Theologie des Alten Testaments. Michaela Bauks
Konkel, Michael: Vergebung ohne Umkehr. Die Bundestheologie als theologische Mitte des Pentateuch, in: B. Biberger/M. Gerwing/J. Schmiedl (Hg.). Bundestheologie. Gott und Mensch in Beziehung, Vallendar 2015, 59–82.
Kraus, Hans-Joachim: Geschichte der historisch-kritischen Forschung des Alten Testaments, Neukirchen-Vluyn 41988.
Lauster, Jörg: Prinzip und Methode, Tübingen 2004 (HUT 46).
–: Schriftauslegung als Erfahrungserhellung, in: F. Nüssel (Hg.), Schriftauslegung, Tübingen 2014 (Themen der Theologie 8), 179–206.
Leonhardt, Rochus/Rösel, Martin: Reformatorisches Schriftprinzip und gegenwärtige Bibelauslegung. Ein interdisziplinärer Gesprächsbeitrag zur zeitgemäßen Schrifthermeneutik, in: ThZ 56 (2000), 298–324.
Leuenberger, Martin: Gott in Bewegung. Religions- und theologiegeschichtliche Beiträge zu Gottesvorstellungen im alten Israel, Tübingen 2011 (FAT 76).
Levenson, Jon D.: Warum Juden sich nicht für christliche Theologie interessieren, in: EvTh 51 (1991), 402–430.
Levinson, Bernard M.: Der kreative Kanon. Innerbiblische Schriftauslegung und religionsgeschichtlicher Wandel im Alten Israel, Tübingen 2012.
Nüssel, Friederike: Schriftauslegung als Projekt der Theologie, in: Dies. (Hg.), Schriftauslegung, Tübingen 2014 (Themen der Theologie 8), 239–254.
Oeming, Manfred: Ermitteln und Vermitteln. Grundentscheidungen bei der Konzeption einer Theologie des Alten Testaments, in: Ders., Verstehen und Glauben. Exegetische Bausteine zu einer Theologie des Alten Testaments, Berlin 2003, 9–48.
Perlitt, Lothar: Bundestheologie im Alten Testament, Neukirchen-Vluyn 1969 (WMANT 36).
Reventlow, Henning Graf: Epochen der Bibelauslegung, Bd. 4: Von der Aufklärung bis zum 20. Jahrhundert, München 2001.
Schmidt, Werner H.: Die Frage nach einer ‚Mitte‘ des AT, in: EvTh 68 (2008), 168–178.
Scholem, Gershom: Offenbarung und Tradition als religiöse Kategorien im Judentum, in: Ders., Über einige Grundbegriffe des Judentums, Frankfurt/M. 1970, 101–120.
Schwienhorst-Schönberger, Ludger: Einheit und Vielheit. Gibt es eine sinnvolle Suche nach der Mitte des Alten Testaments?, in: F.-L. Hossfeld (Hg.), Wieviel Systematik erlaubt die Schrift. Auf der Suche nach einer gesamtbiblischen Theologie, Freiburg 2001 (QD 185), 48–87.
Smend, Rudolf: Beziehungen zwischen alttestamentlicher und neutestamentlicher Wissenschaft, in: ZThK 92 (1995) 1–12.
–: Epochen der Bibelkritik. Gesammelte Studien, Bd. 3, München 1991 (BevTh 109), bes. 11–32.
Zimmerli, Walther: Erwägungen zur Gestalt einer alttestamentlichen Theologie, in: Ders., Studien zur alttestamentlichen Theologie und Prophetie. Gesammelte Aufsätze 2, München 1974 (ThB 51), 9–26.
1.2 Das Verhältnis von Theologie und Religionsgeschichte
Beschwichtigungsformel s. u. 2.6
Alttestamentliche Theologiebildung im Kontext
Entdeckungen und Ausgrabungen antiker Stätten und Artefakte des Alten Orients und Ägyptens seit dem 19. Jahrhundert haben verdeutlicht, wie sehr das Alte Testament von dem kulturellen Großraum, in dem es entstand, abhängig ist. Für zahlreiche Themen, Motive, wie Metaphern und (form)sprachliche Anleihen (z. B. das häufig zitierte „Fürchte Dich nicht […]“ in prophetischen Texten) finden sich direkte Parallelen und Analogien in den Nachbarkulturen Israels. Folgerichtig kann auch die Rekonstruktion einer Theologie des Alten Testaments diese Parallelen im Zuge eines angemessenen Verständnisses der biblischen Texte nicht außer Acht lassen. Zwar hat sich die Ende des 19. Jahrhunderts aufkommende Forschung der Religionsgeschichtlichen Schule (H. Gunkel u. a.) anfangs kaum durchsetzen können, sondern ist stattdessen – insbesondere in den exegetisch-theologischen Entwürfen – Einflüssen gewichen, die stark von der systematischen Theologie (z. B. durch die Theologie Karl Barths) geprägt waren. Doch treten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts komparatistische Untersuchungen biblischer Texte mit altorientalischem Material neu ins Blickfeld und arbeiten heraus, wie eng die alttestamentlichen Welt-, Menschen- und Gottesbilder mit denen des Alten Orients verwandt sind.19 Parallel zu dieser Entwicklung findet die Rede von „Theologie“, die bislang für den jüdisch-christlichen Kontext reserviert war, auch auf andere alte Kulturen Anwendung, was die Relevanz religionshistorischer Fragestellungen unterstrichen hat.20 Diese Tendenz hat aber auch dazu geführt, dass das Unterfangen, eine „Theologie des Alten Testaments“ zu verfassen, kritisch diskutiert und die Ersetzung durch eine rein religionsgeschichtlich vorgehende Darstellung gefordert wird: Sie soll (1.) konsequent historisch und ohne jegliche dogmatische Gliederungs- und Auswahlkriterien verfasst sein („emisch-etisch“); (2.) als offener Prozess mit doppeltem Ausgang dargestellt sein (Judentum und Christentum); (3.) methodisch aus der historischen Perspektive des Menschen im alten Israel konzipiert sein; (4.) in Auseinandersetzung mit sozialgeschichtlichen und politischen Prozessen und Transformationen stehen, die die Geschichte Israels geprägt haben; (5.) diskursiv die verschiedenen religiösen Aussagen und Entwürfe der biblischen und außerbiblischen Zeugnisse miteinander ins Gespräch bringen; (6.) religionsvergleichend und nicht im (apologetischen) Dienst des Partikularitätsnachweises von israelitischer Religion argumentieren.21 Nun sind diese Kriterien zwar methodisch zwingend und richtig, dürfen aber nicht dazu führen, Theologie im Alten Testament nicht mehr zu thematisieren (zur Kritik B. Janowski; H. Spieckermann; F. Hartenstein). Denn die religionsgeschichtliche Forschung untersucht zwar die religiösen Rahmenbedingungen in Verknüpfung der jeweiligen archäologischen, epigraphischen und ikonographischen Daten und rekonstruiert die Genese des historisch nachvollziehbaren Überlieferungsbestands. Doch möchten die Studien zur alttestamentlichen Theologie über das religiöse Symbolsystem hinaus seine Bedeutung für die Gegenwart erheben. Und dazu bedarf es hermeneutisch kontrollierter Zugangsweisen.22 Die Ausweitung des Theologiebegriffs auf andere Religionen als die jüdisch-christliche zeigt zudem an, dass Theologiebildung ein typisches Merkmal sekundärer Religionserfahrung ist, die um die Differenzierung in Wahrheit und Lüge, richtige und falsche Religion streitet („Mosaische Unterscheidung“). Nach J. Assmann ist es ein Merkmal aller sekundären Religionen, „im Widerspruch und in der produktiven Spannung zwischen einer synkretistischen Religion bzw. Praxis und einer mehr oder weniger orthodoxen Theologie bzw. Theorie“ zu stehen, weshalb die ägyptische Religion zwar Theologie aber keine eigene Apologetik ausgebildet habe.23 Daraus ergibt sich aber auch, dass Theologieschreibung und die historische Daten sammelnde, religionsgeschichtliche Darstellung nicht in Konkurrenz zu setzen sind.
Theologische Strömungen s. u. 2.9
Hinzukommt, dass – anders als in den Nachbardisziplinen, die den Begriff der Theologie im Kontext wissenschaftlich und historisch nachvollziehbarer Rekonstruktionen von aktuell nicht mehr gelebten Religionen begreifen – die historische Rekonstruktion der alttestamentlichen Wissenschaft auf ein angemessenes Verständnis der alten Religion für die Gegenwart zielt. Sie will die weiterhin auf diesen Traditionen fußenden religiösen Gemeinschaften kritisch begleiten und die Inhalte für die Gegenwart aktualisieren. Denn letztlich bleibt „die wahre Herausforderung der theologischen Auslegung […] Grund und Gegenstand der Theologie: Gott selbst“.24 Weiterhin ist die Ausweitung des Theologiebegriffs auf religionsgeschichtliche Beobachtungen auch angesichts des anstehenden Trialogs der drei monotheistischen Religionen praxisrelevant. In diesem Kontext hat zuletzt K. Schmid die Unterscheidung in explizite und implizite Theologie aufgegriffen und unterstrichen, dass zwar die Rede von „Theologie“ in den Texten