Götterfunken. Sabine Claudia
Leuten am Lagerfeuer zu grillen und die Nacht bei ihnen im Zeltlager zu verbringen.
Das Grab
Mona hatte sich schmollend in eines der Zelte zurückgezogen, während Tobias und Severin am Lagerfeuer alte Erinnerungen austauschten.
Die übrigen Leute aus dem Team machten es sich mit Würstchen und Kartoffelsalat ebenfalls beim Lagerfeuer gemütlich und der Professor war noch immer bei dem steinernen Grab.
Als es dunkel wurde, holte er sich vom Lager zwei Akkustrahler und war wortlos wieder verschwunden.
Mona fühlte die feuchte Kälte, die vom Boden ausstrahlte in der kühlen Aprilnacht. Sie wickelte sich enger in ihre Decke.
Sie würden diese Nacht an der Ausgrabungsstätte verbringen, obwohl ihr Tobias vorgeschlagen hatte in einem Hotel in dem kleinen Ort Ebershalde, zu übernachten.
Mona hatte eigene Pläne.
Sie wollte warten bis alle fest schliefen und sich dann alleine zu dem Grab schleichen um die Schriftzeichen auf dem Tor zu studieren.
Falls dieser verdammte Professor überhaupt das Grab verlassen würde!
Nicht zu glauben, dass sie sich an Tobias herangemacht hatte, um diesen Idioten kennenzulernen, der sein Freund war. Böse starrte sie in die Dunkelheit.
Niemand wusste, was sie tatsächlich vorhatte.
Schon lange beschäftigte sie sich mit antiker Zauberei und das war der eigentliche Grund, warum sie ihren Beruf gewählt hatte. Sie dachte, dabei ihrer Leidenschaft nachgehen zu können und Zugang zu den Ausgrabungsstätten zu bekommen. Doch sie wurde nie darum gebeten an einer der Ausgrabungen teilzunehmen und fand nur wenige Freunde in ihrem Umfeld. So reifte in ihr der Entschluss, sich an einen der vertrockneten Gelehrten heranzumachen um durch ihn zu den Ausgrabungen zu gelangen.
Tobias erschien ihr am wenigsten ekelig und stellte somit das kleinste Übel dar. Der arme Kerl war völlig in sie verknallt.
Sie musste lächeln, als sie daran dachte. Schließlich war ihr Plan nun schon nach wenigen Monaten aufgegangen. Sie war hier, an einer Ausgrabungsstätte, an der ein sensationeller Fund gemacht worden war. Niemand würde sie aufhalten, dieses Tor mit seinen faszinierenden Symbolen zu untersuchen, auch kein genialer, widerlicher, frettchengesichtiger Professor.
Während Mona so ihren Gedanken nachhing, löste sich die Gruppe um das Lagerfeuer langsam auf. Schließlich hörte sie auch Tobias leise ins Zelt kommen, doch sie tat, als würde sie fest schlafen. Er streichelte ihr über die Wange und kuschelte sich an sie. Sie lauschte seinen ruhigen Atemzügen, die ihr zeigten, dass er eingeschlafen war.
Mona spitzte die Ohren, doch das Lager war still geworden. Offenbar schliefen alle. Sie zwang sich dazu, noch eine Weile ruhig dazuliegen und zu warten. Als sie sich sicher war, keine Geräusche mehr zu hören, löste sie sich vorsichtig aus Tobias Umarmung und schlich aus dem Zelt.
Sie zitterte in der kalten Nachtluft. Doch sie presste die Zähne zusammen und verließ lautlos das Zeltlager. In einiger Entfernung schaltete sie die Stabtaschenlampe, die sie mitgenommen hatte ein und folgte dem Waldweg, der zu dem Steingrab führte.
Als sie das Licht der Strahler erkennen konnte, die der Professor aufgestellt hatte, machte sie ihre Taschenlampe aus und schlich sich an das Grab heran.
Sie sah ihn auf den Stufen sitzend. Er lehnte, den Kopf auf der Brust an der Steinmauer. Offenbar war er eingeschlafen.
Sie pirschte sich an ihn heran und kurz entschlossen zog sie ihm ihre Taschenlampe über den Schädel. Er fiel wie ein Sack zur Seite und rührte sich nicht mehr.
Ohne zu zögern, lief sie die Treppe hinunter zu dem Tor. Ehrfürchtig strichen ihre Finger über die uralten Symbole. Nach kurzer Inspektion fand sie, wonach sie suchte.
Die Zeichen auf dem Tor erzählten eine Geschichte. Doch ihre Kenntnisse der Schriftzeichen waren unzureichend.
Sie malte die Schriftzeichen sorgfältig auf ein Blatt Papier ab, da sie ihre Bücher brauchte um sie genau zu entschlüsseln, als sie den Professor stöhnen hörte.
Sie musste hier verschwinden.
Schnell verstaute sie den Zettel in ihrer Jeans, sprang die Treppe hoch, vorbei am Professor, der langsam wieder zu sich kam. Unbemerkt schlich sie sich ins Zelt zurück und kuschelte sich zu dem schlafenden Tobias. Sie konnte es kaum erwarten die Zeichen zu enträtseln.
Am nächsten Morgen, schien die Sonne als Mona die Augen aufschlug.
Sie war alleine im Zelt.
Von draußen waren Stimmen und das Geräusch vom Hantieren mit Gegenständen zu hören, offenbar war das ganze Team schon eifrig an der Arbeit.
Sie gähnte, streckte sich und stand fröstelnd auf. Die Aprilluft war trotz der Sonne noch empfindlich kalt. Die nächste Nacht würde sie in einem Hotel verbringen, sie hatte, was sie wollte.
Nach einem Blick in ihren Taschenspiegel kramte sie den Zettel aus ihrer Hosentasche. Da sie die Symbole nicht ohne ihre okkulten Bücher entziffern konnte, musste sie eine Ausrede finden, um nach Berlin zurückzufahren, in ihre Wohnung.
Sie hörte, wie mehrere Autos beim Lager ankamen. Die Leute redeten aufgeregt durcheinander. Neugierig verließ Mona das Zelt.
Bei der Waldlichtung standen mehrere Fahrzeuge. Ein Bus mit einer Fernsehschüssel war dabei, aus dem eifrige Journalisten sprangen. Sie ging näher an die Szene heran und erkannte die schmächtige Gestalt des Professors inmitten der Reporter, der ein Interview gab. Ein Kameramann filmte es.
»….werden wir uns erst ein Bild machen müssen, in welche Epoche der Fund einzuordnen ist. Doch als Verantwortlicher kann ich ihnen versprechen, dass wir sämtliche Geheimnisse lüften werden«, war die hohe affektierte Stimme von Frederik Ahrens zu vernehmen.
Mona schüttelte entnervt den Kopf. Sie hätte fester zuschlagen sollen.
Sie machte kehrt, um Severin zu suchen. Ihm würde es höchstwahrscheinlich auch nicht recht sein, dass sich der Professor hier seine Ausgrabung unter den Nagel riss.
Mona fand ihn auf dem Feld, wo er vorsichtig ein paar Pfeilspitzen von Erde befreite und interessiert begutachtete.
»Was, wirst du gegen Professor Frettchengesicht