Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk

Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel - Michael Schenk


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in den Sattel. Gut, dass wir die Burg nun endlich erweitern.«

      Am Anfang hatte die Burg von Eternas reichlich Raum geboten, aber nun

      war sie zu klein geworden. Schon als die Wache auf hundert Schwertmänner

      angewachsen war, hatte es eine unangenehme Enge in Stall und Unterkünften

      gegeben. Schon damals hatten Garodem und der Erste Schwertmann

      Tasmund erwogen, die Burg zu vergrößern. Man hatte die Absicht immer

      wieder aufgeschoben und der Entwicklung der Stadt den Vorrang gegeben,

      aber vor drei Jahreswenden hatte man endlich mit den Erweiterungen

      begonnen, die nun nahezu abgeschlossen waren.

      Zunächst hatte Garodem erwogen, die gesamte Burg auszubauen und auch

      die neuen Gebäude in den Schutz der Wehrmauer einzubeziehen, aber er hatte

      den Gedanken rasch aufgegeben.

      »Die Schwertmänner werden dem Feind wie gute Pferdelords auf dem

      Rücken ihrer Pferde begegnen«, hatte er lakonisch festgestellt. »Es hat keinen

      Sinn, ihre Bettstatt zu verteidigen, die man rasch neu errichten kann. Zudem

      braucht eine kurze Mauer weniger Verteidiger, und die Gewölbe unter der

      Burg sind noch groß genug, um den Alten und Schwachen, den Frauen und

      Kindern, eine Zuflucht zu bieten.«

      Jetzt war das freie Feld, auf dem sich die Pferdelords sammelten, im

      Westen und Norden von Gebäuden umgeben. Im Norden standen die

      eingeschossigen Unterkünfte der Schwertmänner. Sie waren lang gestreckt

      und flach, aus massiven Steinquadern erbaut und mit Steinplatten gedeckt.

      Ihre Türen und Fenster waren klein, sodass die Gebäude eher wie kompakte

      Festungen wirkten, was sie im Grunde auch waren. Die Öffnungen im

      Gebäude ließen sich durch metallene Platten auf schmale Schlitze verengen.

      Kein Brandpfeil vermochte diesen Bauten zuzusetzen. Im Inneren bestanden

      die Unterkünfte aus den Kammern für die Scharführer, einer Sattel- und

      Rüstkammer sowie einem großen Raum, in dem die einfachen

      Schwertmänner ihre Bettstatt und Kleiderkiste hatten.

      Im Westen befanden sich die Ställe und die Koppel. Vierhundert

      Schwertmänner brauchten neben ihren Reitpferden auch Ersatzpferde, zudem

      mussten Vorräte und Abfälle transportiert werden. So kam es, dass nun fast

      tausend Tiere im Umfeld der Burg grasten. Es gab noch keine Engpässe bei

      der Versorgung von Mensch und Tier, aber Garodem wusste, dass die

      Hochmark bald an den Rand ihrer Möglichkeiten stoßen würde.

      Der Süden des Platzes wurde nicht von Gebäuden begrenzt. Von hier hatte

      man freien Blick auf die nahe gelegene Stadt Eternas, die sich ebenfalls

      entwickelt hatte. Doch auch ihrem Wachstum waren Grenzen gesetzt.

      Die Burg erhob sich nördlich der Stadt, nur wenige Hundertlängen von

      ihren Rändern entfernt, und Garodem ließ nicht zu, dass auch nur ein einziges

      Gebäude näher an die Festung gebaut und so deren Schussfeld geschmälert

      würde. Im Osten verhinderte der kleine Fluss Eten den Ausbau, und im

      Westen und Süden würde jedes neue Haus auf Kosten der Anbauflächen

      gehen, die zur Ernährung der Bevölkerung erforderlich waren.

      Ja, Garodem und Larwyn empfanden sowohl Stolz als auch Sorge, wenn

      sie die Entwicklung ihrer Hochmark verfolgten, und Gleiches galt für die

      Entwicklung ihres Sohnes Garwin.

      Als Kind hatte er den Bewohnern der Burg so manchen Streich gespielt,

      und diese hatten es hingenommen. Teils amüsiert, teils aus Respekt den Eltern

      gegenüber, hatte man das Verhalten des Knaben toleriert. Vielleicht war dies

      ein Fehler gewesen, denn die Streiche wurden mit der Zeit immer weniger

      harmlos. Garodem war erstmals wütend geworden, als Garwin den

      Schwertmännern stechende Klettpflanzen unter die Sättel geschoben hatte.

      Seitdem achtete der Pferdefürst stärker auf das Verhalten seines Sohnes und

      legte Wert darauf, dass der Junge streng in den Traditionen des Pferdevolkes

      unterwiesen wurde. So wie Garodem und seine Männer den

      Heranwachsenden in Gebräuchen und Kriegshandwerk unterwiesen,

      unterrichteten Larwyn und ihre Freundin, die Heilerin Meowyn, ihn in der

      Kunst des Schreibens und Lesens, und inzwischen vermochte Garwin sogar

      die elfischen Zeichen zu setzen und zu deuten. Der Sohn des Pferdefürsten

      hatte es gelernt, seine Mitmenschen mit Respekt zu behandeln, aber Garodem

      störte es, dass dies stets mit einem amüsiert wirkenden Funkeln in den Augen

      geschah. Ebendies sorgte den Herrn der Hochmark.

      Die Reiter unten auf dem freien Feld übten sich gerade in den engen

      Reitformationen, mit denen sie die dicht geschlossenen Reihen einer orkschen

      Legion aufzubrechen vermochten. Vor den einzelnen Beritten waren die

      Scharführer mit ihren Wimpeln zu erkennen, deren Lanzen deutlich länger

      waren als die Stoßlanzen der Kämpfer. Daher ragten die grünen dreieckigen

      Tücher hoch über die Köpfe der Reiter empor. Auch wenn ein Scharführer

      mit ihnen durchaus zustoßen und einen Feind töten konnte, hatten die Wimpel

      hauptsächlich die Funktion, die Position des Kommandeurs in der Schlacht

      anzuzeigen und seine Befehle zu verdeutlichen. Die Haltung der Lanze und

      des Wimpels zeigte dabei an, wie und in welche Richtung sich ein Beritt

      bewegen sollte. Im Gewühl einer Schlacht war der Wimpelträger nicht immer

      zu erkennen, daher gab es in jedem Beritt zusätzlich zwei Männer, welche die

      metallenen Hörner der Hochmark blasen konnten, deren Klang die Befehle

      über den Schlachtlärm trug.

      Einer der Beritte auf dem Feld hatte unter Hörnerklang eine enge

      Angriffsformation eingenommen und preschte im vollen Galopp über das

      Gelände, als plötzlich Unruhe entstand. Garodem hatte dies sofort erkannt

      und beugte sich interessiert über die Brüstung des Signalturms.

      »Kormunds Beritt«, brummte er halblaut. »Das Pfeilsymbol auf seinem

      Wimpel ist unverkennbar.«

      »Was geht dort vor sich?«, fragte Larwyn neugierig


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