Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik. Группа авторов

Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik - Группа авторов


Скачать книгу
Entwicklung und/oder kritische Analyse tragender Konstrukte der FremdsprachendidaktikFremdsprachendidaktikKonstrukte der

      Arbeiten dieses Typus fokussieren zentrale Konstrukte der Fremdsprachendidaktik, deren Herausbildung interdisziplinär verortet und deren Grenzen und Möglichkeiten für unterschiedliche Praxisfelder kritisch erörtert werden, beispielsweise für die Materialentwicklung, die Unterrichtsgestaltung, die Aufgabenkonstruktion oder die Lehrerbildung. Drei Beispiele sollen diesen Typus verdeutlichen. (1) Mit seiner Studie Aufgeklärte Einsprachigkeit. Zur Entdogmatisierung der Methode im Fremdsprachenunterricht, ebenfalls situiert in der Konstituierungsphase der Fremdsprachendidaktik, positioniert sich Wolfgang Butzkamm (1973) in der Debatte um die Einsprachigkeitsproblematik, indem er Befunde der Bilingualismusforschung, der Lernpsychologie und der Spracherwerbsforschung auswertet und zu einer Unterrichtmethodik verdichtet, die dem gezielten Gebrauch der Muttersprache eine angemessen funktionale Verwendung im Unterricht zuweist.1 (2) Für Daniela Caspari ist Kreativität im Umgang mit literarischen Texten im Fremdsprachenunterricht Untersuchungsgegenstand (Caspari 1994). Sie arbeitet zentrale Aspekte der psychologischen Kreativitätsforschung und der rezeptionstheoretischen Lesetheorien heraus, die sie vergleichend analysiert, um auf diesem Hintergrund das kreative Potenzial fremdsprachiger literarischer Texte zu erfassen, das in unterrichtlichen Lehr- und Lernprozessen genutzt werden kann. Caspari wertet dabei ein breites Spektrum dokumentierten Unterrichts und problematisierender fachdidaktischer Arbeiten aus. (3) Aus der Perspektive des Deutschen als Fremdsprache skizziert Swantje Ehlers in ihrer Arbeit Lesetheorie und fremdsprachliche Lesepraxis (1998) einen theoretischen Entwurf für eine fremdsprachliche Lesedidaktik, nämlich „Ansätze einer fremdsprachlichen Leselehre“ (ebd., 231), die der Eigengesetzlichkeit fremdsprachlichen Lesens Rechnung tragen soll. Sie wertet dazu lesetheoretische Positionen zum Lesen in der Erst- und Zweisprache aus, bündelt entwicklungs- und kognitionspsychologische Forschung, um dann die Besonderheiten fremdsprachlichen Lesens zu fokussieren. Dabei setzt sie sich kritisch mit der empirischen Leseforschung in der Fremdsprachendidaktik auseinander.

      Dem hier angesprochenen Typus wären auch Arbeiten zuzuordnen wie die von Corinna Koch (2013) und Elena Bellavia (2007), die das fremdsprachendidaktische Potenzial der Metapher untersuchen. Bellavia fokussiert Deutsch als Fremdsprache, Koch die Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch. Die Theoriebildung ermöglicht es beiden Autorinnen, ein Instrument zur kritischen Analyse und Optimierung von Lehrmaterial zu entwickeln.

      3 ModellbildungModellbildung

      Die Entwicklung und kritische Erörterung von Modellen gehört zu den zentralen Aufgaben theoretischer Forschung, denn Modelle haben die Funktion, komplexe Zusammenhänge und Abläufe verständlich zu machen – sie sind ein notwendiger Teil von Theoriebildung, die deshalb auch ohne Modelle nicht vorstellbar ist. Insofern arbeiten alle bisher erwähnten Beispiele mit mehr oder weniger expliziten Modellen. Wenn hier dennoch ein eigener Typus theoretischer Arbeiten markiert wird, so geschieht dies im Anschluss an die Tradition didaktischer Modelle, die den Anspruch erheben, handlungsleitend zu sein. Im Kontext fachdidaktischer Forschung spielen Modellbildungen eine bedeutende Rolle (Jank & Meyer 2002). Für das Lehren und Lernen von Fremdsprachen repräsentieren zwei Arbeiten den hier gemeinten Typus: (1) Ausgehend vom kulturwissenschaftlichen Konzept der IntertextualitätIntertextualität modelliert Wolfgang Hallet (2002) das fremdsprachliche Klassenzimmer als hybrid-kulturellen Handlungsraum für die diskursive Aushandlung und die Erprobung gesellschaftlicher Partizipationskompetenz. Das Modell ist handlungsleitend für die Konzeption von Lehr- und Lernmaterial (s.u. „Das Spiel der Texte und Kulturen“). (2) In der Referenzarbeit Autonomes Fremdsprachenlernen: Komponenten, Kompetenzen, Strategien entwickelt, validiert und erprobt Maria Tassinari ein „dynamisches Autonomiemodell“ mit seinen Deskriptoren. Das Modell liefert die Basis für Checklisten zur Reflexion eigener Lernprozesse von Studierenden (Tassinari 2010, Referenzarbeit, s. Kap. 7).

      4 Analyse und Auswahl von Lehr- und Lehr- und LernmaterialAuswahlLernmaterialLehr- und LernmaterialAnalyse

      Der Komplex Analyse von Lehr- und Lernmaterial lässt sich nach zwei Gruppen von Arbeiten ordnen, nämlich nach solchen, die sich mit einem Lehrwerksystem oder Materialien einer Fremdsprache befassen und solchen, die lehrwerkvergleichend mehrere Fremdsprachen berücksichtigen. Innerhalb der beiden Gruppen kann nach den Bezugstheorien unterschieden werden, aus denen die Analysekriterien entwickelt werden. So bestimmen beispielsweise lerntheoretische Überlegungen die Studie von Dietmar Rösler (1984) zum Spannungsverhältnis von Lernerbezug und vorgefertigtem Lehrmaterial für Deutsch als Fremdsprache. Politik- und sozialwissenschaftlich orientiert ist die Analyse von Angelika Kubanek-German (1987): Dritte Welt im Englischlehrbuch der Bundesrepublik Deutschland. Aspekte der Darstellung und Vermittlung. Methodengeschichtliche Kriterien bestimmen die Studie von Lilli-Marlen Brill (2005), die am Beispiel von Lehrwerken zu Deutsch als Fremdsprache die These überprüft, ob Lehrwerkgenerationen als Ausdruck bestimmter Vermittlungsmethoden gelten müssen. Als prägnante Vertreter theoriegeleiteter, vergleichender Lehrwerkanalyse für mehrere Sprachen können die Studie von Dagmar Abendroth-Timmer (1998) und Christian Thimme (1996) gelten. Abendroth-Timmer vergleicht Lehrwerke zu den Sprachen Deutsch, Französisch und Russisch in Hinblick auf landeskundliches und interkulturelles Lernen. Für Thimme ist die Behandlung landeskundlicher, insbesondere geschichtlicher Aspekte in Lehrwerken für Deutsch und Französisch Forschungsgegenstand.

      Für den Komplex der Auswahl von Lehr- und Lernmaterial können stellvertretend zwei literaturdidaktische Studien herangezogen werden, die das didaktische Potenzial literarischer Genres untersuchen. Annette Werner (1993) rekonstruiert Kontinuität und Diskontinuität des fachdidaktischen Diskurses zur Behandlung von Lyrik im Englischunterricht, indem sie sowohl pädagogische und didaktische Begründungen seit 1945 als auch Lyriksammlungen, Handreichungen und Rahmenpläne untersucht. Forschungsgegenstand der Arbeit von Nancy Grimm (2009) sind Romane der indigenen Gegenwartsliteratur als Textgrundlage für die Förderung des Fremdverstehens im fortgeschrittenen Englischunterricht. Die Mehrzahl der für diesen Typus erwähnten Arbeiten bedienen sich hermeneutisch-textanalytischer Verfahren.

      5 Phänomenologische Arbeitenphänomenologische Arbeiten

      Dieser Typus versammelt Arbeiten, die Phänomene aus dem Gegenstandsbereich Lehren und Lernen fremder Sprachen zusammenstellen, systematisch beschreiben, ihre Behandlung in theoretischen Diskursen nachzeichnen und die Relevanz für die unterrichtliche Praxis ausloten. Zwei repräsentative Beispiele sollen ihn verdeutlichen: (1) Die Studie von Friederike Klippel (1980) ist dem Spielphänomen gewidmet. Nach der Aufarbeitung spieltheoretischer und spielpädagogischer Grundlagen sichtet die Verfasserin die Behandlung des Lernspiels in der fachdidaktischen Literatur (Lexika, didaktisch-methodische Handbücher, Richtlinien) und rekonstruiert seine Stellung im fremdsprachlichen Unterricht aus Erfahrungsberichten und Spielesammlungen. Ansätze einer Theorie des Lernspiels liefern die Grundlagen für die Erörterung des bewussten und integrativen Einsatzes des Lernspiels im Englischunterricht. Eine Klassifizierung von Lernspielen, verbunden mit einem Instrument zu ihrer didaktischen Aufarbeitung, sind u.a. Ergebnisse dieser Studie. (2) Das Offenheits-Paradigma bestimmt die Studie von Engelbert Thaler (2008), dessen vielfältige Wurzeln zunächst aufgedeckt werden (u.a. philosophisch-erkenntnistheoretische, anthropologisch-pädagogische, fremdsprachendidaktisch-methodische). Das Paradigma dient dazu, unterschiedliche Lernarrangements zu erfassen und zu analysieren sowie im Kontext der fachdidaktischen und bezugswissenschaftlichen Diskussion zu verorten. Thalers Studie bietet damit einen theoriegeleiteten, deskriptiven Methodenvergleich.

      6 Bildungswissenschaftliche und bildungspolitische Positionierungbildungswissenschaftliche Positionierungenbildungspolitische Positionierung

      Auch hier sollen zwei Studien diesen Typus verdeutlichen. (1) Lutz Küster (2003) liefert eine bezugs- und bildungswissenschaftliche sowie eine bildungspolitische Positionierung fremdsprachendidaktischer Kernkonzepte, die mit Bezug auf empirische Aspekte des Anfangsunterrichts im Fach Französisch sowie auf den fortgeschrittenen Unterricht mit literarischen Texten verdeutlicht werden. Der Autor versteht diese Bezüge als „Verknüpfungen und Vertiefungen“ zu den von ihm behandelten Grundsatzfragen


Скачать книгу