Unterrichtsmanagement. Группа авторов

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Strukturen nicht verwendet werden können. Daher müssen neben den kommunikationsorientierten Lehrzielen auch wortschatz- und grammatikbezogene Ziele formuliert werden. Wenn sich Jugendliche tatsächlich mit Sprecherinnen und Sprechern des Zielsprachenlandes über Hobbys und Interessen austauschen wollen, bedarf es außerdem weiterer Fähigkeiten wie Empathie, Reflexionsfähigkeit, landeskundlicher Kenntnisse, um eventuell zusätzliche Erklärungen geben zu können, und gegebenenfalls auch Frustrationstoleranz, falls die Kommunikation nicht auf Anhieb wie geplant gelingt.

      An diesem einfachen Beispiel wird deutlich, wie komplex die Auswahl von Lehrzielen ist und dass Lehrziele selten für sich, sondern vielmehr in gegenseitiger Abhängigkeit zu anderen formulierten Zielen stehen.

      Für die Auswahl von Lehrzielen sollten Lehrerinnen und Lehrer folgendes beachten:

       Die Aufgabe der Lehrperson ist es, Lehrziele so auszuwählen, dass Vorgaben und Rahmenbedingungen sowie Bedürfnisse und Wünsche der Lerner berücksichtigt werden. Dabei sollte die Individualität der Lerner miteinbezogen werden.

       Zunächst werden Fernziele für eine Lerneinheit, beispielsweise für ein Schuljahr, festgelegt. Aus diesen werden dann Nahziele abgeleitet. Eine Herausforderung ist es, die Fernziele nicht aus den Augen zu verlieren.

       Die formulierten Lehrziele werden in Teilziele zerlegt, bei denen die vier zuvor dargestellten Bereiche berücksichtigt werden sollten.

       Nicht in jeder Unterrichtsstunde können alle Bereiche bedient werden, aber über einen längeren Zeitraum sollte keiner der Bereiche vernachlässigt werden.

       Oft ist es hilfreich, zunächst von sprachlichen Fertigkeiten und Kompetenzen auszugehen und anschließend Ziele zu ergänzen, die sich auf Wissenserwerb, Schlüsselkompetenzen und persönliche Eigenschaften beziehen.

       Lehrziele müssen erreichbar sein, und ihr Erreichen sollte in regelmäßigen Abständen evaluiert werden.

       Eine wesentliche Aufgabe der Lehrperson ist es, Prioritäten zu setzen.

      Wie Lehr- und Lernziele dann formuliert sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, nicht zuletzt von institutionellen Gepflogenheiten. Doch warum ist es überhaupt so wichtig, wie Lehrziele formuliert sind? Das liegt nicht nur daran, dass nur eine präzise Formulierung erlaubt, anschließend zu evaluieren, ob dieses Ziel wirklich erreicht wurde, sondern auch daran, dass mit der Zielformulierung ein Verständnis von Lernen und ein bestimmtes Bild von Lernern verbunden ist. Funk (2016: 151) erläutert, dass ausgelöst durch die Bildungsreformdebatten der 1970er Jahre „[p]räskriptive Planungsformulierungen im Kollektiv-Subjekt (‚Der Schüler soll …‘) […] abgelöst [wurden] durch subjekt-differenzierende, deskriptive Formulierungen: ‚Schülerinnen und Schüler lernen, machen, usw.‘“ Allerdings werden auch diese Formulierungen kritisch gesehen, weil sie Behauptungen darstellen, die so nicht unbedingt zutreffen. Die wichtigste Frage bei der Formulierung der Ziele ist allerdings die der Erreichbarkeit.

      Experiment

      Welche dieser Lehrziele halten Sie für eine Unterrichtsstunde für geeignet und erreichbar?

O Die Lernenden können komplexe Texte verstehen.
O Die Lernenden kennen neue Lesetechniken und können sie evaluieren und anwenden.
O Die Lernenden haben einen Überblick über die deutsche Gegenwartsliteratur.
O Die Lernenden erweitern ihren Wortschatz zum Thema Schule.
O Die Lernenden können konzessive Nebensätze bilden.
O Die Lernenden sind flexibel.
O Die Lernenden verbessern ihre Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit.
O Die Lernenden kennen die Textsortenmerkmale einer geschäftlichen E-Mail.

      Wenn Sie beispielsweise das Ziel „Lerner können komplexe Texte verstehen“ formulieren, dann ist es zu allgemein, zu ungenau und daher schwer messbar. Komplexe Texte zu lesen, verlangt nämlich viele Teilfertigkeiten, die kaum in einer Unterrichtsstunde erworben werden. Ebenso wenig wird es nur in einem größeren Zeitraum möglich sein, einen Überblick über die gesamte deutsche Gegenwartsliteratur zu erlangen. Hier bieten sich kleinere Ziele an. Bei Zielen wie der Verbesserung von Flexibilität, Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit wäre es sinnvoll, die Formulierung zu präzisieren und einen Teilbereich herauszugreifen. Selbst dann sind sie schwer evaluierbar, aber nicht weniger wichtig.

      Ob die Ziele erreichbar sind, ist nicht pauschal zu beantworten, da das von der Zielgruppe und vom Unterrichtskontext abhängt. Insgesamt ist es empfehlenswert, kleinere Ziele zu formulieren, und diese dann auch konsequent zu verfolgen. Es geht allerdings nicht darum, ein Ziel als erreicht oder nicht erreicht abzuhaken. Vielmehr sollten Lehrerinnen und Lehrer und Lerner gemeinsam evaluieren und beschreiben, inwiefern ein Ziel erreicht wurde (vergleiche Lerneinheit 5.1). So entsteht gleich schon ein Fahrplan für die nächsten Lernschritte.

      2.1.6 Zusammenfassung

       Lehrziele sind die Ziele, die Lehrerinnen und Lehrer auf der Basis von bildungspolitischen und curricularen Vorgaben verfolgen, während Lernziele die Ziele der Lerner sind. Da sich die Ziele gegenseitig beeinflussen, ist häufig von Lehr- und Lernzielen die Rede.

       Im Zuge des kompetenzorientierten Unterrichts wurden in verschiedenen Curricula und auch im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen Zielkompetenzen formuliert. Kompetenzen sind komplexe Problemlösefähigkeiten der Lerner, die handlungs- und anwendungsorientiert sind und nicht in einer Unterrichtsstunde erreicht werden können. Sie werden über einen längeren Zeitraum verfolgt und in verschiedene Teilkompetenzen aufgespalten.

       Eine mögliche Beschreibung von Lernzielen erfolgt nach den Kategorien a) Wissenserwerb, b) sprachliche Kompetenzen und Fertigkeiten, c) Persönlichkeitsentwicklung und d) Berufs- und Schlüsselqualifikationen.

       In der Unterrichtspraxis stehen häufig kognitive und faktenorientierte Ziele im Fokus, weil sie leicht zu benennen und auch zu überprüfen sind. Sprachliche Kompetenzen und Fertigkeiten spielen allerdings auch eine zentrale Rolle. Daneben sind metakognitive und affektive Ziele nicht zu vernachlässigen, um lebenslanges Lernen zu ermöglichen.

       Die größte Herausforderung der Lehrerinnen und Lehrer bei der Auswahl von Zielen besteht darin, die individuellen Ziele und Interessen der Lerner mit den curricular vorgegebenen Zielen durch Aushandlungsprozesse vereinbar zu machen.

       Bei der Festlegung der Ziele für eine Unterrichtseinheit oder -stunde ist es sinnvoll, nicht zu viele Ziele auszuwählen und diese so anzusetzen und zu formulieren, dass sie auch erreichbar sind. Mit der Auswahl der Ziele ist ein wesentlicher Schritt der Unterrichtsplanung getan.

      2.1.7 Aufgaben zur Wissenskontrolle

      1 Was bleibt Ihnen aus diesem Abschnitt in Erinnerung? Vervollständigen Sie die Sätze und notieren Sie, was Ihnen wichtig erscheint.Lehrziele sind …Lernziele beschreiben …Lehr- und Lernziele werden beeinflusst durch …Zielkomplexität beschreibt, dass …Kompetenzen sind …Lehr- und Lernziele können im Kontext des Fremdsprachenunterrichts folgendermaßen klassifiziert werden: …Der Unterschied zwischen Additum und Fundamentum ist …Bei der Festlegung und Formulierung von Lehrzielen ist zu beachten, …Mir erscheint außerdem wichtig, …

      2 Welche Vorteile und Komplikationen ergeben sich aus der Orientierung an Zielkompetenzen?

      3 Wie würden Sie das Konzept der Zielkomplexität anhand eines konkreten Beispiels


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