PLATON - Gesammelte Werke. Platon

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Wie doch, Hermogenes, denkst du, es sei so leicht, auch nur irgend etwas so in der Geschwindigkeit zu lernen oder zu lehren, viel weniger etwas so wichtiges, daß man es wohl unter das größte rechnen muß.

      (428) Hermogenes: Das denke ich beim Zeus nicht! nur scheint mir Hesiodos ganz recht zu haben, daß wenn noch so geringes zu noch so geringem du legest, es immer ein Vorteil ist. Wenn du uns also nur um ein Weniges weiter bringen kannst, so laß es dich nicht verdrießen, sondern tue dem Sokrates diesen Dienst, und auch mir denke ich, bist du es wohl schuldig.

      Sokrates: Wollte doch ich selbst, Kratylos, nichts von dem beschwören, was ich gesagt, sondern ich habe die Sache nur so wie sie mir erschien, mit dem Hermogenes durchgenommen. Deshalb also sage nur dreist, was du etwa Besseres hast, ich will es wohl aufnehmen. Und wenn du etwas schöneres als dieses zu sagen hättest, wollte ich mich nicht wundern; denn ich merke wohl, du hast sowohl selbst hierüber nachgedacht, als auch von andern gelernt. Bringst du also etwas schöneres vor: so zeichne mich nur auch unter deine Schüler in der Sprachkunde.

      Kratylos: Allerdings, Sokrates, habe ich mich wie du auch sagst, viel mit diesen Dingen beschäftiget, und machte dich vielleicht wohl zu meinem Schüler. Ich fürchte nur, es geschieht ganz das Gegenteil, weil mir in den Sinn kommt dir zu sagen, was Achilleus in der Bittgesandtschaft zum Aias sagt. Er sagt nämlich, Aias, göttlicher Sohn des Telamon, Völkergebieter, Alles hast du beinahe mir aus der Seele geredet. So hast auch du, Sokrates, mir gar sehr nach meinem Sinne geweissagt, es sei nun, daß du vom Euthyphron begeistert warst, oder daß eine andere Muse dir schon lange unbewußt eingewohnt hat.

      Sokrates: Ja, guter Kratylos, ich wundere mich selbst schon lange über meine eigne Weisheit, und kann kaum daran glauben. Daher dünkt mich, ich sollte wohl noch einmal genauer zusehn, was wohl eigentlich daran ist. Denn von sich selbst hintergangen zu werden, ist doch das allerärgste. Denn wenn der Betrieger auch nicht auf ein Weilchen sich entfernt, sondern immer bei der Hand ist, wie sollte das nicht schrecklich sein? Daher muß man, denke ich, fleißig wieder umkehren zu dem zu vorgesagten, und versuchen, nach jenem Dichter, zugleich vorwärts zu schauen und rückwärts. So laß uns jetzt sehen, was wir doch gesagt haben. Die Richtigkeit des Wortes, sagten wir, besteht darin, daß es anzeigt wie die Sache beschaffen ist. Wollen wir sagen, dies sei gründlich gesprochen?

      Kratylos: Mir wenigstens scheint es gar sehr, Sokrates.

      Sokrates: Also der Belehrung wegen werden Worte gesprochen?

      Kratylos: Freilich.

      Sokrates: Sagen wir nun, daß dies auch eine Kunst ist, und es Meister darin gibt?

      Kratylos: Freilich.

      Sokrates: Wer sind diese?

      Kratylos: Die auch du anfänglich nanntest, die Gesetzgeber.

      Sokrates: Wollen wir nun zugeben, daß auch diese Kunst auf dieselbige Weise unter den Menschen besteht wie auch die (429) übrigen, oder nicht? Ich will nämlich dieses sagen, Maler gibt es doch einige bessere, andere schlechtere?

      Kratylos: Allerdings.

      Sokrates: Und nicht wahr, die besseren machen ihre Werke, die Bilder nämlich, besser, die anderen aber schlechter? und eben so einige Baumeister bauen bessere Häuser, andere schlechtere?

      Kratylos: Ja.

      Sokrates: Fertigen so auch einige Gesetzgeber ihre Werke besser, andere schlechter?

      Kratylos: Das möchte ich nicht mehr zugeben.

      Sokrates: Also meinst du nicht, daß einige Gesetze besser sind, andere schlechter?

      Kratylos: Nein eben.

      Sokrates: Also auch von den Worten, wie es scheint, meinst du wohl nicht, daß einige besser beigelegt sind, andere nicht so gut?

      Kratylos: Nein eben.

      Sokrates: Also sind alle Worte und Benennungen gleich richtig?

      Kratylos: Was nun wirklich Benennungen sind.

      Sokrates: Wie also, was auch schon erwähnt ist, sollen wir sagen, unser Hermogenes hier führe diesen Namen gar nicht, wenn ihm nämlich gar nichts irgend wie von einer Abstammung vom Hermes zukommt? oder er führe ihn zwar, jedoch nicht mit Recht?

      Kratylos: Er führe ihn auch gar nicht einmal, dünkt mich, Sokrates, sondern er scheine ihn nur zu führen, der Namen gehöre aber einem Andern zu, der auch eine solche Natur hat, wie der Namen andeutet.

      Sokrates: Lügt auch etwa nicht einmal derjenige, welcher sagt, er heiße Hermogenes? Das nur nicht am Ende auch das nicht möglich ist, zu sagen er sei Hermogenes, wenn er es nicht ist?

      Kratylos: Wie meinst du das?

      Sokrates: Ob dies etwa, daß man überhaupt nichts falsches sagen könne, ob dies der Gehalt deines Satzes ist? Denn gar Manche behaupten dies, lieber Kratylos, jetzt und auch sonst schon.

      Kratylos: Wie sollte denn auch, Sokrates, wenn einer doch das sagt, was er sagt, er nicht etwas sagen was ist? Oder heißt das nicht eben falsches reden, sagen was nicht ist?

      Sokrates: Dieser Satz, Freund, ist für mich und für mein Alter zu hoch. Doch aber sage mir nur dieses, hältst du etwa zwar das nicht für möglich, falsches sagen, wohl aber sprechen?

      Kratylos: Nein, dünkt mich, auch nicht sprechen.

      Sokrates: Auch nicht rufen oder anrufen? wie wenn dir einer auf einer Reise begegnete, dich bei der Hand faßte und rief Willkommen, Hermogenes, athenischer Fremdling, Sohn des Smikrion, würde der dieses sagen oder sprechen oder rufen, oder anreden, immer aber wenn er es so tut nicht dich sondern diesen Hermogenes? oder Niemanden?

      Kratylos: Mir scheint dieser dies nur vergeblich zu sprechen.

      Sokrates: Auch damit bin ich zufrieden. Hätte nun aber, wer dies spräche, es richtig gesprochen oder falsch? oder (430) etwas davon richtig und anderes falsch? Denn auch daran hätte ich schon genug.

      Kratylos: Ich würde sagen, ein solcher mache nur ein Geräusch, und setze sich ganz unnütz in Bewegung, wie wenn einer an Metall schlägt daß es tönen muß.

      Sokrates: Komm laß sehen, Kratylos, ob wir irgendwie auseinander kommen. Du gibst doch zu, daß ein anderes das Wort ist; und ein anderes das, dessen Namen es ist?

      Kratylos: Das tue ich.

      Sokrates: Auch gestehst du, das Wort sei eine gewisse Nachahmung des Dinges?

      Kratylos: Auf alle Weise dieses.

      Sokrates: Aber auch die Gemälde, sagst du, sind auf eine andere Weise Nachahmungen gewisser Dinge.

      Kratylos: Ja.

      Sokrates: Wohlan, so verstehe ich vielleicht nur nicht was das ist was du meinst, und du kannst dennoch Recht haben. Kann man wohl diese beiderlei Nachahmungen, die Bilder sowohl als die Wörter unter die Dinge verteilen und ihnen zuschreiben, deren Nachahmungen sie sind oder nicht?

      Kratylos: Das kann man.

      Sokrates: Zuerst bedenke dieses. Es kann doch einer das Bild des Mannes dem Manne zuteilen und das des Weibes dem Weibe, und so auch andere?

      Kratylos: Allerdings.

      Sokrates: Aber auch umgekehrt das Bild des Mannes der Frau, und das der Frau dem Manne?

      Kratylos:


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