PLATON - Gesammelte Werke. Platon

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zu treten. Dann werden also Bewegung und Ruhe nirgendwie am Sein Anteil haben.

      Theaitetos: Freilich nicht.

      (252) Fremder: Und wie? wird dann wohl eine von ihnen sein können, wenn sie mit dem Sein gar keine Gemeinschaft hat?

      Theaitetos: Keine wird sein.

      Fremder: Plötzlich also gerät durch diese Annahme alles in Aufruhr wie es scheint, sowohl bei denen die das All bewegen, als bei denen die es als Eins hinstellen, und die den Ideen nach das Seiende als immer auf gleiche Weise sich verhaltend annehmen. Denn sie alle verknüpfen doch das Sein, indem die einen sagen es sei wirklich bewegt, die andern es sei wirklich ruhig.

      Theaitetos: Offenbar freilich.

      Fremder: Eben so auch die welche das All bald zusammensetzen und bald teilen, es sein nun daß sie in das Eine und das Unendliche aus dem Einen, oder daß sie es in endliche Bestandteile teilen und aus diesen zusammensetzen, und gleichviel sie mögen annehmen dies geschehe abwechselnd, oder auch es geschehe immer, auf jede Weise sagen sie doch Alle nichts, wenn es keine Vermischung gibt.

      Theaitetos: Richtig.

      Fremder: Und weiter müssen die selbst am allerlächerlichsten ihre eigne Rede strafen, welche nicht leiden wollen, daß man irgend etwas von einem andern ihm durch Gemeinschaft zukommenden benenne.

      Theaitetos: Wie das?

      Fremder: Sie sind doch überall genötiget das Sein zu gebrauchen, und das Ohne und das Andere und tausenderlei anderes dessen sie nicht vermögend sind sich zu enthalten, daß sie es nicht in ihren Reden verknüpfen, und bedürfen daher nicht daß jemand sonst sie widerlege, sondern wie man zu sagen pflegt von Hause her bringen sie sich ihren Gegner und Widerpart mit, der ihnen von innen her zuraunt wie der närrische Eurykles, und führen ihn überall mit sich herum.

      Theaitetos: Das ist recht ähnlich und wahr!

      Fremder: Wie aber wenn wir nun alles ließen ein Vermögen haben, sich unter einander zu verbinden?

      Theaitetos: Das aber kann ich sogar widerlegen.

      Fremder: Wie so? Weil die Bewegung selbst dann auf alle Weise ruhen würde, und die Ruhe selbst wiederum sich bewegen, wenn diese beiden zusammenkämen, und das ist doch aus allen Gründen unmöglich, daß die Bewegung ruhe und die Ruhe sich bewege.

      Theaitetos: Unbedenklich.

      Fremder: Das dritte bleibt uns also allein übrig.

      Theaitetos: Ja.

      Fremder: Aber eines von diesen ist doch notwendig, daß entweder alles, oder nichts, oder einiges zwar, anderes aber nicht sich vermischen könne?

      Theaitetos: Ganz gewiß.

      Fremder: Und zweie sind doch als unmöglich erfunden.

      Theaitetos: Ja.

      Fremder: Jeder also der richtig antworten will muß das übrige von den dreien annehmen.

      Theaitetos: Offenbar.

      Fremder: Wenn nun einiges sich hiezu versteht, anderes nicht: so geht es damit fast wie mit den Buchstaben. Denn auch von diesen lassen sich einige nicht zusammenstellen (253) mit einander, andere einigen sich wohl.

      Theaitetos: Das ist sicher.

      Fremder: Die Selbstlauter aber gehen vorzüglich vor den übrigen wie ein Band durch alle hindurch, so daß es ohne einen von ihnen auch für den übrigen nicht möglich ist daß einer sich mit einem andern verbinde.

      Theaitetos: Ganz unmöglich.

      Fremder: Weiß nun jeder, welche mit welchen in Gemeinschaft treten können? Oder gehört dazu eine Kunst, wenn man es recht machen will?

      Theaitetos: Eine Kunst.

      Fremder: Was für eine i

      Theaitetos: Die Sprachkunde.

      Fremder: Und ist es nicht was die hohen und tiefen Töne betrifft eben so? der welcher die Kunst besitzt einzusehn, welche sich mit einander vermischen lassen und welche nicht, ist der Tonkünstler, wer dies aber nicht versteht, der untonkünstlerische?

      Theaitetos: Eben so.

      Fremder: Und bei jeder anderen Kunst und unkünstlerischem Verfahren werden wir anderes ähnliche finden.

      Theaitetos: Unbedenklich.

      Fremder: Da wir nun zugestanden haben, daß auch die Begriffe sich gegen einander auf gleiche Weise in Absicht auf Mischung verhalten: muß nicht auch mit einer Wissenschaft seine Reden durchführen, wer richtig zeigen will, welche Begriffe mit welchen zusammenstimmen, und welche einander nicht aufnehmen? und wiederum ob es solche sie allgemein zusammenhaltende gibt, daß sie im Stande sind sich zu vermischen? und wiederum in den Trennungen, ob andere durchgängig der Trennung Ursache sind?

      Theaitetos: Wie sollte es hiezu nicht einer Wissenschaft bedürfen und vielleicht wohl der größten!

      Fremder: Und wie, Theaitetos, sollen wir diese nennen? oder sind wir, beim Zeus, ohne es zu bemerken in die Wissenschaft freier Menschen hineingeraten? und mögen wohl gar den Sophisten suchend zuerst den Philosophen gefunden haben?

      Theaitetos: Wie meinst du das?

      Fremder: Das Trennen nach Gattungen, daß man weder denselben Begriff für einen andern, noch einen andern für denselben halte, wollen wir nicht sagen, dies gehöre für die dialektische Wissenschaft?

      Theaitetos: Das wollen wir sagen.

      Fremder: Wer also dieses gehörig zu tun versteht, der wird Eine Idee durch viele einzeln von einander gesonderte nach allen Seiten auseinander gebreitet genau bemerken, und viele von einander verschiedene von Einer äußerlich umfaßte, und wiederum Eine durchgängig nur mit einem aus vielen verknüpfte, und endlich viele gänzlich von einander abgesonderte. Dies heißt dann, in wiefern jedes in Gemeinschaft treten kann und in wiefern nicht, der Art nach zu unterscheiden wissen.

      Theaitetos: Auf alle Weise gewiß.

      Fremder: Aber dies dialektische Geschäft wirst du, hoffe ich, keinem andern anweisen als dem rein und recht philosophierenden?

      Theaitetos: Wie sollte man es wohl einem Andern anweisen!

      Fremder: In dieser Gegend herum werden wir also jetzt sowohl als hernach wenn wir ihn suchen den Philosophen finden, schwer freilich auch ihn genau zu erkennen, nur von ganz (254) anderer Art ist die Schwierigkeit des Sophisten und die seinige.

      Theaitetos: Wie so?

      Fremder: Der eine in die Dunkelheit des Nichtseienden entfliehend, mit der er aus unkünstlerischer Übung Bescheid weiß, ist wegen der Dunkelheit des Ortes schwer zu erkennen. Nicht wahr?

      Theaitetos: So scheint es.

      Fremder: Der Philosoph hingegen, in vernunftmäßigem Verfahren mit der Idee des Seienden stets beschäftiget, ist wiederum wegen der Helligkeit der Gegend keinesweges leicht zu erblicken. Denn die Geistesaugen der meisten sind in das Göttliche ausdauernd hineinzuschauen unvermögend.

      Theaitetos: Auch dieses ist nicht minder als jenes einleuchtend, daß es sich so verhalte.

      Fremder: Diesen nun werden wir hernach wohl noch


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