Voller Misstrauen geliebt. Lara Greystone

Voller Misstrauen geliebt - Lara Greystone


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Jeans ebenso beeindruckend ausfiel.

      Sie war so weit weg, dass sie das Spiel der Muskeln nur erahnen konnte, als die beiden sich in Kampfhaltung gegenüber stellten und aufeinander losgingen. Wobei es eher so wirkte, als bekäme Quint eine ordentliche Abreibung, und kaum dass es begonnen hatte, flog er im hohen Bogen in den Teich.

      Jo konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Der Zweimetermann drehte seinen Kopf kurz zu ihr und nickte ihr zu.

      Unwillkürlich musste sie an Walters Worte denken: Verlassen sie sich darauf, sein Chef wird ihn sich noch in dieser Minute zur Brust nehmen. Diese Aktion gerade sah ganz danach aus.

      Das dort drüben war dann vermutlich Agnus, der Chef dieser Bodyguardagentur. Sie schmunzelte, was der bestimmt nicht sehen konnte, und hob den Daumen, um sich zu bedanken.

      Die Abreibung hatte Quint sich wirklich verdient.

      Dann sah sie, dass Agnus etwas zu Quint in den Teich warf, und sie hätte schwören können, dass es ein Stück Kernseife war. Sie konnte nicht anders, als zu kichern, und war froh, dass auch das nicht bis dorthin zu hören war. Sonst würde dieser Quint es ihr bestimmt heimzahlen.

      Sie begann mit ihren Messungen, und ohne es bewusst zu steuern, sah sie ein paarmal auf. Quint wusch sich tatsächlich. Ob das auch bei den halb verfilzten Haaren helfen würde, bezweifelte sie allerdings. Schade, dass seinem Hass mit dieser Seife nicht auch beizukommen war. So jemand Starken hätte sie gern auf ihrer Seite gehabt, um es mit denen aufzunehmen, vor denen sie davongelaufen war. Oder zum Anlehnen, auf dem Sofa, für ihre einsamen Abende.

      Schnell verwarf sie den Gedanken wieder. Wenn jemand zu ihr nach Hause käme, liefe sie Gefahr, dass ihr Geheimnis entdeckt würde. Das war auch der Grund, warum sie keine Beziehung hatte – seit über zwanzig Jahren. Über ihre Einsamkeit hatte nur ihr Sohn sie hinweggetröstet, etwas zumindest, doch inzwischen ging auch er seine eigenen Wege.

      Etwas später schwang sich Quint mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze aus dem Teich. Das Wasser tropfte an seiner nackten Haut herunter und seine Jeans lag hauteng an. Und, oh ja: Man konnte gut erahnen, dass alles unterhalb der Gürtellinie ebenso sehenswert wie das darüber war – wirklich alles.

      Sie schaute schnell weg, denn sein Anblick war so heiß, wie ihre Wangen jetzt gerade wurden.

      „Vergiss es, Jo“, schimpfte sie sich murmelnd. „Der hasst dich, ist brutal und will dir das Leben zur Hölle machen. Das genaue Gegenteil von dem, was du suchst.“ – Wenn sie denn jemand suchen würde.

      Ihr war, als spürte sie selbst aus der Ferne seinen bohrenden Blick auf sich, deshalb schaute sie lieber nicht auf.

      „So, da bin ich wieder“, meldete sich Rose zurück. „Dann gehen wir mal zum Teich.“

      „Vielleicht sollten wir damit morgen weitermachen. Es ist schon recht dunkel.“

      „Kein Problem, einen Moment.“

      Rose rief mit dem Handy jemanden an und einen Augenblick später erhellte grelles Flutlicht das ganze Gelände.

      Auf Jos Überraschung hin meinte Rose nur lapidar: „Sicherheitsmaßnahme gegen Eindringlinge.“

      Der Teich war eigentlich wunderschön, sehr groß, mit Steg und blühenden Seerosen, die den Rand säumten.

      „Alice ist sehr gern im Wasser, aber vor diesem Teich fürchtet sie sich leider. Sie ist das Hallenbad gewohnt, mit dem klaren Wasser, wo man bis auf den Grund sehen kann.“

      „Na ja, ein kristallklares Becken wird das nie, aber wir könnten das Wasser ablassen, den ganzen Schlamm entsorgen und einen Schwimmteich mit natürlichem Filterbecken daraus machen. Vielleicht würde es Alice helfen, wenn ich am Boden zusätzlich Lichtquellen anbringe. Den Steg müsste ich auf jeden Fall erneuern, das Holz ist morsch. Billig wird das leider nicht.“

      „Das spielt keine Rolle.“

      Das sagten die Leute selten und es machte sie stutzig. Waren das vielleicht Drogenbarone? Oder Waffenhändler? Und diese Bodyguardgeschichte nur eine Tarnung?

      „Jo? Alles in Ordnung?“

      „Ähm – ja, war nur gerade in Gedanken. Der Platz unter der großen Weide wäre ideal für ein Tipi, da drunter wächst sowieso kaum etwas und wenn ich auf der anderen Seite Äste finde, die stark genug sind, können wir eine Schaukel für Alice anbringen. Eine Feuerstelle mit Steinen neben dem Zelt würde ihr sicher auch gefallen. Sie könnten mit ihr Marshmallows übers Feuer halten und ihr Indianergeschichten erzählen.“

      „Dafür wäre Quint besser geeignet“, murmelte Rose.

      Jo wunderte sich über diesen Kommentar, sagte aber nichts dazu.

      „Du hast großartige Ideen, Jo. Ich bin froh, dass du hier bist. Ich denke einfach noch zu wenig wie eine echte Mutter.“ Sie seufzte. „Manchmal frage ich mich …“

      „Führ diesen Gedanken nicht weiter“, platzte es unvermittelt aus Jo heraus. „Auch Mütter von leiblichen Kindern fragen sich ständig, ob sie das Richtige tun und sagen. Du liebst die Kleine ganz offensichtlich und das ist das Wichtigste. Und wenn dein Mann sie auch mag …“

      „Und ob! Ein Kind großzuziehen, war zwar eine völlig neue Welt für ihn, aber er macht es prima und Alice tut ihm gut. Sie hat sein Leben verändert – ihn vielleicht sogar gerettet.“

      Rose hörte auf zu reden, doch Jo spürte, dass sie gern weitererzählt hätte. Es gab hier wohl definitiv Dinge, die sie nicht erfahren sollte. Doch diese Rose war nett, ebenso wie die kleine Alice. Und wenn sie an die Ärztin oder den Zweimeterchef dachte, hatte sie das Gefühl, dass man sich in gewisser Weise sogar um sie, die Landschaftsgärtnerin, kümmerte. Diese Leute hier wirkten wie eine große Familie und es war, als würde sie etwas von dieser Wärme abbekommen.

      Aber wer weiß? Waffenhändler waren ja vielleicht auch liebevoll zu ihren Kindern und freundlich zu ihren Gärtnern, oder?

      Am Ende der Begehung schätzte Jo auf Rose’ Wunsch hin grob die Kosten für die einzelnen Arbeiten.

      „Das Material müsstet ihr mir im Voraus bezahlen und für meine eigene Arbeit hätte ich auch gern eine Anzahlung. Für diesen Auftrag muss ich in der nächsten Zeit alle anderen Kundenanfragen ablehnen, und falls ihr es euch doch anders überlegt oder dieser Quint mich vom Gelände wirft …“

      „Das wird hoffentlich nicht passieren.“

      Hoffentlich? Oje, das klang gar nicht gut.

      „Wir werden das Geld dafür noch heute überweisen und du kannst gleich morgen anfangen.“

      „Ähm – ich hätte lieber Bargeld, wenn das kein Problem ist.“

      Rose runzelte die Stirn. Jo rechnete schon mit einem Nein und griff, um gegen ihre Nervosität anzukämpfen, in ihre Hosentasche und umklammerte – wie so oft – den kleinen Grizzlybären aus Holz. Den trug sie immer bei sich, denn er hatte ihr den Bären vor so langer Zeit geschenkt.

      In Gedanken schickte sie aus purer Verzweiflung ein Stoßgebet zum Himmel.

      Lieber Gott, bitte! Ich muss dringend was zu essen kaufen!

      Selbst ihrem Sohn war nicht bewusst, wie schlimm es finanziell um sie stand. Aber diese Sorgen wollte sie ihm nicht aufbürden, schließlich war sie die Mutter, sie hatte diese Last zu tragen, oder nicht?

      Jo öffnete den Mund und wollte ihre Forderung schon herunterschrauben, aber da antwortete Rose: „Gib mir fünf Minuten. Ich bringe das Geld.“

      Fünf Minuten? War der nächste Bargeldautomat so nah?

      Oder waren das doch Waffenhändler mit einem Tresor voller Bargeld im Keller?

      „Klar“, erwiderte sie mit plötzlich trockener Kehle. „Ich hole inzwischen mein Messrad und messe schon mal die Wege aus, damit ich morgen früh gleich die Bruch-Granitplatten ordern kann.“

      Während sie das tat, rechnete sie damit, dass dieser Quint


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