Das Halbmondamulett.. Jens Petersen
auf Gelegenheitsjobs warteten, zielbewusst auf mich zu, um mich wissen zu lassen:
„Deine drei Freunde wohnen im Hotel Ras Alula. Ich bringe dich hin.“ Auf dem Weg durch die Stadt wechselte er ein paar Worte mit einem anderen, um sich auf den aktuellen Stand zukorrigieren:
„Im Moment sitzen sie gerade in Lisas Bar.“
Genau dort traf ich sie auch an. Soviel über den vortrefflichen Nachrichtendienst, und wieso wir uns unbesorgt trennen und in weit entfernten, uns unbekannten Orten verabreden konnten.
Wenn man sich nicht gerade duschte oder Siesta machte, war unter dem Ventilator einer Bar in Reichweite kühlender Getränke zu sitzen, das Beste was man tun konnte. Die Drei waren anfänglich nicht müßig gewesen, hatten den Hafen von einem Ende zum anderen auf der Suche nach Jemen-Passagen durchstreift. Seit gestern hatten sie einen dieser vielen jugendlichen Jobsucher mit einem kleinen Tagegeld und der Aussicht auf Erfolgsprämie zum "Agenten" ernannt, und ließen sich in Bars wohlsein. Davon gab es in Massawa reichlich. Erkundigungen im Hafenbüro über noch zu erwartende Schiffe brachten keinen Hoffnungsschimmer. Ungefragt hörten wir jedoch, was uns schon eher bekannt sein könnte, hätten wir nur in dieser Richtung gedacht. So unwahrscheinlich erschien es uns, dass wir nicht einmal danach gefragt hatten. Die Ethiopian Airlines hatte seit kurzem eine Verbindung von Asmara nach Sana'ā eröffnet. Sofortige Buchung und Rückreise nach Asmara, mir kam es sehr gelegen.
Bei aller Ausgelassenheit musste ich immer an den nächsten Tag denken, den ich endlich wieder aber auch zum endgültig letzten Mal mit Hagos verbringen könnte. Wieso eigentlich das letzte Mal? Warum konnte ich nicht einfach bei ihr bleiben? Die Versuchung war übermächtig, und was sprach so sehr dagegen? Die Barriere der Sprachlosigkeit ließe sich relativ bald ausräumen, ich würde Amharisch lernen und Hagos Deutsch, oder meinetwegen auch besser Englisch. Ziemlich problemlos könnten wir in Asmara eine zeitlang zusammen leben, und gewiss würden wir uns dann immer noch und auch auf anderen Ebenen so gut verstehen, könnten Pläne schmieden, wie es weiter gehen sollte.
„Wunschdenken!“
sagte mir da irgendetwas:
„Das ist nicht dein Weg, sondern einer auf dem du dich heillos verirren wirst. Fraglich, ob du je wieder zurückfindest. Noch sind deine Sinne so sehr in Aufruhr, dass sie deinen Verstand betäubt haben. Viel zu schnell wird das vergehen, verwirrt, verlassen und mit leeren Händen wirst du dasitzen und diesen Schritt bereuen. Da ist auf weite Sicht keine Zukunft für solch eine Beziehung zu erkennen.“
Diese Eingebung war von seltener Klarheit, unmissverständlich und sie ließ nicht mit sich handeln.
„No future“
verstand Hagos zufällig, und dass wir uns nie wiedersehen würden nahm sie auf, als hätte sie ohnehin damit gerechnet, die Affäre weniger ernst genommen als ich.
Durch Zufall erfuhr ich Jahre danach, was Hagos heißt: Freude!
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