Textlinguistik. Группа авторов
handlungsbezogener Kategorien: Autor(schaft), antizipierte AdressatenAdressat, soziale Stratifizierung/Macht, Vertikalitätsstatus, Diskursgemeinschaften, Ideology Brokers, Voice, MediumMedium, Kommunikationsformen, Kommunikationsbereiche und TextmusterTextmuster. So ist die Bedeutung von Texten im Diskurs abhängig von der Frage, wer zu wem spricht, in welchen sozialen Bereichen Sachverhalte ausgehandelt werden, wer hier besondere Anerkennung genießt und damit auch den Diskurs ideologisch prägen kann, wer überhaupt eine Stimme im Diskurs hat, welche Medien zur Verbreitung von Wissen genutzt werden, wie und wo kommuniziert wird und schließlich welche Intentionen von AkteurenAkteur geteilt werden.
Man kann dieses Bündel relevanter Gegenstände gruppieren. Die Analyse von DiskurshandlungenDiskurshandlungHandlungDiskurshandlung erfolgt dann zunächst für die so genannten INTERAKTIONSROLLENInteraktionsrolle, also die sozialen und kommunikativen Positionen der Handelnden; hierzu gehören: Autor und antizipierter Adressat. Zu den MACHTSTRUKTUREN gehören soziale Stratifizierung/Macht, Diskursgemeinschaften, Ideology Brokers, Voice und Vertikalitätsstatus. Schließlich geht es um MEDIALITÄTMedialität, dazu zählen MediumMedium, Kommunikationsformen, Kommunikationsbereiche und Textmuster.
Akteure | InteraktionsrollenInteraktionsrolle | Autor Antizipierte Adressaten |
Diskurspositionen | Soziale Stratifizierung/Macht Diskursgemeinschaften Ideology Brokers Voice | |
MedialitätMedialität | Medium Kommunikationsformen Kommunikationsbereiche Textmuster |
Abb. 2.3:
Kategorien und Filter der akteursorientierten Analyse nach DIMEAN (Warnke/Spitzmüller 2008b)
Die Tabelle zeigt neben den Kategorien der akteursorientierten Analyse auch zwei Pfeile. Sie stellen Filter zwischen Einzeltext und Diskurs dar. So ist jeder Text als Mosaik von Zitaten, AnspielungenAnspielung und Verweisen durch Diskurse geprägt. Dieser Filter der Diskursprägung ist immer wirksam, er wird hier durch den durchgezogenen Pfeil dargestellt. AkteureAkteur entscheiden durch ihr Handeln, was aus einem Diskurs in einzelne Texte eingeht. Aussagen sind also nicht zuletzt das Resultat einer Filterung des Diskurses durch Akteure.
Nicht jede Aussage, nicht jeder Text geht aber in den Diskurs ein. Mit Foucault (1974) sind Regeln der Beziehung von singulären Texten zu Diskursen zu beschreiben, die wir bereits kennengelernt haben (siehe 2.2.2): KONTROLLE als Prozedur der Ausschließung, SELEKTIONSelektion als Verfahren der prüfenden Anpassung, ORGANISATION als Gestaltung von Handlungsmodalitäten und KANALISIERUNG als Eliminierung. So können politische Gruppen zum Beispiel den Freiheitsbegriff politischer Gegner aus ihrem Sprechen ausschließen, sie kontrollieren den Diskurs der Anderen. In ihrer internen Kommunikation prüfen sie Meinungen und Freiheitsbegriffe, sie selektieren. Durch die Organisation ihrer Gruppierung regeln sie, wer überhaupt über was sprechen darf. Kanalisiert wird der Diskurs schließlich, wenn man Positionen ganz zum Schweigen bringt. Akteure entscheiden durch ihr Handeln also, ob eine Aussage überhaupt wahrgenommen wird, ob sie Aufmerksamkeit im Diskurs erfährt; all dies wird durch den unterbrochenen Pfeil dargestellt.
2.4.3 Transtextuelle Ebene nach DIMEANDIMEAN
Die Daten der intratextuellen Analyse dienen der Beschreibung von Sprache in Teiltexten eines Diskurses. Die Analyse der Akteursebene ermöglicht darüber hinausgehende Einsichten in die Handlungsabhängigkeit von Texten im Diskurs. Möchte man nun die Diskursorganisation selbst analysieren, so muss man über den Einzeltext hinausschauen und den Diskurs als Kontext von Texten in den Blick nehmen. Wir sprechen von der transtextuellen Ebene. Darunter verstehen wir eine Strukturebene, deren Konstituenten singuläre Texte, verstreute Aussagen, GesprächeGespräch und nicht-sprachliche Zeichenträger sind.
Die transtextuelle Ebene ist mehr als die Summe von Einzeltexten. Diskurslinguistik bedeutet also nicht die Untersuchung eines sprachlichen Phänomens in einer Vielzahl von einzelnen Texten. Zwar nutzt die Diskurslinguistik als Datenbasis auch Korpora von Einzeltexten, sie ist jedoch im Gegensatz zur KorpuslinguistikKorpuslinguistik an der transtextuellen Ebene der Sprache selbst interessiert. Untersucht man etwa die Bedeutung des Wortes Freiheit in Verlautbarungen einer politischen Partei, und tut man dies, indem man semantische Analysen in unterschiedlichen Texten eines Korpus durchführt, so kann man von einer korpusbezogenen semantischen Untersuchung sprechen. Eine diskurslinguistische Untersuchung des Freiheitsbegriffs geht darüber hinaus. Sie wird nicht nur die Bindung der Semantik an Akteure berücksichtigen, sondern erklären, wie die Bedeutung von Freiheit transtextuell strukturiert ist. So haben wir ja bereits gesehen, dass über Diskursfilter die Art der Prägung des Einzeltextes durch transtextuellen Strukturen erfolgt und Regeln zur Diskursteilhabe realisiert sind.
Bei der Beschreibung der transtextuellen Ebene sind verschiedene Kategorien relevant. Von zentraler Bedeutung für die diskursorientierte Analyse sind sämtliche Formen der IntertextualitätIntertextualität (siehe Kap. 7). Hinzu kommen SchemataSchema, diskurssemantische Grundfiguren, Topoi, Sozialsymbolik, indexikalische Ordnungen, Historizität, Ideologien/Mentalitäten und allgemeine gesellschaftliche Debatten. Eine ausführliche Erläuterung findet sich bei Warnke/Spitzmüller (2008b).
Transtextuelle Ebene | Diskursorientierte Analyse | IntertextualitätIntertextualität |
Schemata (Frames Frame /Scripts Script ) | ||
Diskurssemantische Grundfiguren | ||
Topoi | ||
Sozialsymbolik | ||
Indexikalische Ordnungen | ||
Historizität | ||
Ideologien/Mentalitäten | ||
Allgemeine gesellschaftliche und politische Debatten |
Abb. 2.4:
Transtextuelles System nach DIMEAN (Warnke/Spitzmüller 2008b)
2.4.4 Layout der Diskurslinguistischen Mehr-Ebenen-Analyse DIMEANDIMEAN
Wie wir gesehen haben, setzt die linguistische Untersuchung von Diskursen eine begründete Differenzierung verschiedener Ebenen voraus. Dies gilt zunächst für die Unterscheidung von INTRATEXTUELLER EBENE, EBENE DER AKTEURE und TRANSTEXTUELLER EBENE. Auf der intratextuellen Ebene werden wortorientierte, propositionsorientierte und textorientierte Analysen unterschieden. Schließlich werden konkrete Phänomene der Text- und Diskursorganisation sowie der Bindung von Aussagen an Handelnde als analytische Kategorien bestimmt. Damit ist es möglich, den Zusammenhang unterschiedlicher Beobachtungsgegenstände im Diskurs zu erkennen und zu beschreiben. Unser Freiheitsbeispiel kann dies abschließend noch einmal verdeutlichen. Freiheit ist ein Begriff mit vielen Bedeutungen. Diese Bedeutungen resultieren unter anderem aus dem spezifischen Gebrauch von AkteurenAkteur. Die Bestätigung einer vielleicht ideologischen Freiheitsbedeutung durch Texte einer Akteursgruppe ist unter Umständen ein intertextueller Effekt, also eine Zitation