Dein Running-Coach. Carsten Eich

Dein Running-Coach - Carsten Eich


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noch gut gelingen, aber wer trainiert schon täglich? Ganz abgesehen davon, dass tägliches Training nicht das Ziel eines Freizeitläufers sein sollte.

      Es geht also darum, den Bewegungsradius im Alltag zu erweitern. Lieber zu Fuß zum Bäcker um die Ecke gehen statt mit dem Auto fahren. Ich hatte zum Beispiel früher die Möglichkeit, zu Fuß in die Schule zu gehen, und war viel mit dem Fahrrad unterwegs. Nutze deine Mittagspause für einen kurzen Spaziergang an der frischen Luft, oder fahre gleich mit dem Rad zur Arbeit, zumindest wenn das Wetter es zulässt. Es sind die kleinen Dinge, die dein Leben verändern können, nicht sofort – aber garantiert mit Langzeitfolgen. Bei unseren Running Camps auf Mallorca wohne ich im Hotel immer in der vierten und damit obersten Etage. Den Fahrstuhl benutze ich während meines Aufenthalts genau zwei Mal, jeweils bei An- und Abreise mit meinem Gepäck. Sonst trifft man mich immer im Treppenhaus an – obwohl wir durch tägliche Laufeinheiten sicher auf eine ausreichende Anzahl an Schritten kommen. Die Treppe statt den Aufzug zu nehmen, kann zur Gewohnheit werden, probiere es aus!

      Doch wie viel bewegen wir uns wirklich? Studien von Krankenkassen besagen, dass ein Büroangestellter im Durchschnitt 2.000 bis 3.000 Schritte pro Tag zurücklegt. Leider fühlt sich das für viele inzwischen normal an, denn unser Körper reagiert nur auf das, was wir von ihm verlangen. Ich bin davon überzeugt, dass regelmäßiges Ausdauertraining die Lebenseinstellung verändert. Schließlich bewegst du dich für dein persönliches Wohlbefinden.

      Als junger Athlet habe ich nicht schlecht gestaunt, als plötzlich auch am Sonntag Trainingseinheiten auf meinem Plan standen. Muss das wirklich sein? Der Trainer kann sowieso nicht kontrollieren, ob ich tatsächlich laufen war. Doch ziemlich schnell wurde mir klar, dass die Leichtathletik eine Individualsportart ist und im Wettkampf auch nur das Ergebnis der absolvierten Trainingseinheiten abgerufen werden kann. Entweder ich kann kurz vorm Ziel mein Tempo noch einmal erhöhen und alle anderen abhängen oder eben nicht. Eigentlich ganz einfach, wenn man es so sieht, oder?

       »NUTZE DEINE MITTAGSPAUSE FÜR EINEN KURZEN SPAZIERGANG AN DER FRISCHEN LUFT, ODER FAHRE GLEICH MIT DEM RAD ZUR ARBEIT, ZUMINDEST WENN DAS WETTER ES ZULÄSST. ES SIND DIE KLEINEN DINGE, DIE DEIN LEBEN VERÄNDERN KÖNNEN.«

       LEGE DEN GRUNDSTEIN FÜR EIN AKTIVES LEBEN

      Es braucht also nur die Überzeugung, um in Zukunft aktiver zu werden. Du machst es für dich, für deine Gesundheit und ein bewegtes Leben mit tollen Erlebnissen. Regelmäßiges Lauftraining ist der Grundstein für ein gesundes Leben und reduziert viele Risikofaktoren, die mit Bewegungsmangel einhergehen. Du kannst den Risikofaktoren Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und sogar Diabetes davonlaufen. Und nebenher verbrauchst du noch jede Menge Kalorien. Du wirst schon bald im Treppenhaus nicht mehr außer Atem sein, und auch der Weg mit dem Rad zur Arbeit wird dir leichter fallen, weil du fitter und leistungsfähiger geworden bist. Die Veränderung beginnt im Kopf. Also gehen wir es an! Ab jetzt schaffst du 8.000 Schritte nicht nur an jedem deiner Trainingstage, sondern auch an allen anderen Tagen. Auf deinem Trainingsplan steht zwar trainingsfrei, aber nicht bewegungsfrei – das könntest du mit deiner neuen Lebenseinstellung auch gar nicht mehr vereinbaren!

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       WO WILLST DU HIN? ERREICHBARE ZIELE SETZEN!

      Noch nie habe ich so viele Läufer gesehen – und der Trend wird weiter zunehmen. Woran liegt das eigentlich? Aus meiner Sicht ist es vor allem mit der Vielfalt der Laufszene zu erklären. Keine andere Sportart bietet so viel Abwechslung. Wenn du fitter und aktiver werden möchtest und dabei gern auf das eine oder andere Kilo verzichten kannst, ist Laufen genau deine Sportart. Das gilt aber genauso, wenn du beim nächsten Stadtlauf über 10 Kilometer endlich unter einer Stunde bleiben möchtest, um dich anschließend vielleicht der Herausforderung Halbmarathon zu stellen. Als ambitionierter Läufer träumst du vielleicht vom ersten Marathon oder von beeindruckenden Trails über einsame Alpenpässe. All das und noch viel mehr ist Laufen. Wenn du also regelmäßig läufst und ein konkretes Ziel verfolgst, spricht man von Training. Dabei verfolgt das Trainingsprinzip, egal, auf welchem Leistungsniveau oder für welche Wettkampfdistanz, immer das gleiche Ziel: die Anpassung der eigenen Leistungsfähigkeit. Wie das genau funktioniert, möchte ich dir in diesem Buch anschaulich erklären. Doch die vielleicht wichtigste Frage lautet aus meiner Sicht: Wie ist es zu schaffen, dass der Spaß niemals auf der (Lauf-)Strecke bleibt?

      Du bist gerade hoch motiviert, sonst würdest du dieses Buch nicht in der Hand halten. Es kommt aber vor allem darauf an, dieses hohe Maß an Motivation über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Das funktioniert am besten mit einem klaren Ziel vor Augen, das zugleich realistisch sein sollte, aber auch eine Herausforderung darstellen kann. Dieses Ziel wird dir helfen, den dafür notwendigen Weg zu gehen und den inneren Schweinehund, wenn nötig, zu überwinden.

      Du denkst, dass ich als ehemaliger Laufprofi leicht reden habe, weil das Erreichen von Zielen mein Arbeitsnachweis in einer leistungsbezogenen Branche war. Mit dem täglichen Training bin ich sozusagen in Vorleistung gegangen, für Erfolge und Rekorde gab es dann die entsprechenden Prämien. Um eines klar zu sagen: Auch ich habe nicht alle meine Ziele erreicht, aber die Motivation war auch, oder gerade, durch Misserfolge stets ungebrochen.

      Doch warum ist die realistische Zielsetzung so wichtig? Dazu eine kurze Geschichte. Ich erinnere mich an meine Vorbereitung des Köln-Marathons im Herbst 2003. Ich wollte mir nach Barcelona (1992) und Sydney (2000) zum dritten Mal den Traum der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Athen erfüllen. Der olympische Marathon 2004 fand zudem weitgehend auf der historischen Strecke der ersten Olympischen Spiele von 1896 mit Ziel im historischen Olympiastadion statt – mehr Motivation geht für einen Marathonläufer gar nicht!

      Die Norm für die Olympischen Spiele und Weltmeisterschaften stand in den Jahren zuvor immer bei 2:12:00 Stunden, diese Zeit unterbot ich beim Köln-Marathon 1998 und 1999. Meine Vorbereitung lief gut, und ich richtete mein Training nach dieser Qualifikationszeit aus. Doch genau drei Wochen vor dem Köln-Marathon informierte mich der Bundestrainer, dass man sich beim nationalen Verband auf eine Norm von 2:11:00 Stunden geeinigt hatte. Nun klingt eine Minute weniger erst einmal gar nicht so viel, doch am Limit kämpft man um jede Sekunde. Es ist ein extrem schmaler Grat zwischen Erfolg und Niederlage. So war es dann leider auch in Köln. Ich musste auf der ersten Hälfte deutlich mehr riskieren, um die Norm unterbieten zu können. Das rächte sich in der zweiten Rennhälfte, und der Olympia-Marathon fand ohne mich statt.

       »GEHE SCHRITTWEISE VOR, NIMM DIR ZEIT FÜR DEINE INDIVIDUELLE ENTWICKLUNG, FEIERE KLEINE ZWISCHENERFOLGE UND VERLIERE DAS ÜBERGEORDNETE ZIEL NIEMALS AUS DEN AUGEN.«

      Das zeigt, wie wichtig ein realistisches Ziel für die Motivation, aber auch die gesamte Vorbereitung ist. Viele Laufeinsteiger starten voll motiviert, geben auf der Laufstrecke wirklich alles und sind nach drei bis vier Wochen vollkommen frustriert. Das liegt allein an der völlig falschen Zielsetzung und natürlich am fehlenden Wissen der notwendigen Trainingsplanung und -methodik.

       FINDE DEN RICHTIGEN PLAN FÜR DEIN PERSÖNLICHES ZIEL

      Gehe schrittweise vor, nimm dir Zeit für deine individuelle Entwicklung, feiere kleine Zwischenerfolge und verliere das übergeordnete Ziel niemals aus den Augen. So erhältst du die Motivation und lässt dir vom inneren Schweinehund nichts mehr sagen. Damit du neben der notwendigen Trainingsmethodik auch einen Überblick über den zeitlichen Aufwand verschiedener Ziele über 10 Kilometer oder im Halbmarathon bekommst, habe ich insgesamt 14 Trainingspläne für ganz unterschiedliche Zielzeiten erstellt. Hierbei kommt es natürlich vor allem auf die genaue Einschätzung des aktuellen Leistungsvermögens an, denn jeder einzelne Plan baut auf einem bereits bestehenden Ausgangsniveau auf.

      Ich bin davon überzeugt, dass der richtige Plan ein wichtiger Begleiter auf deinem Weg sein wird. Nutze diese Chance für einen stetigen Leistungsanstieg während deiner ganzen Vorbereitung. Ziehe aus deinem eigenen Training die weitere


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