Rufe aus Morgania. Brigitte H. Becker

Rufe aus Morgania - Brigitte H. Becker


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und dem Jungen ähnlich sah. Beide kamen ihm herrlich chaotisch und ungemein schreckhaft vor.

      Seine Gruppe schlüpfte durch die Blätterdächer, und los ging der fröhliche Spuk!

      Im Zickzack um die Elfenkinder flatternd klatschten ihnen die Nachtalpen die gefächerten Flügel um die Ohren, während die Jungen kopfüber ausgelassen an den Lampen schaukelten.

      Es gab dabei die tollsten Lichteffekte wie bei einem Stroboskop.

      Auf die Schultern der verschreckten Kinder springend ging der Spaß erst richtig los.

      Beim Pferdspielen benutzten sie Haarbüschel der panisch Kreischenden als Zügel, um bei jeder Wendung daran zu reißen, sich gegenseitig überbietend in immer wilderem Galopp.

      Als es ihnen über war, trieben sie mit den Nachtalpen am Boden den tollsten Schabernack. Herumtollend krochen sie durch Beine, schlugen dazwischen Purzelbäume und sammelten dabei Punkte fürs erfolgreiche Beinchen Stellen ein.

      Die Grimassen, die die dunklen Jungen dabei schnitten, konnten einen das Fürchten lehren.

      Gut, dass Mefilux das schon alles kannte!

      War das ein Geheule und Gekreische! Es ging durch Mark und Bein.

      Schließlich bildeten übereinander kullernde Elfenkinder am Boden ein schier unentwirrbares strampelndes Knäuel.

      Es fehlt nicht mehr viel bis zum reinen Chaos.

      Aber dann tauchten blitzartig wie aus dem Nichts Elfenväter auf und beförderten die Jungen am Schlafittchen unter Schimpftiraden achtkantig hinaus.

      Seiner riss Mefilux so grob an den Haaren, dass er vor Schmerz aufschrie.

      Aber die Schmiersteher, die die Jungen einsammelten, hielten sich auch hier zurück.

      Später erklärten sie, sie wollten kein Aufheben machen, damit die Männer weiter zogen.

      Gut, dass es ihnen wenigstens Nachtalpen auf der Flucht durch Flügelschläge heimzahlten.

      Als Entschädigung für die erlittene Schmach erwartete sie dann bei den Elfenfrauen und ihren Mädchen ein ganz besonderes Vergnügen.

      Die Mütter hatten sich beim Auftakeln fürs Fest so auf ihre Zauberkünste konzentriert, dass sie für alles ringsum blind und taub geworden waren.

      Der Clou war, dass der Heidenlärm, den ihre Mädchen bei ihrem Auftauchen veranstalteten, sie so aus dem Konzept brachte, dass sie sich die unmöglichsten Fetzen herbei zauberten.

      Was da alles angeflogen und sich gegenseitig in die Quere kam!

      Das brachte die Mütter vollends aus der Fassung. Wie aufgescheuchte Hühner rannten sie herum, was die ohnehin verschreckten Kinder in Panik versetzte, ein Hochgenuss für alle Nachtgesellen, einschließlich Mefilux!

      Weil die Mädchen, wie beabsichtigt, nicht pünktlich bei den Buchen abgeliefert werden konnten, breitete sich Aufregung unter den davor vergeblich warteten Betreuerinnen aus.

      Als sie die Mütter endlich herbrachten, war ausnahmslos der Blick für ihre Anhängsel getrübt, die mit ihren Spähern den ausgesuchten Mädchen folgten, um die Schlafsäle aufzusuchen, wo ihre Jungen teils schon im den Betten lagen, um sie als erste mit Faxen zu beglücken.

      Leider wollte es nicht gelingen, Elfen vom rechtzeitigen Aufbruch zum Weiher abzuhalten. Bei zweien fehlte nicht mehr viel, und zwar bei der völlig überdrehten Elfenamme in der Krippenbuche, wo Mefilux mitmischte, nebenan bei einer übereifrigen rothaarigen Kindergärtnerin, die als letzte dageblieben war.

      Zu guter Letzt hatte ein hereinstürmender Elf hier und dort alle in die Flucht geschlagen.

      Und ein anpreschender Windgeist, der ihn und die schussselige Amme aufnahm, dürfte bei dem Affentempo dafür gesorgt haben, dass sie rechtzeitig zum Treffpunkt kamen.

      Früher als gedacht erreichten die Jungen hinterher auf den Nachtalpen die Elfenlichtung, wo sie schon von Erwachsenen erwartet wurden, die sie hinter die hohen Brenn-Nesseln im Birkenschatten winkten. Sein Papa winkte Mefilux beim Patrouillieren mit den Agenten zu. Die Zeit zog sich unendlich hin, bis die Elfenprozession eintraf, und es machte ihm wenig Spaß, den schrulligen Zwergen bis dahin beim Aufstellen der Bankreihen zuzuschauen.

      Als die Elfenkönigin samt Gefolge in Sichtweite kam, verflüchtigten sich Papa und die Seinen ins nahe Dickicht, wo sich Andere bereits verschanzten.

      Fast alle Nachtalpen flatterten auf die nächsten Birkenzweige und gingen in Lauschposition, im braunen Fell perfekt getarnt, während die Verwegenen zu den Ankömmlingen flatterten, um im Waldschatten um sie herumzuschwirren, zwar nicht im Zickzack wie die Irrlichter inmitten der vielen Glühwürmchen, aber auch, um den Elfen die Orientierung zu nehmen. Aber sie waren schon zu weit gekommen und der Schreck löste höchstens Stolperer am Waldeingang aus, und auf der Lichtung wurde es zu hell.

      Bald fanden sich auch die letzten Flattergeister und Irrlichter auf den Bäumen am Bachufer.

      Die Verständigung der Nachtgesellen untereinander erfolgte durch Blicke, Handzeichen und Kopfnicken, während die Irrlichter Funksignale aussandten.

      Setzte die Elfenkönigin zu einer Rede an, reckten die dunklen Männer ihre Schwanenhälse, während Nachtalpen die großen Pinselohren spitzten und Irrlichter aufblinkten.

      Missfallen wurde bei den Nagajennen durch Abwinken ausgedrückt, Ablehnung durch Beklopfen der Oberschenkel, teils mit geballten Fäusten.

      Als sich die Tanzfläche füllte, machten sich die Schattenjungen einen Spaß daraus, sich im Beinchen Stellen bei Tanzenden zu übertrumpfen, die sich dem Dickicht annäherten. Pfeilschnell sprangen sie hervor und zwischen Elfenbeinen hin und her.

      Die hektische Amme, die Mefilux nirgends finden konnte, stand plötzlich wie von Zauberhand oben neben ihrer Königin, als diese die Geburt ihres Kindes ankündigte.

      Die Schattenmänner schauten sich ratlos und betroffen an.

      Aber Kontrax handelte schnell. Umgehend winkte er Irrlichter und Nachtalpen von den Bäumen, um sie durch Gesten anzuweisen, dem Begleittrupp der Elfenkönigin nachzustellen. Als die Elfen und ihre Verfolger außer Sichtweite waren, zogen sich die Agenten zur Beratung in ein abgelegenes Gebüsch zurück. Währenddessen schlossen Jungen Wetten ab, wann grünes Licht für den Spuk gegeben würde, dem alle entgegen fieberten.

      Diejenigen, die auf Pünktlichkeit setzten, nickten sich angetan zu, als noch in der Zeit erste Nachtalpen angeflattert kamen, wenn auch zerzaust und völlig aufgelöst.

      Konfilux schlich sich mit zwei Freunden an die Büsche an, um zu belauschen, was ihre Reittiere den Agenten dort mitzuteilen hatten.

      Enttäuscht abwinkend kehrten sie zu den Anderen zurück.

      „Ein Windgeist hat sie alle in die Flucht geschlagen. Kontrax will abwarten, bis der letzte angekommen ist.“ Konfilux zuckte bedauernd mit den Schultern. „Bevor sie nicht wissen, was bei der Elfengeburt abgelaufen ist, können wir nicht loslegen.“

      Die Reaktion fiel gemischt aus. Die wenigsten kehrten wie Mefilux an ihren Platz zurück, sondern mischten sich entweder unter die Männer, die hinter den Brenn-Nesseln in Gruppen beieinander saßen, oder unter die Tanzenden, die sich, überdreht wie sie waren, als willige Opfer erwiesen.

      Immer wieder waren Schreckensausrufe zu hören.

      Wieder wollte die Zeit für Mefilux nicht vergehen, bis der letzte Nacht Alp wiederkehrte, den sein Papa wie die anderen abfing und im Flüsterton befragte.

      Dann zog er sich mit seinen Agenten zur Beratung ins Gestrüpp zurück. Wieder hervortretend wies Kontrax die eine Hälfte und leiser Stimme an, hier zu verweilen, und die andere sollte ihn zur Schattenburg begleiten, um Nagajana von den Ereignissen in Kenntnis zu setzen.

      Vor seinem Aufbruch tauschte er sich mit Konfilux aus und übergab ihm Mefilux.

      Ein


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