Voller Misstrauen geliebt. Lara Greystone

Voller Misstrauen geliebt - Lara Greystone


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Und wie ich den anderen auch schon sagte: Diese Gärtnerin braucht ihre Kraft zum Arbeiten und ist kein Snack für zwischendurch, sucht dir dein Blut also woanders. Da das sicher nicht deine ganze Zeit in Anspruch nehmen wird, hab ich noch eine zweite Aufgabe für dich.“

      Und ob das seine ganze Zeit in Anspruch nehmen würde! Er würde sie keinen Moment aus den Augen lassen und so lange herumschnüffeln, bis er …

      „Elia hat bei Routinesuchläufen in den Polizeicomputern was gefunden und nachgeforscht. In den letzten Wochen geht bei den Obdachlosen das Gerücht um, ein Mann würde nachts herumschleichen und ihresgleichen aussaugen. Sie sind sogar zur Polizei gegangen, konnten aber keine brauchbare Täterbeschreibung abgeben. Und da niemand eine Bisswunde vorzeigen konnte, ist die Polizei dem nicht weiter nachgegangen. Mittlerweile rotten sie sich zusammen und halten nachts abwechselnd Wache. Jetzt gibt es zwar bei den Obdachlosen keine Zwischenfälle mehr, dafür aber in den billigen Discos, in denen sich die jungen Leute gern für wenig Geld volllaufen lassen. Junge Frauen werden bewusstlos und mit K.o.-Tropfen im Blut an Taxiständen aufgefunden. Sie wirken blass und geschwächt, können ebenfalls keine Beschreibung des Täters abgeben.“

      „Gab es Tote?“

      „Nein und das ist das Seltsame dabei. Wäre es einer von Raúls Leuten, die hiergeblieben sind, nachdem wir diesen Mörder aus dem Land geworfen haben, würde der nicht zu Drogen greifen. Er würde einfach die Erinnerung der Menschen löschen, so wie das jeder Vampir macht.“

      „Und wäre es ein Gesetzloser, der seiner Blutgier verfallen ist, wären sie tot oder zumindest vergewaltigt worden.“

      „Ganz genau. Die Opfer wiesen aber keine Verletzungen auf“, meinte Agnus nachdenklich. „Außerdem hätte weder ein Handlanger von Raúl noch ein blutgieriger Vampir seine Beute anschließend an einem Taxistand abgelegt. Es wirkt fast so, als wollte derjenige dafür sorgen, dass die Frauen heil nach Hause kommen.“

       „Vielleicht ist es nur ein abgedrehter Spinner aus der Gothic-Szene, ein Möchtegernvampir.“

      „Was auch immer. Du wirst der Sache auf den Grund gehen und diese Vorfälle auf die ein oder andere Art beenden. Falls es ein Mensch ist, weißt du Bescheid.“

      „Ja, ich muss ihn am Leben lassen, außer es ist Notwehr, sonst hab ich selbst das Tribunal am Hals. Ich kenn die Gesetze, Agnus.“

      „Und jetzt verschwinde aus meinem Büro, hier stinkt es deinetwegen schon wie in einer Kloake. Wir treffen uns in zwanzig Minuten zum Training – draußen am Teich.“

      Quint verließ Agnus’ Büro und stand damit automatisch in Elias Reich.

      „Gib mir alles, was du und John über diese Landschaftsgärtnerin recherchiert habt. Ich will alles noch mal genau unter die Lupe nehmen. Ihre Adresse ist auch dabei, oder?“

      „Klar. Die Liste der Fahrzeuge, die auf sie zugelassen sind, hat sich jedoch verkürzt. Sie besitzt nur noch einen alten VW-Bus.“

      „Ich will alles über sie wissen, besonders über ihre Finanzen, etwaige Kredite und so weiter.“

      „Sie ist alleinstehend, hat keine Kinder und ist wirklich eine Landschaftsgärtnerin, sogar eine viel gelobte. Ihre Firma floriert und sie beschäftigt einige Leute. Die Tiergehege des städtischen Zoos hat sie in monatelanger Arbeit naturnah umgestaltet und dafür sogar einen Preis bekommen. Die Stadtzeitung hat einen dreiseitigen Bericht darüber gebracht. Mensch, Quint, lass es doch einfach mal gut sein.“

      „Nein. Besorg mir die Unterlagen. Sicher ist sicher. Mit der stimmt was nicht, das rieche ich.“

      „Ach ja? Ich rieche nur stinkendes Abwasser. Bitte mach einen Abgang, bevor mir Sarahs leckeres Essen wieder hochkommt.“

      „Leck mich“, brummte Quint und verschwand.

      Duschen machte keinen Sinn, denn nach dem Training mit Agnus wäre er sowieso wieder verschwitzt. Außerdem wollte er gleich anschließend noch mit Wildheart spielen, danach würde er sowieso nach Puma riechen. Nein, in der Zwischenzeit würde er lieber anfangen, die Informationen über diese Jo Buchstabe für Buchstabe durchzugehen und nachzuprüfen …

      Am Teich wartete Agnus schon auf ihn: barfuß, nur mit der üblichen, schwarzen Drillichhose bekleidet, wie sie auch von Spezialeinheiten verwendet wurde.

      „Zieh dir Socken, Schuhe und Shirt aus.“

      Quint tat es, ohne nachzufragen. Klamotten störten eh nur beim Training. Als sie sich kampfbereit gegenüberstanden, entdeckte er diese Jo von Weitem.

      „Wir haben Zuschauer, Agnus.“

      „Ich weiß, aber sie kann uns von hier aus nicht hören, nur sehen.“

      „Ja, aber …“

      Ehe er reagieren konnte, hatte ihm Agnus einen Schlag in die Rippen gedonnert, der einen Menschen ins Krankenhaus befördert hätte, und kaum dass er sich aufgerappelt hatte, landete Agnus’ Fuß in einer Art Roundhouse-Kick an seinem Schädel, sodass er Sternchen sah. Aber damit nicht genug: Agnus packte ihn und warf ihn kopfüber in den Teich.

      Als er aus dem Teich klettern wollte, stellte sich sein Anführer mit überkreuzten Armen an den Rand und schüttelte den Kopf.

      Was? Sollte er jetzt etwa schwimmen?

      „Alva war gerade bei mir“, erklärte Agnus und es klang nicht so, als bekäme er jetzt eine Einladung zum Tee. „Sie hat mit ihrer Gabe zwei Rippenbrüche und ein angeknackstes Handgelenk dieser Gärtnerin geheilt und musste ihr zur Tarnung eine Spritze geben. Außerdem hat die Frau noch eine leichte Gehirnerschütterung wegen dir, die Alvas Gabe nicht heilen kann.“

      „Hey, ich dachte …“

      „Ist mir scheißegal, was du dachtest!“, rief Agnus stinksauer. „Ich toleriere keine Gewalt gegen Frauen unter diesem Dach, verstanden? Falls diese Jo auch nur noch einen einzigen blauen Fleck von dir bekommt, bist du fällig, dann kümmert sich Raven um dich.“

      Raven hasste Gewalt gegen Frauen. Selbst damals, als er noch gezwungen war, einem Blutfürsten zu dienen, war das nicht anders gewesen. Wenn Raven davon erfuhr, hätte Quint mehr als zwei gebrochene Rippen und könnte sich vor Schmerzen nicht mehr aufrecht halten.

      „Kann ich jetzt wieder raus aus dem Wasser?“, fragte er genervt. Seine Rippen würden in den nächsten Minuten heilen, doch jetzt schmerzten sie, als wäre ein Baumstamm auf sie gefallen, und sein Schädel brummte, als würde der härteste Bass darin gespielt.

      „Nein.“

      Agnus zog etwas aus seiner Hosentasche und warf es ihm zu.

      Quint fing es ohne Probleme auf – Vampirreflexe eben – und starrte perplex auf den weißen Block.

      „Das ist eine Seife, falls du nicht mehr weißt, was das ist. Du wirst im Teich bleiben und dich von oben bis unten schrubben oder wir machen morgen die gleiche Übung, verstanden?“

      „Du …“

      „Ja, du mich auch“, erwiderte Agnus, „aber du wirst dich jetzt gefälligst waschen. Elia behält dich im Auge.“

      Klar, Elia hatte überall diese Kameras. Vermutlich lachte er sich gerade schlapp und schickte per WhatsApp ein Video davon an alle im Haus.

      Sein Chef hatte sich längst abgewandt und er meinte, diese Gärtnerin kichern zu hören. Aber der würde das Lachen noch vergehen, dafür würde er sorgen …

      Kapitel 4

      Jo hatte sich sofort an die Arbeit gemacht, nachdem Rose weg war. Kurz darauf bemerkte sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung und sah in Richtung Teich.

      Dort standen zwei Männer mit freiem Oberkörper: Ein fast zwei Meter großer Mann, der sie an den Wikingervater der Comicfigur Wickie erinnerte – allerdings hatte er statt Bauch nur reine Muskelmasse –, und dieser Quint.

      Wäre er nicht von der aggressiven


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