Kreativitätstechniken. Egon Freitag

Kreativitätstechniken - Egon Freitag


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      Diese Kreativitätstechnik dient der Ideenfindung und unterstützt die Anwender bei der Suche nach völlig neuen Lösungsansätzen. Sie wirkt inspirierend und fördert innovatives Denkverhalten. Die Analogie-Technik wird vor allem in der → klassischen und → visuellen Synektik sowie in der → Bisoziation verwendet, jedoch ist die Analogiebildung in fast allen Kreativitätstechniken von zentraler oder ergänzender Bedeutung, denn durch Analogieschlüsse wurden bereits zahlreiche Probleme erfolgreich gelöst. Die Lösung eines Problems soll mit Hilfe einer bekannten Lösung eines ähnlichen Problems gefunden werden. Eine Analogie kann auf verschiedenen Ebenen transferiert werden:

      1 direkter Transfer einer bestehenden Technologie in einen neuen Kontext

      2 Transfer struktureller Merkmale

      3 teilweise Übertragung von Funktionsprinzipien

      4 die Nutzung einer Analogie zur Ideenanregung (vgl. Herstatt, 2010, S. 373).

      Bei der Suche nach Analogien können auch spezielle Knowledge brokers (Wissensmakler) beauftragt werden, die mit mehreren Branchen oder Industrie-Unternehmen vertraut sind, die sonst kaum Kontakt zueinander haben. Sie können den Transfer von Ideen und Lösungen aus einem Bereich in andere Bereiche unterstützen und fördern. Ein Knowledge broker ist z. B. das US-amerikanische Design-Unternehmen IDEO. (vgl. Herstatt, 2010, S. 371, 374; Kelley, 2001: Kelley/Littman, 2002.)

      Diese Kreativitätstechnik eignet sich besonders für die Teamarbeit, kann aber auch individuell durchgeführt werden.

      Lit.: Arbinger, R.: Psychologie des Problemlösens. Eine anwendungsorientierte Einführung. Darmstadt 1997; Hargadon, A.: How breakthroughs happen: the surprising truth about how companies innovate. Harvard Business School Press, Boston, Massachusetts 2003; Herstatt, C.: Analogien für die Produktinnovation systematisch nutzen. In: Harland, P. E./Schwarz-Geschka, M. (Hrsg.): Immer eine Idee voraus. Wie innovative Unternehmen Kreativität systematisch nutzen. Lichtenberg (Odw.) 2010, S. 365–374; Kelley, T., with J. Littman: The art of innovation: Lessons in creativity from IDEO, America’s leading design firm. New York et al. 2001; Kelley, T./Littman, J.: Das IDEO Innovationsbuch. Wie Unternehmen auf neue Ideen kommen. München 2002; Leonard, D./Rayport, J. F.: Spark innovation through empathic design. In: Harvard Business Review on Breakthrough Thinking. (A Harvard business review paperback). Boston, MA 1999, pp. 29–55; Reeves, L. M./Weisberg, R. W.: The role of content and abstract information in analogical transfer. In: Psychological Bulletin, Vol. 115, 3, 1994, pp. 381–400; Roth, S.: Kreativitätstechniken. Ideen produzieren, Probleme lösen – allein oder im Team. Praxis-Wissen kompakt, Bd. 7, Bonn 2011; Schildt, K./Herstatt, C./Lüthje, C.: How to use analogies for breakthrough innovations. Technische Universität Hamburg-Harburg. Arbeitsbereich Technologie- und Innovationsmanagement. Hamburg 2004; Vohle, F.: Analogietraining. In: Reinmann, G./Mandl, H. (Hrsg.): Psychologie des Wissensmanagements. Perspektiven, Theorien und Methoden. Göttingen, Bern, Toronto, Seattle, Oxford, Prag 2004, S. 341–350.

      And-also-Methode (and-also-method): eine Variante des klassischen → Brainstormings. Diese Kreativitätstechnik sieht vor, dass man nur dann eine eigene Idee einbringen darf, wenn man an der Idee des Vorgängers wenigstens einen Vorzug hervorgehoben hat.

       Durchführung:

      Jeder Lösungsvorschlag muss erst in der Gruppe ausdiskutiert werden, bevor ein neuer genannt wird. Durch den intensiven Gedankenaustausch wird die Teilnehmerzahl auf vier bis sieben Personen begrenzt. Zur Veranschaulichung der vorgetragenen Ideen eignen sich Pinnwand, Flipchart oder Tafel. Der Zeitbedarf für diese Kreativitätstechnik wird mit einer Stunde angegeben. Ein Moderator ist notwendig.

       Vorteile:

      Diese Methode zwingt zum genauen Zuhören und bringt die positiven Gedanken und Vorschläge der einzelnen Teilnehmer allen Gruppenmitgliedern ins Bewusstsein. Das hat den Vorteil, diese mit eigenen Gedanken zu verknüpfen.

       Nachteile:

      Die Anwendung dieser Methode wird jedoch nur bedingt empfohlen, denn durch die sofortige Bewertung und Kritik werden die Mitarbeiter kaum außergewöhnliche Ideen, spontane Einfälle und Vorschläge zu einem Projekt bzw. zu einem Problem unbefangen äußern, aus Furcht, sich zu blamieren. Diese Methode widerspricht damit den wichtigsten Regeln des klassischen Brainstormings.

       Einsatzmöglichkeiten:

      Diese Technik eignet sich zur Lösungsfindung für einfache bis mittelschwere Analyse- und Konstellationsprobleme (→ Problemgruppen). (Mehrmann, 1994, S. 34) Die Durchführung erfolgt im Team.

      Lit.: Mehrmann, E.: Schnell zum Ziel. Kreativitäts- und Problemlösungstechniken (Reihe Arbeitstechniken im Unternehmen). Düsseldorf und Wien 1994; Schlicksupp, H.: Führung zu kreativer Leistung. So fördert man die schöpferischen Fähigkeiten seiner Mitarbeiter (Praxiswissen Wirtschaft; 20), Renningen-Malmsheim 1995.

      Anonymes Brainstorming (anonymous brainstorming): Im Unterschied zum klassischen → Brainstorming wird den Teilnehmern bereits vor der Sitzung das zu lösende Problem mitgeteilt. Sie notieren individuell ihre Lösungsansätze auf Zettel oder Karteikarten und reichen sie bereits vor der Sitzung ein.

       Durchführung:

      1 Die Teilnehmer erhalten vor der Sitzung die Aufgabenstellung und eine Problembeschreibung.

      2 Die Mitwirkenden sollen zunächst individuell nach neuen und originellen Ideen suchen. Dazu können sie Arbeitsblätter, Moderationskarten oder eine Textbearbeitungs-Software verwenden.

      3 Die vorbereiteten Notizen mit den Ideen und Lösungsvorschlägen werden einer Vertrauensperson übergeben oder anonym in einen Briefkasten gesteckt.

      4 Während der Ideen-Beratung verliest der Moderator die einzelnen Vorschläge. Die Beteiligten versuchen wiederum, die eingereichten Ideen weiterzuentwickeln.

      Die Anzahl der Teilnehmer wird mit vier bis sieben angegeben. Diese Methode ist aber auch für größere Gruppen geeignet.

       Vorteile:

      Die Vorteile des anonymen Brainstormings sind: Die Teilnehmer hatten genügend Zeit, sich auf die Sitzung vorzubereiten. Ihnen wird die Befangenheit genommen, ihre Einfälle und Lösungsvorschläge vor der Gruppe frei zu äußern. Damit schwindet die Angst, sich zu blamieren. Auch brisante Themen, originelle und ungewöhnliche Ideen können angesprochen werden, weil die Anonymität gewahrt bleibt. Dabei findet ein Wechsel zwischen Einzel- und Gruppenarbeit statt. Für die Lösungsfindung stehen sowohl die individuellen Vorschläge als auch die Anregungen der Gruppe zur Verfügung.

       Nachteile:

      Der wesentliche Nachteil besteht darin, dass die Teilnehmer bereits zu Beginn der Gruppenarbeit auf ihre eigenen Lösungsansätze festgelegt sind. (vgl. Schröder, 2005, S. 157–159)

       Einsatzmöglichkeiten:

      Diese Technik empfiehlt sich dann, wenn die Teilnehmer ihre persönlichen Ideen und Lösungsvorschläge nicht gern in der Gruppe äußern oder wenn in einer Gruppe mit Konflikten zu rechnen ist. Auch in schwierigen Situationen sollen die Mitarbeiter frei und ungezwungen neue Ideen und Vorschläge hervorbringen. Mit dieser Methode können sie anonym bleiben, ohne eventuelle Nachteile zu befürchten.

      Bei dieser Kreativitätstechnik findet ein Wechsel zwischen Einzel- und Gruppenarbeit statt.

      Lit.: Knieß, M.: Kreatives Arbeiten. Methoden und Übungen zur Kreativitätssteigerung (Beck-Wirtschaftsberater), München 1995; Mehrmann, E.: Schnell zum Ziel. Kreativitäts- und Problemlösungstechniken (Reihe Arbeitstechniken im Unternehmen). Düsseldorf und Wien 1994; Schröder, M.: Heureka, ich hab’s gefunden! Kreativitätstechniken, Problemlösung und Ideenfindung. Herdecke/Bochum 2005.

      ARIZ: Abk. von russ. Algoritm Reshenija Izobretatjelskich Zadacz: Algorithmus zum Lösen erfinderischer Aufgaben (algorithm of the solution of inventive tasks);


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