RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4) - Indira Jackson


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Anschluss an diese spezielle Art des „Zeitvertreibs“ kam auch Rayan auf seine Kosten, weil Leila sich bei ihm „bedankte“ indem sie sich ihrerseits ausführlich um seine Männlichkeit kümmerte.

      Im Laufe des weiteren Abends widmeten sie sich noch des Öfteren eher herkömmlichen sexuellen Aktivitäten.

      2001 - Zarifa - Rückkehr nach Zarifa

      Noch bevor die Sonne hinter den Bergen zu sehen war, wurde es bereits hell. Der Himmel war strahlend blau, ohne jede Wolke. Es würde wieder ein sehr heißer Tag werden.

      Reglos saß Sedat auf seinem Pferd. Er hatte die anderen bereits vorausgeschickt. Natürlich hatten sie ihn seltsam angesehen, als er Hanif um ein weiteres Pferd gebeten hatte. Sie hatten sich gefragt, ob er den Verstand verloren hatte, aber natürlich hatte keiner es gewagt, dies laut zu äußern. Immerhin hatten sie noch ein wenig Respekt vor ihm.

      Etwas reumütig dachte er an die alten Zeiten, da hätten sie es noch nicht einmal zu denken gewagt. Er war der große Herrscher gewesen, sie die Untertanen. Er seufzte und bemühte sich, seine Gedanken wieder in die Gegenwart zu bringen. Er lauschte, doch es war nichts zu hören, nicht einmal ein kleines Steinchen, das sich in der Schlucht bewegte.

      Hatte er sich also in Rayan getäuscht? Er war so sicher gewesen, dass er kommen würde. Er konnte es nicht logisch erklären, denn er konnte verstehen, wie es in Rayan aussehen musste. Armer Junge, was hatte er ihm angetan. Er versuchte sich schnell abzulenken, denn die Scham stieg in ihm hoch und färbte seine Wangen. Jetzt jedoch hatte er eine zweite Chance und die würde er nicht vergeben und wenn es das Letzte wäre, was er tun würde. Aber wenn er nicht kam? Vielleicht wurde er ja doch senil.

      „Ich habe folgende Bedingungen“, klang leise eine Stimme hinter ihm. Der Alte war erschrocken, er war in der Wildnis durchaus erfahren, jedoch hatte er vorher keinen einzigen Laut gehört.

      Langsam dreht er sich auf dem Pferd um. Am liebsten hätte er laut gejubelt, sein Gesicht verriet jedoch nichts. Das wäre das falsche Zeichen gewesen.

      Genauso leise wie vorher fuhr Rayan fort: „Keiner erfährt von meiner Abstammung. Ich denke die Gefahr, dass mich jemand wieder erkennt, ist nach so vielen Jahren äußerst gering, noch dazu, weil mich alle für tot halten. Ich bin ein amerikanischer Söldner aus einer Spezialeinheit, der hier ist, um Euch zu helfen, gegen gute Bezahlung. Ich werde tatsächlich eine große Summe benötigen. Nicht für mich, ich will dein Geld nicht, aber um Waffen zu kaufen. Ich kenne einige Leute, aber das ist nicht billig. Wie auch immer diese Aktion hier ausgeht, ich werde anschließend zu meinem Leben weit weg von hier zurückkehren und nie mehr zurückkommen, geschweige denn zurück blicken. Das ist der Deal.“

      Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Und vergiss nicht, nachdem ich Amerikaner bin, spreche ich nur schlechtes Arabisch und verstehe natürlich den hiesigen Dialekt nicht. Mein Name ist Yasin Tanner.“

      Sedat stutzte: „Was hast du mit deinen Augen gemacht?“ „Kontaktlinsen. Habe ich immer dabei. Meine Augenfarbe ist bei meinen Einsätzen hier im arabischen Raum viel zu auffällig. Es gibt nicht viele Araber mit blauen Augen.“ Er lachte kurz völlig humorlos mit einem verächtlichen Unterton, als wäre seine Augenfarbe eine Körperbehinderung.

      Sedat fühlte einen Stich, sagte jedoch nichts. Er war froh über die Kontaktlinsen, sonst hätte er sich schwergetan, die Geschichte vom Amerikaner zu erklären. Daoud war jeden Tag der lebende Beweis des Erbes seiner verstorbenen Frau Miriam, deren blaue Augen legendär gewesen waren und die sie ihren beiden Söhnen gleichermaßen vererbt hatte.

      Mit einer geschmeidigen Bewegung saß Rayan im Sattel. Das Pferd wehrte sich einige Sekunden lang ob des ihm unbekannten Reiters, doch Rayan sprach leise auf es ein und ganz schnell beruhigte es sich.

      Es war ein wundervoller Brauner mit tiefschwarzer Mähne und weißen Abzeichen an Fesseln und Kopf. Rayan genoss es, auf so einem edlen Tier zu sitzen. Er hatte völlig vergessen, dass sein Vater für seine hochwertige und edle Pferdezucht weit bekannt war. „Ein weiterer Grund, warum die Angreifer nach Zarifa wollen“, dachte er sich.

      Das Thema mit den Kontaktlinsen war ein weiterer Fehler gewesen. Warum hatte er sie nicht eingelegt, bevor er auf seine Erkundungstour zum Tümpel ging? So hatte Daoud von seinen blauen Augen berichten können. „Ich werde wirklich nachlässig, so viele Fehler auf einmal. Zum Teufel!“

      Sie ritten eine Weile schweigend den schmalen Weg entlang, der vom Tümpel zum Eingang von Zarifa führte. Sedat ritt voran und winkte schon von weitem mit einer kurzen Geste der rechten Hand in Richtung der Wachen, die oben auf dem Eingang zum Tunnel platziert waren.

      Sie staunten nicht schlecht, dass Sedat nicht alleine war, ließen sie jedoch ohne weiteres passieren.

      Im Tunnel brannten Fackeln, was ihnen ermöglichte, die circa 50 Meter durch den Fels ohne Schwierigkeiten zu meistern. Der Weg war so eng, dass sie hintereinander ritten und ihre Knie auf der einen Seite den Fels berührten. Auf der anderen Seite dröhnte der Fluss, der durch die Verengung zu einem Wildbach geworden war.

      Rayan konnte einen Moment lang nichts sehen, als sie aus dem Tunnel kamen, so sehr blendete ihn die Sonne, die inzwischen hinter den Bergen hochgekommen war und ins Tal leuchtete.

      Sofort ertönte ein Gemurmel und er konnte die Umrisse der Krieger sehen, die auf ihren Scheich gewartet hatten.

      „Wir haben einen Gast“, rief Sedat laut im Dialekt der Tarmanen. „Er kommt weither aus Amerika, um uns zu helfen. Sein Name ist Yasin Tanner.“

      Einer der Männer drängte sein Pferd dicht an Rayans Pferd heran und sagte in Arabisch: „Ich muss dich nach Waffen durchsuchen.“ Rayans Augen verengten sich zu Schlitzen „Fass mich an und ich bring dich um." Er hatte das so eiskalt mit einem Klirren in der Stimme gesagt, dass der Krieger zurückzuckte.

      Bevor die Situation eskalierte, schritt Sedat ein: „Ich habe gesagt, Yasin Tanner ist unser Gast – also erwarte ich Höflichkeit. Ihn zu durchsuchen heißt, dass wir ihm misstrauen und ist nicht höflich. Hanif du vergisst dich.“ Hanif verneigte sich vor seinem Herrn und zog das Pferd von Rayan weg.

      Sedat ritt voran, den steinigen Pfad entlang, der aus dem Tunnel hinunterführte auf die Talsohle. Und die anderen begannen, einer nach dem anderen hinter ihm in breiter Front ins Tal zu reiten. Hanif nutze die Gelegenheit, dass der Scheich vorweg geritten war, um Rayan einen giftigen Blick zuzuwerfen. Vor allem wie er das Pferd musterte, sprach Bände. Rayan wurde sich bewusst, dass sein Vater gleich mehrere Gesetze gebrochen hatte. Nicht nur, dass er einen Fremden ohne jede Ankündigung mitbrachte, er ließ ihn auch noch eines der besten tarmanischen Pferde reiten. Früher hätte darauf der Tod gestanden, wenn es ein Nicht-Tarmane wagte, ungefragt eines ihrer Pferde zu besteigen. Nach Hanifs Blick zu schließen, war das Pferd, das Rayan ritt, vermutlich seines. Er grinste fröhlich vor sich hin, was Hanif noch giftiger schauen ließ.

      Endlich hatte er Zeit, sich in Ruhe umzusehen und die strahlende Schönheit von Zarifa trieb ihm die Tränen in die Augen.

      Er hatte den Gedanken an die Heimat stets verdrängt, der Schmerz in ihm saß tief. Und doch war er ab und zu in seinen Träumen hierher zurückgekehrt.

      Einen kurzen Moment, als sie durch den Tunnel ritten, hatte er Angst gehabt, dass ihn sein Gedächtnis etwas vorgaukeln würde und er enttäuscht wäre, das Tal in der Realität zu sehen. Doch Zarifas Schönheit machte ihn ehrfürchtig.

      Zur Rechten schlängelte sich gemütlich der Fluss dahin, umgeben von einem satten Grün, das sich bis zum Ende des Tales durchzog, wo die flachen Dächer der kleinen Stadt erkennbar waren. Sie sahen alle ähnlich aus und schmiegten sich auf der einen Seite an den Fluss und auf der anderen Seite an die Felswand, die dort wieder etwas enger wurde.

      Vor der kleinen Stadt war ein Pinienwäldchen, in dem die Pferde in der Mittagshitze Schatten suchen würden. Die Pferde! Er versuchte abzuschätzen, wie viele Pferde durch das Tal frei herumzogen, es mussten hunderte sein.

      Als Junge hatte er es geliebt, sie beliebig ohne Zaumzeug und Sattel zu reiten, quasi als Taxi durch das Tal.


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