Textlinguistik. Группа авторов

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gesammelten Sprachdaten erfolgt dann die Erstlektüre. Dabei werden alle Auffälligkeiten zunächst unsystematisch gesammelt, interessante Wörter, Bedeutungsdimensionen, Formulierungen, Aussagen, Textstrukturen usw. können erfasst werden. Dieses nicht-automatisierte Verfahren der Textanalyse bzw. diese Sammlung von Auffälligkeiten weist der muttersprachlichen Kompetenz hohe Bedeutung zu. Es ist sinnvoll, die Erstlektüre durch mindestens zwei Leser unabhängig voneinander durchführen zu lassen. Das Ergebnis der Erstlektüre ist nicht mehr und nicht weniger als eine Sammlung von sprachlichen Phänomenen. Diese Daten beziehen sich zunächst noch auf einen einzelnen, singulären Text bzw. eine Quelle.

      2.4.1 Intratextuelle Ebene nach DIMEAN

      Nach der Erstlektüre erfolgt die Zuordnung der Daten zu einem intratextuellen System. Darunter verstehen wir die strukturierte Darstellung aller diskurslinguistisch wichtigen Elemente innerhalb von (Teil-)Texten. Das intratextuelle System nach DIMEANDIMEAN umfasst die Ebene der Wörter, der Propositionen und der Textstrukturen. Wir sprechen daher auch von einer wortorientierten, propositionsorientierten und textorientierten Analyse:

Intratextuelle Ebene Textorientierte Analyse
Propositionsorientierte Analyse
Wortorientierte Analyse

      Abb. 2.1:

      Ebenen der intratextuellen Analyse nach DIMEAN (Warnke/Spitzmüller 2008b)

      Die wortorientierte Analyse berücksichtigt EIN- und MEHRWORT-EINHEITEN, also Elemente wie Freiheit und Stunde der Freiheit. Gerade Wortverbindungen sind Ausdruck von sprachlichen Routinen und damit Hinweis auf gesellschaftliche Haltungen. Als Klassen von Ein- und Mehrworteinheiten sind Schlüsselwörter, Stigmawörter, Namen und Ad-hoc-Bildungen zu nennen. In Warnke/Spitzmüller (2008b) findet sich eine ausführliche Darstellung zu diesen und weiteren Klassen in DIMEANDIMEAN.

      Neben der wortorientierten Analyse untersucht man Texte nach PROPOSITIONENPropositionHyperpropositionPropositionen und TEXTARCHITEKTURENTextarchitektur. Unter einer PROPOSITION verstehen wir die Verbindung eines referierenden Elementes mit einer PrädikationPrädikation. So referiert Freiheit als Nomen auf ein Handlungskonzept. Eine Einheit wie ist ein hohes Gut hingegen spricht Gegenständen oder Sachverhalten eine Eigenschaft zu. Verbindet man das referierende Element (Freiheit) mit der Prädikation (ist ein hohes Gut), so erhält man eine Proposition: Freiheit ist ein hohes Gut. Bei der propositionsorientierten Analyse bezieht man sich mithin auf die Inhalte von Sätzen oder Teilsätzen. Als empirische Klassen von Propositionsdaten unterscheiden wir: Satzsyntax, rhetorische Figuren, Metaphernlexeme, soziale/expressive/deontische Bedeutung, PräsuppositionenPräsupposition und ImplikaturenImplikatur sowie SprechakteSprechakt.

      Schließlich nimmt man bei der intratextuellen Analyse die TEXTARCHITEKTUR selbst in den Blick. Diskurslinguistisch relevante Phänomene finden sich nicht nur auf der Ebene des Wortschatzes und der Propositionen. Die Propositionen als Einzelaussagen sind bereits auch Bausteine der Textarchitektur, wir verstehen sie als MIKROEBENE von Texten. Hinzu kommen die TEXTUELLE MESOSTRUKTUR, also die Gliederung von Textteilen, und die TEXTUELLE MAKROSTRUKTURMakrostrukturStrukturMakrostruktur als thematische Gesamtgliederung eines Textes. Auf der Ebene des Textes ergeben sich als Phänomenklassen lexikalische Felder, Metaphernfelder, lexikalische Oppositionslinien, ThemenentfaltungThemenentfaltung, Textstrategien/TextfunktionenTextfunktion und die Zugehörigkeit zu einer Textsorte. Hinzu kommt die visuelle Textstruktur, bei der Besonderheiten von Layout/Design, Typographie, Text-Bild-BeziehungenText-Bild-Beziehung und der Materialität des Textträgers beschreibbar sind.

      Sofern also bei der Erstlektüre Auffälligkeiten für Wortschatz, Propositionen oder Textstruktur notiert werden, können diese bei der intratextuellen Ebenenzuordnung spezifischen Klassen von Diskursphänomenen zugeordnet werden. Damit ist eine erneute Prüfung und detaillierte Sichtung eines Belegtextes möglich, also die wiederholte Lektüre und Präzisierung von Beobachtungen. Die Zuordnung von Daten der Erstlektüre zu einem intratextuellen System geschieht also nach folgender Systematik:

Intratextuelle Ebene Textorientierte Analyse Visuelle Textstruktur Layout/Design Typographie Text-Bild-Beziehungen Text-Bild Beziehung Materialität/Textträger
MakrostrukturMakrostruktur: TextthemaTextthema Lexikalische Felder Metaphernfelder Lexikalische Oppositionslinien ThemenentfaltungThemenentfaltung Textstrategien/TextfunktionenTextfunktion Textsorte
Mesostruktur: Themen in Textteilen
Propositionsorientierte Analyse MikrostrukturMikrostruktur: PropositionenProposition Syntax Rhetorische Figuren Metaphernlexeme soziale, expressive, deontische Bedeutung Präsuppositionen Präsupposition Implikaturen Implikatur Sprechakte Sprechakt
Wortorientierte Analyse Mehr-Wort-Einheiten Schlüsselwörter Stigmawörter Namen Ad-hoc-Bildungen
Ein-Wort-Einheiten

      Abb. 2.2:

      Intratextuelles System nach DIMEAN (Warnke/Spitzmüller 2008b)

      Wie deutlich ist, berücksichtigt die diskurslinguistische Analyse von Einzeltexten eine Vielfalt von sprachlichen Phänomenen. Daher ist Kompetenz in Feldern der Wort-, Satz- und Textanalyse eine notwendige Voraussetzung für erfolgreiche linguistische Diskursanalysen. Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang auch, dass das intratextuelle System nach DIMEAN für Ergänzungen von Phänomenklassen durchaus offen ist, dass andererseits aber bei konkreten Analysen immer Konzentrationen auf bestimmte Aspekte erfolgen werden. Es geht hier also nicht um ein summarisches Abarbeiten einer Checkliste, sondern um die Darstellung der Möglichkeit systematischer Zuordnung von Diskurselementen. Je nach Fragestellung oder Untersuchungsziel wird man sich auf unterschiedliche Phänomene konzentrieren.

      Soweit könnte man noch von einer textlinguistisch orientierten Analyse sprechen. Das diskurslinguistische Interesse im engeren Sinn wird durch die Untersuchung der Diskurshandlungen und durch die Ebene der transtextuellen Analyse erkennbar.

      2.4.2 Diskurshandlungen nach DIMEANDIMEAN

      Wie wird ein singulärer Text zum Element eines Diskurses? Wie werden singuläre Texte durch Diskurse geprägt? Diese zentralen diskurslinguistischen Fragen beziehen sich auf Beobachtungen, die wir alle im Alltag machen. Wir wissen, dass sich nicht alle Meinungen durchsetzen. Was in Texten formuliert wird, erlangt nicht automatisch den Status der öffentlichen Anerkennung und Weiterbehandlung. Wir wissen aber auch, dass vermeintlich individuelle Standpunkte sehr häufig nichts anderes als Effekte dessen sind, was bereits vorher und durch andere schon gesagt wurde. Der einzelne Text ist also mit dem Diskurs durch HandlungenHandlung und Handelnde verbunden. Es ist sinnvoll, bei der diskurslinguistischen Analyse


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