Kinder des Mondes. Evadeen Brickwood

Kinder des Mondes - Evadeen Brickwood


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Batterie einwandfrei funktionieren.”

      “Ja, ich weiß. Auf der Q-Mechanik Webseite war nicht viel zu dem Thema, aber wir können uns ja mal Gedanken darüber machen.”

      “Hmm, OK. Aber jetzt hab’ ich erstmal Hunger.”

      Christopher Higgins war schon dabei seinen Arbeitstisch aufzuräumen und Sophie Baxter, eine Karatemeisterin aus der zehnten Klasse, war noch im Chemielabor. Sie goss schnell noch irgendeine rote Flüssigkeit in ein Reagenzglas und wartete auf die Reaktion. Sie würde auch bald zusammenpacken. Es war Zeit zu gehen.

      “Vielleicht sollten wir morgen in der Bibliothek vorbeischauen. Ich glaube da stand was in dem einen Kapitel - in ‘Anwendungsgebiete des Elektromagnetismus in der Modernen Wissenschaft’.”

      “Klar, können wir machen.” Katherine verstaute ihre Werkzeuge ordentlich in der Schublade. Sie schloss ab und stopfte die Notizen in ihre Schultasche.

      “Das geht ja besser als ich dachte. Wie wäre es mit einem Geschichtsprojekt wenn wir hiermit fertig sind? Frühe chinesische Dynastien...” begann Trevor.

      “Ne, Trevor. So einfach war’s nun auch wieder nicht! Wir haben noch ‘ne Menge zu tun. Chinesische Geschichte kann erstmal warten.”

      Am nächsten Tag trafen sie sich wie vereinbart vor der Bibliothek. Im Vorraum wurde lautstark geschimpft und verschreckte Schüler versuchten sich am massiven Schreibtisch vorbei zu schleichen.

      “Mr. Booth!” Die verärgerte Stimme der Bibliothekarin durchschnitt die sonst übliche Stille. “Wir sprechen hier von Verantwortungsbewusstsein!” Sie sprach jede Silbe betont aus. “Zwei Bücher in zwei Wochen!”

      Miss Epplestein, von allen nur ‘Apfel’ genannt, machte eine effektive Pause bevor sie weiterschimpfte. “Und Sie sagen, die Bücher sind einfach verschwunden? Ich werde das melden müssen. Wenn Sie denken, dass das Eigentum der Schule unwichtig ist—”

      ‘Apfel’ hatte den Spitznamen Dank ihrer rundlichen Formen und roten Wangen geerntet. Aber wie jetzt konnte sie sich schon mal von einer sanften, hilfsbereiten Bibliothekarin in eine zornige Buchgöttin verwandeln, wenn ihre geliebten Bücher ‘verschwanden’. Dann ging man ihr besser aus dem Weg.

      Samuel Booth, ein dünnes Kerlchen von einem Sechstklässler, mit ebenso flammend-roten Ohren wie Haaren, stand kleinlaut vor ihr. Die Szene war ihm ungeheuer peinlich. Er konnte fühlen wie die Augen der anderen Schüler ihn durchbohrten. Aber ‘Apfel’ hatte natürlich recht. Sam hatte die dumme Angewohnheit seine Schmöker überall herumliegen zu lassen.

      ‘Apfel’ war noch nicht fertig mit ihm. “Haben sie überhaupt eine Ahnung, Mr. Booth, wieviel ihre Schule jedes Jahr für diese Bücher ausgibt?“

      Katherine und Trevor schlichen sich mit ein paar anderen Schülern an dem großen Schreibtisch vorbei. Trevor wollte nicht erkannt werden. Das gleiche war ihm nämlich auch schon mal passiert!

      In der ‘Physik’ Abteilung suchten sie nach einem ziemlich großen Buch. Laut Bücherverzeichnis sollte es hier auf dem Regal unter dem Buchstaben ‘B’ stehen.

      “Schau dir das an.” Katherine zeigte auf einen dünnen Band. ”Hast du schon mal was von ‘Die Außerirdische Intelligenz’ von Meredith Baker-Maitland gehört? Ich frage mich was das wohl sein soll...”

      “Ein Buch von Nicola Tesla steht auch am verkehrten Platz!” Sie hatte sämtliche Bücher über den berühmten Physiker aus dem 19. Jahrhundert gelesen, der seiner Zeit weit voraus gewesen war. Er hatte es zum Beispiel fertiggebracht, eine Glühbirne so zu konstruieren, dass sie ohne Stromanschluss leuchtete.

      Dummerweise hatte damals niemand seine ungeheuren Erfindungen so richtig ernst genommen und sein Wissen ging verloren. Kein Wissenschaftler war seitdem imstande gewesen, das Geheimnis von Nicola Teslas Glühbirne zu lüften.

      Man hatte nur eine ungefähre Ahnung, dass die dazu notwendige Energie sich ‘drum herum’ befunden hatte.

      “Ah, ich hab’s,” sagte Trevor. “Hier bitte: die ‘Anwendungsgebiete des Elektromagnetismus in der Modernen Wissenschaft’ von Professor Thomas Barber, 1989, Pillory Press. Jemand hat das Buch blöderweise unter ‘D’ statt ‘B’ gestellt.” Der Wälzer plumpste auf den niedrigen Tisch neben dem Regal.

      Sie setzten sich und studierten das Inhaltsverzeichnis. In der Bibliothek wurde stiller. Miss Epplesteins Ärger schien verraucht zu sein.

      “Das wurde auch Zeit,” seufzte Katherine. “Wahrscheinlich kann man Sam mittlerweile vom Boden auflesen. Ich hoffe ich werde nie so ein teures Buch verlieren wie dieser Schussel.”

      Trevor hörte kaum zu. Er war dabei die richtige Stelle zu finden.

      “OK wo stand das noch...? ‘Gravitationswellen’, ‘Elektromagnetische Wellen’,” murmelte er vor sich hin. ”…reguläre Variationen von einem beliebigen Punkt im Raum breiten sich zu anderen Punkten mit der Geschwindigkeit c aus. Mit Hilfe von Modulationen können Informationen auf die Trägerwelle übertragen werden. Na gut, das wissen wir ja schon...”

      “Ich glaube das hier könnte was sein: ‘Harmonien im Elektromagnetismus’, Kapitel dreizehn,” sagte Katherine.

      Sie lasen den Abschnitt genau durch.

      “Schau dir das an, Katie!” Trevors Zeigefinger stach auf einen komplexen Paragraphen im dreizehnten Kapitel ein. Er las den Text vor.

      “…In einem geeigneten Gelände, falls möglich ohne Störung durch größere elektromagnetische Felder und mithilfe einer ausreichenden Energiequelle, kann ein Zugang zum Raum-Zeit Kontinuum hergestellt werden. Vorausgesetzt, dass besagte Energiequelle auf gleichmäßig hohem Niveau gehalten werden kann, …siehe Illustration 11a…, besteht die Möglichkeit, dass sich ein Zeitportal öffnet. Eine sichtbare Verzerrung im Raum-Zeit Kontinuum präsentiert sich im allgemeinen als Vortex (!), die eine rotierende Überlappung von Zeitperioden darstellt, und diese unter bestimmten Umständen zu überbrücken vermag. Die Faktoren Zeit und Geschwindigkeit können durch die Anwendung folgender Formeln stabilisiert werden…“

      “Mensch, das bedeutet ja, dass Zeitreisen zumindest möglich ist,” sagte Katherine verwundert. “Willst du das mit der Batterie anstellen?”

      “Klar, wenn’s möglich ist... warum nicht?” meinte Trevor.

      “Als ob du das schon immer gewusst hast, Einstein!”

      “Oh, schon ‘ne ganze Weile.”

      “Wirklich - aber da gibt’s natürlich einen Haken. Die Energiequelle muss kontinuierlich sein und ausreichend. Und so wie ich das verstehe, autsch…!”

      Das schwere Buch glitt vom Tisch und eine Ecke bohrte sich in Katherines Bein. Sie rieb sich die schmerzende Stelle am Oberschenkel und hievte es auf den Tisch zurück, aber Trevor war zu vertieft, um sich darum zu kümmern.

      “Das stimmt natürlich... ausreichend... es muss ausreichend sein, aber das ist relativ. Wir müssen einfach nur die Kapazität der Vakuum-Batterie verbessern und stabilisieren.”

      “Genau darum geht’s doch, Kinder,” Katherine imitierte grinsend eine beliebte Redeart von Dr. Wilkins. “Traut euch was zu!” Für einen langen Augenblick sagten sie nichts, dann sank die Idee ein. “Was genau meinst du eigentlich Trevor... mit Zeitreisen?”

      “Wir können versuchen ins Raum-Zeit-Kontinuum einzusteigen,” sagte er langsam. “Solange wir eine unendliche Energiequelle haben sind wir ja schon halbwegs soweit, oder?”

      “Naja, so ungefähr jedenfalls.”

      “Warum eigentlich nicht?”

      “Oh, lass mal sehen — wir haben kaum Zeit das vorzubereiten! In drei Wochen ist der Vortrag fällig. Und dann - geht’s ja auch nur um Zeitreisen! Verrückte Idee. Wir brauchen ‘ne Menge Maßtabellen und Informationen über existierende Geräte - und dann...”

      “Ich


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