Frau Kaiser und der Dämon. Ulla Garden

Frau Kaiser und der Dämon - Ulla Garden


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„Nach der Entbindung gibt es eine lange Durststrecke“, fügte sie erklärend hinzu.

      Sie blieben eine Zeitlang eng umklammert liegen, bis es Johannes zu unbequem wurde, da das Bett eindeutig nicht für zwei Personen ausgelegt war. Zudem brauchte Leni für ihren dicken Bauch einiges an Platz. Als er sich von ihr lösen wollte, protestierte sie maulend.

      „Hör zu Schätz-chen, ich hänge halb in der Luft und habe mittlerweile einen ganz kalten Hintern“, sagte er leise lachend und stand auf. Er machte den Fernseher aus, umarmte und küsste sie nochmals und legte sich in das andere Bett. Nachdem sie ihm nochmals bestätigt hatte, wie sehr sie ihn liebte, schlief Leni selig lächelnd ein.

      Als die Nachtschwester am frühen Morgen in das Zimmer kam, fand sie eine glücklich lächelnde Leni vor. Als sie an das Bett trat, meinte sie einen gewissen Geruch zu bemerken, dachte aber, sich getäuscht zu haben.

      „Könnten Sie mir bitte helfen, Schwester Sonja, ich muss mal zur Toilette“, bat Leni sie.

      „Ich weiß nicht, ob wir beide das alleine schaffen“, zögerte die Pflegerin. Aber mittlerweile war Johannes wach und half mit, Leni ins Bad zu bringen. Die Pflegerin blieb noch bei Leni, bis diese sicher auf der Toilette saß und als sie die Vorlage wechselte, wusste sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Sie sah Leni an, die daraufhin rot wurde und den Finger auf die Lippen legte.

      „Bitte nicht weitersagen.“

      „Kann ihr Mann sich denn nicht zurückhalten?“, fragte die Schwester vorwurfsvoll.

      „Er schon“, gestand Leni und wurde erneut rot.

      Die Pflegerin lächelte wissend und als Leni fertig war, brachte sie sie zusammen mit Johannes wieder ins Bett.

      „So ein Mist, sie hat es gemerkt“, flüsterte Leni, als die Pflegerin gegangen war. Nachdem Johannes kapiert hatte, was sie meinte, lächelt er sie verlegen an. Leni zuckte die Schultern und meinte: „Na ja, vielleicht schicken sie mich ja jetzt gleich nach Hause.“

      „Oh Lene“, Johannes schüttelte lachend den Kopf.

      Nachdem Leni gefrühstückt hatte, fuhr Johannes nach Hause, um die Katzen zu versorgen und um selber zu duschen und zu frühstücken. Als er zurückkam, hatte Leni gerade ihre Physiotherapie beendet.

      „Na, wie geht es dir, mein Schätz-chen?“ Er streichelte ihr über den Kopf und küsste sie zärtlich.

      Sie strahlte ihn an: „Blendend.“

      Kurz darauf kam ein Pfleger ins Zimmer. „Dornröschen, ich soll Sie in die Gynäkologie zur Untersuchung bringen.“ Er setzte sie in einen Rollstuhl und unter Begleitung von Johannes wurde sie in den gynäkologischen Untersuchungsraum gebracht und auf eine Liege gelegt.

      „So, Sie wollen also nach Hause?“, fragte der Gynäkologe. Leni nickte bejahend und lächelte den Arzt an. Er bat sie, den Bauch frei zu machen und betastete ihn. „Wir machen jetzt erst mal ein Ultraschall und dann legen wir den Wehenschreiber an.“

      „Die Kinder liegen nicht richtig, sobald die Wehen einsetzen, kommen sie in die Klinik, dann müssen wir einen Kaiserschnitt machen“, sagte er und schaute sie ernst an. „Da ist aber Leben in der Bude“, meinte er lachend, als eines der Kinder wie wild rumzappelte.

      „Wem sagen Sie das“, stöhnte Leni.

      „Haben Sie eine Hebamme?“, wollte er dann von ihr wissen. Da Leni sich an nichts erinnern konnte, nannte Johannes ihm den Namen der Hebamme und sagte dazu in welcher Klinik sie sich zur Entbindung angemeldet hatten.

      „Ja gut, informieren Sie die Hebamme, sobald Sie wissen, wann Sie entlassen werden, damit sie regelmäßig nach Ihnen sieht. Entbinden können Sie selbstverständlich in der von Ihnen gewünschten Klinik.“

      Der Wehenschreiber zeigte keine Wehen an und als dann auch noch die Herztöne zu hören waren, sahen sich Leni und Johannes glücklich an.

      „Kann ich Sie einen Moment sprechen?“ Der Arzt nahm Johannes, der ihn verunsichert anschaute, beiseite, während Leni selig den Herztönen ihrer Kiddies lauschte.

      „Weiß Ihre Frau Bescheid?“, wollte der Arzt wissen. Johannes schaute ihn verwirrt an.

      „Hören Sie, ich habe Ihre Frau untersucht, als sie hier eingeliefert wurde, spielen Sie also nicht den Unschuldigen. Ich habe wirklich Bedenken, sie zu Ihnen nach Hause zu entlassen.“

      Johannes fuhr sich verlegen mit der Hand durch die Haare. „Nein, sie weiß es nicht, sie kann sich nicht an die letzten Monate erinnern.“

      „Außerdem war das nicht so, wie es ausgesehen hat“, versuchte er, sich zu verteidigen.

      Der Arzt hob die Augenbrauen und meinte: „Ich habe wirklich Mühe, das zu glauben. Ich würde Ihnen vorschlagen, es ihr zu sagen, bevor sie sich von selber daran erinnert. Und dann kann sie immer noch entscheiden, ob sie wirklich nach Hause will.

      Johannes nickte: „Ja das hab ich vor.“

      „Haben Sie denn jemanden, der sich zu Hause um sie kümmert?“

      „Ich bin da, ich arbeite momentan im Homeoffice. Ich halte nur nächsten Freitag eine Vorlesung an der Uni. Aber da werde ich schon jemanden finden, der so lange bei ihr bleibt.“

      „Gut, auch wenn ich gewisse Bedenken habe, werde ich grünes Licht geben“, beendete der Arzt das Gespräch.

      Johannes brachte Leni alleine zurück ins Zimmer und sie wollte wissen, was der Arzt mit ihm zu besprechen hatte.

      „Na ja, er wollte halt wissen, wer dich versorgt, wenn du zu Hause bist“, wich Johannes aus.

      Leni runzelte die Stirn. „Und warum muss er dich das unter vier Augen fragen?“

      Johannes seufzte leicht: „Lass uns bitte darüber sprechen, wenn wir im Zimmer zurück sind.“

      Leni saß auf ihrem Bett und drängte Johannes. „Jo, du wolltest mir was sagen.“

      Johannes setzte sich ihr gegenüber auf das zweite Bett und sah sie ernst an, dann sah er auf den Boden. „Ich weiß echt nicht, wie ich dir das sagen soll“, begann er zögernd. „Also, ähm ich habe da was gemacht, was nicht okay. ist.“ Er atmete tief durch: „Du hast mich so wütend gemacht, da hab ich dich mit Gewalt genommen.“ Erleichtert atmete er aus.

      „Du hast was?“ Leni verstand nicht, was er meinte.

      „Lene, Schätz-chen, ich habe dich vergewaltigt.“

      Er sah sie jetzt an und nahm sanft ihre Hände in seine. Leni schüttelte den Kopf, das konnte sie nicht begreifen. Ihr liebevoller, zärtlicher und rücksichtsvoller Mann sollte sie vergewaltigt haben?

      „Das kann ich nicht glauben“, sagte sie leise.

      „Es ist leider so. Wenn ich derart wütend bin, dann kann ich mich nicht mehr kontrollieren. Ich weiß, dass das nie wieder passieren darf und ich bin deswegen jetzt auch in Behandlung.“

      Leni nickte stumm. Irgendwie konnte sie das Gesagte noch nicht so richtig einordnen.

      „Aber warum warst du denn so wütend?“, wollte sie dann wissen.

      Johannes atmete wieder tief durch. „Lene, du nimmst einfach keine Rücksicht auf deine Schwangerschaft und willst ständig richtigen Sex haben. Das geht doch nicht.“ „Natürlich nehm ich Rücksicht“, beharrte sie und entzog ihm ihre Hände.

      „Hör zu, Lene, unsere Mütter liegen mir ständig in den Ohren, dass ich Rücksicht nehmen soll und wenn ich rücksichtsvoll bin, dann bist du unzufrieden. Und das kotzt mich so langsam an.“

      Leni merkte, dass er anfing, sich aufzuregen, was sie an ihm sonst eigentlich gar nicht kannte. Normalerweise war er die Ruhe selbst und deshalb erwiderte sie nichts mehr.

      „Da ist noch was, das ich dir beichten muss“, fuhr Johannes nach einer kurzen Pause fort. Leni sah ihn groß an. Was kommt denn jetzt noch, schlimmer kann es doch kaum noch


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