Rufe aus Morgania. Brigitte H. Becker
mit ihr in einer Vogelformation davonflog. Doch war er hellhörig geworden, als die Königin die Geburt ihres Kindes ankündigte, denn als Amme musste Nellyfer zugegen sein.
Als die Elfen mit Meridor zum Weiher aufbrachen, rauschte es über ihren Köpfen.
Frau Luna flackerte zur Warnung auf.
Für den Bruchteil einer Sekunde war ein Schwarm von Nachtalpen zu erkennen, bevor eine Wolke ihn verschluckte.
Er war nicht der einzige, der den Chef davon unterrichtete; doch der wollte, dass sie blieben, um Nagajennen zu beschatten.
Walfred, der daraufhin wieder im Gebüsch verschwand, hegte seine Zweifel, ob die kleinen Leibwächter der Königin mit Nacht Alpen fertig würden, die in etwa ihre Größe hatten.
Überall schien es zu rascheln, doch wenn er ankam, war nichts auszumachen, als ob man ihn an der Nase herumführen wollte.
Die Zeit verstrich, ohne dass sich daran etwas änderte.
Erste Elfen kehrten zurück, völlig aufgewühlt. Die Musik brach abrupt ab; alle verstummten, als die alte Hofdame Mamarena Meridors Glöckchen auf dem Elfenhügel anschlug, um die Versammlung vom freudigen Ereignis zu unterrichten. Sylphon wurde als Vater des Prinzesschens ausgewiesen, der mit der Amme und Meridor auf dem Heimflug sei.
auf dem Heimflug sei. Nellyfer würde leider nicht mehr kommen.
Der Jubel wollte kein Ende nehmen, die Kapelle spielte einen Tusch, und Elfengrüppchen prosteten sich gegenseitig zu.
Etwas Schattiges rauschte an Walfred vorbei.
Sich abrupt umdrehend konnte er schemenhaft erkennen, wie sich Schattengestalten auf die hohen Brennnesseln bei den Birken zu bewegten.
Schlagartig wurde ihm bewusst, dass das leise Rascheln, das er immer wieder vernommen hatte, aus dieser Richtung kam.
Wie verabredet pfiff er leise nach den Kollegen. Zwei von ihnen tauchten alsbald aus den Baumschatten auf; gemeinsam pirschten sie sich an die hohen Brenn-Nesseln an, doch konnten nichts erkennen, weil es dort stockdunkel war.
Bewegungslos verharrten sie, mucksmäuschenstill geworden.
Dann brauste es gewaltig wie von unzähligen Schwingen über ihren Köpfen, und sie konnten nur noch zuschauen, wie Scharen von Nagajennen und Nachtalpen eiligst davon preschten.
Alarmiert stießen noch drei weitere Wachtmänner mit dem Chef hinzu, der schnellstens Anweisung erteilte, wer bleiben und wer die Verfolgung aufnehmen sollte und zu welchem Ziel. Die Kollegen schauten den sechs Auserwählten im Mondlicht mit vorgehaltener Hand nach, wozu auch er gehörte, als sie in halsbrecherischem Tempo davon stieben.
Walfred konnte kaum mit den anderen mithalten. Beim leisesten Windzug hatte er gegen Übelkeit anzukämpfen und atmete erleichtert auf, als endlich die Buchen in Sicht kamen.
Wie abgesprochen teilten sie sich auf. Zu dritt drosselten sie den Flug, um der offensichtlich berittenen Nachhut von Nachalpen nachzustellen, die hinter einer Wolke auftauchte, um das Trio anzusteuern, was Frau Luna ihnen in dem Moment durch Aufblitzen aufzeigte. Die anderen Hälfte heftete sich an die Fersen der weiter ziehenden Nagajennen, die, hätte Frau Luna sie nicht angeblinkt, nur zu erahnen waren.
Heilfroh landete Walfred nach rasantem Steilanflug, der fast seinen Magen umkrempelte, auf dem anvisierten Wipfel der Krippenbuche.
Er musste sich erst davon erholen und konnte sich nicht wie die Anderen in den Nachbarbuchen gleich an die Arbeit machen, obwohl er es schnell hinter sich bringen wollte, um sich beim Baumgeist nach Nellyfer zu erkundigen
Höchste Zeit, dass jemand einschritt!
Nach dem wackeren Bürschchen konnte ihm so leicht keines mehr entwischen.
Ganz in seinem Element durchsuchte Walfred die Hängebetten der Kinder. Die Störenfriede waren oft schon durch leichte Schaukelbewegungen der Körbe auszumachen.
Schattenjungen und Nachtalpen saßen auf den Bettdecken oder hingen kopfüber an den Seilen, um den Elfenkindern Alpträume einzuflößen. Etliche wurden bereits unruhig, fingen leise zu wimmern an oder sich im Schlaf unruhig herumzuwälzen.
Die schattigen Gestalten waren im Dunkeln zunächst kaum auszumachen, aber bald hatten seine Augen sich daran gewöhnt.
Nicht wenige nahmen gleich Reißaus, wenn sie Walfred kommen sahen.
Bald bekam er ein Gespür für Schattenjungen. Einen nach dem anderen packte er mit der einen Hand beim Schopf, hielt ihm mit der anderen den Mund zu und setzte ihn vor die Tür. Doch mit den Nachtalpen hatte er seine lieben Schwierigkeiten, entschlüpften ihm die wendigen Biester doch immer wieder. Sie schienen sich einen Spaß daraus zu machen, ihn zum Narren zu halten. Sie schwirrten ihm um den Kopf, dass ihm Hören und Sehen verging, schlugen nach ihm mit ihren breiten Fächerflügeln und zerrten ihn an den Haaren, wenn er ein zappelndes Kerlchen hochhielt.
Hatte er einen Flattergeist erwischt, erwehrte der sich mit Zähnen und Klauen seines Zugriffs,
und oft genug war gleich darauf an einer anderer zur Stelle, um ihn von hinten anzugreifen.
Außer dem Biss des entwischten Jungen hatte Walfred etliche Kratzer abbekommen.
Wäre der Baumgeist nicht gewesen, er wäre der Störenfriede kaum Herr geworden. Der Alte hatte alles im Blick, was in den Hängebetten vorging, während er erst hochklettern musste.
Später fand er das lange Holzgestell offensichtlich erschöpft mit geschlossenen Augen an einem Seiteneingang angelehnt, eine schattige Gestalt zwischen den Holzbeinen eingeklemmt, die sich verzweifelt zu befreien suchte.
Als er den Baumgeist ansprach, fuhr er Lange hoch und riss die Augen auf.
„Ach du bist das!“ Stolz zeigte Buchwart mit dem Holzfinger auf den Eingeklemmten.
„Hab den Schmiere Steher erwischt. Was soll ich mit dem machen?“
Walfred nickte ihm anerkennend zu. Die Ansicht belebte ihn.
„Halt den Mann eine Weile fest. Ich muss noch einmal nachschauen.“
Er verschwand im Inneren der Buche, um die Ecken zu durchstöbern. Nachdem er bei den Jungen noch ein paar Störenfriede erwischen konnte, vollendete er sein Werk im Mädchenschlafsaal. Als er zurückkehrte, hätte er sich beinahe die Hände gerieben.
„So, das wäre geschafft! Der Rest macht sich aus dem Staub.“ Er deutete auf den Mann zwischen Buchwarts Beinen. „Lass ihn ruhig los. Die Seinen werden auf ihn warten und ohne ihn kaum das Weite suchen. “
Der Baumgeist sah den dunklen Mann angewidert an. „Lass dich hier sobald nicht wieder blicken! Sonst setzt es was. Und glaub mir, ich kann verdammt ungemütlich werden. Nun geh mir aus den Augen, zurück zu deiner Brut, bevor ich es mir noch anders überlege!“
Abrupt ließ er den verdatterten Nagajennen los, nicht ohne ihm vorher noch einen Tritt mit dem Holzbein zu versetzen. Aufheulend rannte der Mann los und breitete seine Fächerflügel aus, um sich flugs zum Wipfel aufzuschwingen, wo er von den Seinen bereits erwartet wurde.
In einer dunklen Wolke stoben sie davon.
Buchwart ballte die Hände zu Fäusten. „Wenn ich nicht so müde wäre, hätte ich den so geschüttelt, dass ihm Hören und Sehen vergeht!“
Walfred winkte ab. „Kannst du dir bei denen sparen. Die werden nicht lockerlassen. Freu dich, dass wir ihnen zuvor gekommen sind, bevor sie größeren Schaden anrichten konnten.“
„Dank dir. Mit der Meute wär ich alleine kaum zurechtgekommen.“
Walfred schlug sich an die Brust. „Gern geschehen, Ehrensache. Wir sind wie der Blitz hinterhergeprescht, um den Banausen das Spielchen zu verderben. So was lassen wir nicht mit unsern Kindern machen! Hoffentlich haben die Kollegen nebenan auch Erfolg gehabt."
„Bleibt zu hoffen, dass die Kinder ruhig