Gärten des Jahres 2022. Dieter Kosslick
den Indian Summer und die Prärielandschaften Nordamerikas denken lassen, der Heimat eines der Auftraggeber. „Bei der Auswahl der Gehölze war entscheidend, dass sie gesund und robust sind sowie einen schönen Herbstaspekt bieten“, sagt Brigitte Röde. So wie der Feuerahorn (Acer ginnala), der mit seinem orangefarbenen bis feuerroten Laub das Flair des Indian Summers in den Garten trägt, obwohl er ja eigentlich aus China stammt. Der Großstrauch wird bis zu 6 m hoch und gilt als trockenheitsverträglich, was in Anbetracht des Klimawandels kein Schaden ist.
Runde, geschwungene Formen dominieren die Gestaltung. „Eigentlich sind geschwungene Formen in kleinen Gärten ja schwierig umzusetzen, da die Fläche für Schwung und Gegenschwung schnell zu klein ist. Doch hier hat es gut gepasst“, sagt Brigitte Röde. Zu den organischen Formen und der lebhaften Bepflanzung schafft die Beschränkung bei der Materialwahl einen Ruhepunkt: nur Cortenstahl, Porphyr und Holz für die schmalen Latten von Gartenhaus und Holzterrasse – mehr nicht.
Die geschwungene Linienführung der Kiesfläche (statt Rasen) und Beete, die weichen, runden Formen der neuen Sitzplätze und des Wasserbeckens stehen für Dynamik und Harmonie. Unter einem dieser organisch geformten Holzdecks, etwas erhöht und auf Cortenstahl-Wänden ruhend, verschwindet sogar die Außen-Kellertreppe, die den Garten einst dominierte. „So bleibt sie aber nutzbar, da sich das Deck im Bedarfsfall mit einer Klappe öffnen lässt“, erklärt Brigitte Röde. Oberhalb der Kellertreppe kann man es sich nun gemütlich machen – in bester Gesellschaft einer edlen Felsenbirne im Trog. Konsequenterweise greift selbst das Gartenhäuschen die runde Form auf. „Der Umbau des Gartenhäuschens ist besonders gut gelungen. Hier war ein Schreiner am Werk, der mit Liebe zum Detail und mit Begeisterung gearbeitet hat. Wenn das Licht im Gartenhaus brennt, schimmert es aus allen Fugen“, schwärmt Brigitte Röde. Dann wird das Gartenhaus zum Lichtobjekt in diesem liebenswerten Indian-Summer-Garten.
LAGE DES GARTENS
Krefeld, Nordrhein-Westfalen
GRÖSSE DES GARTENS
84 m2
PLANUNGSBÜRO
Brigitte Röde - Planungsbüro Garten und Freiraum
AUSFÜHRUNG
Jansen und Arens GmbH & Co. KG
FOTOGRAFIE
Sibylle Pietrek
„Das Formen- und Farbkonzept ist stimmig und harmonisch. Die Wunschfarben der Auftraggeber erstrahlen zu allen Jahreszeiten von den ersten Frühjahrsblühern über die Sommerblumen und die Blattfärbung im Herbst bis zu den Gräsern im Winter.“
BRIGITTE RÖDE
PLAN
1Wohnhaus
2Holzdeck über Kellertreppe
3Gartenhäuschen
4Sitzplatz am Feuerahorn mit Feuerstelle
5Wassertrog
Gartenkultur AG
Ein Garten für die ganze Familie
Alte Bäume wie die Weiß-Birke (Betula pendula) verleihen Gärten ungemein viel Charme und sorgen zudem für lichten Schatten.
Dies ist ein kleiner, lauschiger Familiengarten, gut gegliedert und abwechslungsreich gestaltet. Auf verschiedenen Höhenstufen stehen unterschiedliche Räume bereit. Und trotz der dichten Bebauung in dritter Reihe am Thuner See kann man hier unter dem grünen Baldachin der Pergola ganz für sich sein und auf der eigens entworfenen Hängeschaukel (Gartenkultur) vor sich hinträumen. Störendes und die allzu nahe Nachbarschaft sind mit Spalierbäumen ausgeblendet, weite Blicke auf die Berge frei gehalten.
Laudatio
Ein kleines Grundstück ohne Privatsphäre, ein wildes Durcheinander mit wenig Aufenthaltsqualität – das war der erste Eindruck des Gartenplaners Ben Uhlmann. Was er daraus machte, ist ein Familiengarten par excellence, in dem jeder seine Lieblingsecke findet.
Der umgestaltete Garten nutzt gekonnt die Aus- und Durchblicke auf die naheliegenden Berge im Berner Oberland. Störende Einblicke aus den Nachbarhäusern werden mit einer Hecke aus Birnbäumen in Spalierform abgeschirmt, die gleichzeitig Schallschutz bieten. Um mehr Platz zum Sitzen und Essen zu gewinnen, wurde der vorhandene Balkon mit einem Holzdeck vergrößert und zum darunterliegenden Gartenteil mit einer Hecke gesichert. Auf der Ostseite wurde mit einer Pergola ein zusätzlicher Raum geschaffen und auf der Westseite ein weiterer Raum mit Sitzmöglichkeiten unter einer bestehenden Eiche.
Überhaupt spielen Pflanzen eine wichtige Rolle. Zwei große Bäume aus dem Bestand – die erwähnte Eiche und eine Birke – wurden erhalten und gekonnt in die neue Gestaltung integriert. Sie sorgen für lichten Schatten und ermöglichen auch an heißen Tagen den Aufenthalt im Freien. Ein Aspekt, der angesichts der häufiger auftretenden Hitzetage immer wichtiger wird. Auch einem zweiten Erfordernis, das der Klimawandel mit sich bringt, wurde Sorge getragen. Größtenteils wurde auf versiegelte Flächen verzichtet. Rasen und, wo es für Rasengräser zu schattig und trocken ist, Kies, lassen jeden Gewitterguss schnell versickern und verhindern, dass Wasser zum Haus oder auf die benachbarten Grundstücke abfließt. Die leichten Möbel und eine extra für den Garten entworfene Schaukel an der Pergola verströmen mediterranes Flair.
Dies ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass ein moderner Garten auch zu einem alten Haus passt und alle Bedürfnisse einer Familie mit Kindern erfüllt – inklusive eines Brunnens mit Quellstein im Sandkasten für ausgiebige Matschspiele.
Folko Kullmann
Kleines Extra-Gartenzimmer unter der alten Stiel-Eiche (Quercus robur).
Die Nachbarschaft wird mit einem Spalier aus Chinesischen Wildbirnen (Pyrus calleryana 'Chanticleer') ausgeblendet.
Sitzplatz im Grünen unter der Pergola mit eigens dafür entworfener Schaukel, die an Stahlseilen befestigt ist.
Eine Felslandschaft mit Quellstein-Brunnen wird zum unkonventionellen Spielplatz.
Das Holzdeck wird mit einer eingebauten Bank begrenzt und mit einer Hecke aus immergrünen Frühlings-Duftblüten (Osmanthus burkwoodii)