RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4) - Indira Jackson


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er am Nachmittag beobachtete, wie er nach Hause ging. Er hoffte bloß, dass er keine Nachricht an seine Auftraggeber am helllichten Tag absetzte, sondern bis zur Nacht wartete. Denn dass Yusuf ein Funkgerät mit großer Reichweite oder ein Satellitentelefon besitzen musste, war ihm klar. Anders konnte er sonst kaum Kontakt halten.

      Aber es war unwahrscheinlich, dass er dieses Funkgerät einfach bei sich zu Hause stehen hatte. Das war zu gefährlich. Somit schätzte Rayan das Risiko am Nachmittag als gering ein.

      Er musste Yusuf unbedingt überführen, anders würde ihm keiner glauben. Auch diese Erfahrung hatte er machen müssen. Im Zweifelsfalle glaubten die Leute keinem „hergelaufenen Fremden.“

      So schlenderte Rayan noch ein wenig durch Zarifa und begab sich dann zum Abendessen zurück ins Haupthaus. Er fürchtete die Emotionen, die eine Übernachtung in seinem ehemaligen Elternhaus mit sich bringen würde und hatte daher das Angebot seines Vaters abgelehnt, dort zu nächtigen. Seinem Vater gegenüber hatte er das damit begründet, dass er keinen Verdacht erregen wollte. Dies war definitiv ganz anders als seine sonstigen Aufträge.

      Somit war er in einem Nebengebäude untergebracht worden, in dem auch die Diener wohnten. Direkt im Anschluss an den Stammesrat am Nachmittag hatte er von dort aus mit seinem Satellitentelefon ein paar wichtige Telefonate geführt …

      Wieder gesellte sich Daoud während des Essens zu ihm und Rayan musste unweigerlich an einen lustigen, freundlichen Hund denken, der seinem Herrn hinterher trottete.

      Normalerweise reagierte er immer gleich barsch auf diese Art von Personen, sodass er im Laufe der Zeit eine gewisse Routine entwickelt hatte, alle Annäherungsversuche von freundlichen Menschen zu vergraulen, aber bei Daoud fiel ihm das besonders schwer. Er schien auch nicht auf die üblichen mehr oder minder dezenten Hinweise zu reagieren und Rayan verstand, warum selbst die Stärksten der anwesenden Krieger Daoud einfach gerne haben mussten.

      In der Runde hielt er Ausschau nach Yusuf und war beruhigt, ihn in einer Ecke beschäftigt mit dem Servieren der Speisen zu sehen. Er wollte wohl die Gelegenheit nutzen und noch einige zusätzliche Informationen ausspähen.

      Rayan entschuldigte sich zeitig, mit der Begründung seiner langen Anreise und den am kommenden Morgen früh anstehenden Aufbruch ins Tal hinunter.

      Er ging in sein Zimmer im Nebengebäude, verblieb dort jedoch nicht lange, sondern legte sich im Dunkeln auf die Lauer, um den Ausgang des Haupthauses zu beobachten.

      Einmal ging Hanif an ihm vorbei, in Richtung des Nebengebäudes und damit seines Zimmers. Verdammt! Der Kerl war auch zu lästig, hoffentlich kam der ihm nicht in die Quere. Es würde nicht gut ankommen, wenn er die rechte Hand seines Vaters ausschalten musste.

      Nach wenigen Minuten kam Hanif jedoch zurück und ging wieder ins Haus.

      Etwa zwei Stunden später kam Yusuf aus dem Haus. Rayan folgte ihm völlig lautlos. Er überquerte die kleine Brücke, die über den Fluss führte, und ging langsam den Hügel hinunter ins Dorf. Zunächst betrat er sein Haus, das in der Nähe des Hauptplatzes des kleinen Ortes lag. Vom Hügel aus konnte Rayan das gut beobachten, was es ihm leicht machte, Yusuf unbemerkt mit einigem Abstand zu folgen.

      Er achtete dabei darauf, stets im Schatten zu bleiben, denn das Mondlicht strahlte bereits hell vom Himmel herunter.

      Vor dem Haus von Yusuf hielt Rayan kurz an und lauschte an der Türe, doch von drinnen war nichts weiter zu hören. Dann schlich er weiter. Er verschmolz mit dem Eingang eines anderen Hauses ein Stück die Straße hinunter und wartete ab.

      Plötzlich spürte er, dass er nicht mehr alleine war. Seine jahrelange Ausbildung, aber auch seine vielen einsamen Stunden in der Wüste, hatten seine Sinne geschärft. Er spürte Gefahr. Als er eine Bewegung auf der Straße bemerkte, wusste er, dass er sich nicht getäuscht hatte, sondern ihm tatsächlich ein Mann gefolgt war. Er musste ihn im Mondlicht beobachtet haben, trotz seiner Bemühungen stets in den Schatten zu bleiben. Das passierte ihm nicht oft. So unauffällig, wie Rayan gewesen war, musste er es mit einem würdigen Gegner zu tun haben, nicht viele waren in der Lage ihm zu folgen, wenn er es nicht wollte.

      Der Schatten huschte ebenfalls lautlos an Yusufs Tür vorbei und blieb kurz vor Rayan dicht an die Wand gepresst stehen. Nun musste Rayan schnell sein, denn offenbar spürte auch sein Gegner seine Anwesenheit.

      Lautlos schnellte er nach vorne, packte den Hals seines Gegners und drückte zu. Ein Gurgeln war zu hören, dann brach der Körper zusammen.

      2014 - Krankenhaus Alessia - Lehrreiche Wochen

      Wie Rayan vom Arzt bereits erfahren hatte, durfte Carina am Samstag tatsächlich gehen.

      Gleich morgens nach dem Frühstück hatte sich ein älterer Araber mit einem langen Bart bei ihr im Krankenhaus vorgestellt, der ihr in schlechtem Englisch erklärt hatte, dass sein Name Jamal und er der Haushälter des ehrenwerten Herrn namens Joe Jackson sei. Dieser sei recht oft auf Reisen und benötigte dann jemanden, der sich um sein Anwesen hier in Alessia kümmerte. Sie sei herzlich eingeladen, in der nächsten Zeit seines Herrn Gast zu sein.

      Und so zog sie mit Jamals Hilfe um.

      Schon nach wenigen Tagen liebte sie das Anwesen, denn ein Haus konnte man es kaum nennen. Das eher kleine, aber trotz der Hitze stets kühle Haupthaus lag inmitten eines wunderbaren Gartens, den ein Gärtner täglich liebevoll pflegte. Im vorderen Teil gab es angelegte Wege, kleine Brunnen und viele Pflanzen.

      Weiter hinten lagen Stallungen, in denen vier edle Pferde waren. Sie trugen keinerlei Brandzeichen, was darauf schließen ließ, dass sie aus einer lokalen Zucht kamen. Die Araber schätzen ihre Pferde viel zu sehr, um sie mit einem Brandzeichen zu quälen.

      Auch zwei Kamele gab es, die ab und an faul durch ihre Koppeln schlichen, meistens aber einfach im Schatten zu liegen schienen. Carina freute sich schon jetzt, wenn sie bald die Erlaubnis des Doktors hätte, wieder reiten zu dürfen.

      Bereits am Samstagnachmittag hatte sich ein junger Araber bei ihr vorgestellt, der ihr in einwandfreiem Englisch erklärt hatte, er sei von nun an ihr Lehrer und würde jeden Tag kommen.

      Sein Name war Mehmet und Carina fand ihn von Anfang an sympathisch. Jung, schlank, voller Energie und Begeisterung. Er trug eine Brille, bei der sie nicht sicher war, ob er sie wirklich benötigte oder ob sie eher seinen intellektuellen Anschein unterstreichen sollte. Zwei Jahre lang habe er in England studiert, verkündete er ihr stolz -zusammen mit Leila Abdul, die auch hier in Alessia wohnte.

      Durch geschicktes Nachfragen fand Carina heraus, dass es sich tatsächlich um die gleiche Leila handelte, die sie ebenfalls bereits kennengelernt hatte. Somit wusste sie nun, warum Leila so einwandfrei Englisch sprach. Ja, Leilas Studium hätte der Scheich bezahlt, aber er wüsste nicht warum und das ginge ihn auch nichts an.

      Und so vergingen sieben Wochen, Carinas Arabisch wurde recht passabel und sie hatte die Freigabe vom Arzt erhalten auch kleinere Ausritte in die Umgebung zu unternehmen, um langsam wieder fit zu werden.

      Als sie Mehmet auf den Dialekt der Tarmanen ansprach, wurde sein Gesicht verschlossen und er weigerte sich kategorisch, über dieses Thema zu sprechen, geschweige denn sie zu unterrichten. Dazu habe er keinen Auftrag.

      Um ihn nicht zu verärgern oder in Verlegenheit zu bringen, ging sie nicht mehr weiter auf das Thema ein. Sie war stolz, wie weit sie in den wenigen Wochen gekommen war, sie konnte bereits einfache Bücher lesen und auch einfache Sätze schreiben. Vor allem aber konnte sie die Leute um sich herum verstehen und sich auch mit dem Haushälter Jamal unterhalten.

      Was ihr allerdings lediglich bedingt weiter half, denn der war wenig gesprächig und zu keinerlei Auskünften über seinen Herrn oder den Scheich bereit.

      Nachdem sie wusste, dass der Scheich von mindestens sechs Wochen gesprochen hatte, war sie bisher relativ ruhig gewesen und hatte sich tatsächlich von ihren täglichen Unterrichtsstunden ablenken lassen.

      Mehmet kam am frühen Vormittag für drei Stunden, gab ihr dann Hausaufgaben und erwartete, dass sie diese bis zum Abend, wenn er nochmals zwei Stunden


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