PLATON - Gesammelte Werke. Platon

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zu fangendes Geschlecht ist. Denn man sieht ja welchen Überfluß er hat an Verschanzungen, von denen er eine nach der andern aufwirft, die man dann notwendig erst erobern muß, um zu ihm selbst zu kommen. Denn kaum haben wir uns jetzt durch das Nichtseiende, was er aufgeworfen hatte daß es nicht wäre, durchgeschlagen, so hat er schon etwas anderes aufgeworfen, und wir müssen nun erst zeigen, daß es falsches gibt in der Rede und in der Vorstellung, und nach diesem vielleicht etwas anderes und dann wieder ein anderes nach jenem, und niemals wie es scheint wird sich ein Ende zeigen.

      Fremder: Gutes Mutes muß man sein o Theaitetos, wenn man auch immer nur ein weniges vorwärts kommen kann. Denn wer in solchen Fällen schon mutlos wird, was will der anderwärts tun, wo er vielleicht gar nichts ausrichtet oder wohl gar wieder zurückgetrieben wird? Gute Wege hat es, wie man im Sprichwort sagt, daß ein solcher jemals eine Stadt erobern sollte. Nun aber, du Guter, wenn nur was du sagtest erst glücklich zu Ende gebracht ist, dann haben wir gewiß die stärkste Mauer eingenommen, und das andere wird schon leichter und geringer sein.

      Theaitetos: Das ist ein gutes Wort.

      Fremder: Rede und Vorstellung laß uns also wie gesagt jetzt vornehmen, damit wir desto untrüglicher berechnen können, ob das Nichtseiende sie erreicht, oder ob beide in alle Wege wahr sind und keine von ihnen jemals falsch.

      Theaitetos: Richtig.

      Fremder: Wohlan denn, wie wir uns über die Begriffe und Buchstaben erklärten, eben so laß uns auch wegen der Worte nachsehen; denn auf diese Art wird sich wohl das jetzt gesuchte zeigen.

      Theaitetos: Worauf sollen wir eigentlich bei den Worten Acht haben?

      Fremder: Ob alle sich mit einander zusammenfügen, oder keines, oder ob einige wollen, andere aber nicht.

      Theaitetos: Offenbar wollen doch einige, andere aber nicht.

      Fremder: Du meinst es vielleicht so, daß die, welche nach einander ausgesprochen auch etwas kund machen, sich zusammenfügen, die aber in ihrer Zusammenstellung nichts bedeuten, sich nicht fügen.

      Theaitetos: Wie meinst du dies eigentlich?

      Fremder: So wie ich glaubte, du hättest es dir auch gedacht, als du mir beistimmtest. Es gibt nämlich für uns eine zwiefache Art von Kundmachung des Seienden durch die Stimme.

      Theaitetos: Wie das?

      Fremder: Das eine sind die Benennungen oder Hauptwörter, das andere die Zeitwörter.

      Theaitetos: Beschreibe mir beide.

      Fremder: Die Kundmachungen welche auf Handlungen gehn nennen wir Zeitwörter.

      (262) Theaitetos: Ja.

      Fremder: Die Zeichen aber, die dem was jene Handlungen verrichtet durch die Stimme beigelegt werden, sind die Hauptwörter.

      Theaitetos: Offenbar freilich.

      Fremder: Und nicht wahr, aus Hauptwörtern allein hinter einander ausgesprochen entsteht niemals eine Rede oder ein Satz, und eben so wenig auch aus Zeitworten die ohne Hauptwörter ausgesprochen werden?

      Theaitetos: Das habe ich nicht verstanden.

      Fremder: Offenbar also hast du etwas anderes in Gedanken gehabt, als du mir eben beistimmtest. Denn eben dies wollte ich sagen, daß aus diesen so hinter einander ausgesprochen keine Rede wird.

      Theaitetos: Wie so?

      Fremder: Wie etwa geht läuft schläft, und so auch die andern Zeitwörter welche Handlungen andeuten, und wenn man sie auch alle hintereinander her sagte, brächte man doch keine Rede zu Stande.

      Theaitetos: Wie sollte man auch!

      Fremder: Und eben so wiederum, wenn gesagt wird, Löwe Hirsch Pferd und mit was für Benennungen sonst was Handlungen verrichtet pflegt benannt zu werden, auch aus dieser Folge kann sich nie keine Rede bilden. Denn weder auf diese noch auf jene Weise kann das Ausgesprochene weder eine Handlung noch eine Nichthandlung noch ein Wesen eines Seienden oder Nichtseienden darstellen, bis jemand mit den Hauptwörtern die Zeitwörter vermischt. Dann aber fügen sie sich, und gleich ihre erste Verknüpfung wird eine Rede oder ein Satz, wohl der erste und kleinste von allen.

      Theaitetos: Wie meinst du nur dieses?

      Fremder: Wenn jemand sagt, der Mensch lernt: so nennst du das wohl den kürzesten und einfachsten Satz.

      Theaitetos: Das tue ich.

      Fremder: Denn hiedurch macht er schon etwas kund über seiendes oder werdendes oder gewordenes oder künftiges, und benennt nicht nur sondern bestimmt auch etwas, indem er die Hauptwörter mit Zeitwörtern verbindet. Darum können wir auch sagen daß er redet und nicht nur nennt, und haben ja auch dieser Verknüpfung eben den Namen Rede beigelegt.

      Theaitetos: Richtig.

      Fremder: Wie also die Dinge teils sich in einander fügen teils auch nicht, so auch die Zeichen vermittelst der Stimme fügen sich zum Teil nicht, die sich aber fügen bilden eine Rede.

      Theaitetos: So ist es auf alle Weise.

      Fremder: Nun noch dieses wenige.

      Theaitetos: Welches?

      Fremder: Daß eine Rede, wenn sie ist, notwendig eine Rede von etwas sein muß, von nichts aber unmöglich.

      Theaitetos: So ist es.

      Fremder: Und auch von einer gewissen Beschaffenheit muß sie sein.

      Theaitetos: Unbedenklich.

      Fremder: Nun laß uns recht aufmerksam bei uns selbst.

      Theaitetos: Das wollen wir.

      Fremder: Ich will dir also eine Rede vortragen, indem ich eine Sache mit einer Handlung durch Hauptwort und Zeitwort verbinde, wovon aber die Rede ist sollst du mir sagen.

      Theaitetos: Das soll geschehen nach Vermögen.

      Fremder: Theaitetos sitzt. Das ist doch nicht eine lange Rede?

      (263) Theaitetos: Nein, sondern sehr mäßig.

      Fremder: Deine Sache ist also nun zu erklären wovon sie ist und was sie beschreibt?

      Theaitetos: Offenbar von mir und mich.

      Fremder: Wie aber diese wiederum?

      Theaitetos: Was für eine?

      Fremder: Der Theaitetos, mit dem ich jetzt rede, fliegt.

      Theaitetos: Auch von dieser würde wohl niemand etwas anderes sagen als sie rede von mir und über mich.

      Fremder: Und irgend eine Beschaffenheit, sagen wir, habe notwendig jede Rede?

      Theaitetos: Ja.

      Fremder: Wie wollen wir also sagen, daß jede von diesen beschaffen sei?

      Theaitetos: Die eine doch falsch, die andere wahr.

      Fremder: Und die wahre sagt doch das wirkliche von dir daß es ist?

      Theaitetos: Ja.

      Fremder: Und die falsche, von dem wirklichen verschiedenes?

      Theaitetos:


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