-D.-Little-Technik → Little-Technik

      Assoziationstechniken (techniques of association): auch als → Brain-Techniken bezeichnet.

      Diese beruhen auf der Verknüpfung von gedanklichen Vorstellungen, Begriffen, Informationen oder Aussagen, also von bestimmten Bewusstseinsinhalten, wobei eine Vorstellung gleichzeitig eine oder mehrere andere nach sich zieht. Dadurch entstehen Assoziationsketten, die als Grundlage der Gedächtnisleistung gelten, wie z. B. für das produktive Denken. Die Entstehung einer Assoziation erfolgt auf Grund einer Ähnlichkeit oder Gegensätzlichkeit, eines räumlichen Zusammenhangs oder der zeitlichen Aufeinanderfolge bzw. weiterer Voraussetzungen, wie z. B. der Dauer und Lebhaftigkeit des Eindrucks. Auch emotionale Faktoren (Bedürfnisse, Interessen) sind für die Bildung einer Assoziation maßgebend. Die Assoziationstheorie beinhaltet die Lösung eines neuen Problems aus dem Assoziationstransfer von alten Situationen auf die neue Situation, d. h. die Übertragung der im Zusammenhang mit einer bestimmten Aufgabe erlernten Vorgänge und gedanklichen Vorstellungen auf eine neue Aufgabe.

      Die moderne Assoziationspsychologie beurteilt den kreativen Prozess als eine Umwandlung der Beziehungen zwischen Bewusstseinsinhalten zu neuen Gedankenverbindungen bzw. zu neuartigen Lösungsansätzen. Dabei können auch Analogien sowie ungewöhnliche, zunächst abwegig erscheinende Assoziationen wichtig sein. Die assoziative Informationsverarbeitung kann auch im Traum erfolgen. Unbewusste Assoziationen treten besonders in der Inkubationsphase des kreativen Prozesses auf. Die Überwindung von Kreativitätsblockaden und die Freisetzung von unbewussten Erinnerungen sowie das freie, unbewusste Gedankenspiel können neuartige Assoziationen ermöglichen.

      Der bekannteste Vertreter der assoziationspsychologischen Kreativitätstheorie ist der US-amerikanische Psychologe und Kreativitätsforscher Sarnoff A. Mednick (1928–2015). Er definiert Kreativität als eine Umformung assoziativer Elemente, d. h. erkenntnismäßiger Einheiten, die Bezug zu anderen Einheiten haben, zu neuen Verknüpfungen, die spezifischen Anforderungen entsprechen oder auf irgendeine Weise nützlich oder angemessen sind. Je entfernter die Elemente der neuen Kombinationen voneinander sind, desto kreativer ist der Prozess oder die Lösung. Nach Mednicks Auffassung bildet die geistige Beweglichkeit die Basis für kreative Leistungen. Auch das Denken versteht er als Bildung von Assoziationsketten.

      Wir unterscheiden zwei Kategorien von Assoziationstechniken:

      1 Techniken der freien Assoziation: Durch freies Assoziieren sollen die Teilnehmer ermutigt werden, ihre Ideen und Vorschläge frei und unzensiert zu äußern und daraus Ideenkombinationen abzuleiten. Dazu gehören Brainstorming, Brainfloating, Brainwriting, Mind Mapping, Kartenumlauftechnik, Methode 6-3-5 (Ringtauschtechnik), TILMAG.

      2 Techniken der strukturierten Assoziation: Die Ideenentwicklung verläuft innerhalb einer vorgegebenen Struktur, d. h., die Lösungsmöglichkeiten werden nach bestimmten Denkrichtungen systematisiert. Das Problem wird somit systematisch aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Zu diesen Techniken gehören: Walt-Disney-Strategie, Hutwechsel-Methode, Semantische Intuition.

      Je größer die Anzahl von Assoziationen ist, die eine Person zu den erforderlichen Elementen eines Problems entwickelt, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer kreativen Lösung kommt.

      Lit.: Mednick, S. A.: The associative basis of the creative process. In: Psychological Review, 69, 1962, pp. 220–232; dt. Übers.: Die assoziative Basis des kreativen Prozesses. In: Ulmann, G. (Hrsg.): Kreativitätsforschung. Köln 1973, S. 287–304; Mednick, S. A./Mednick, M. T.: An associative


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