Gärten des Jahres 2022. Dieter Kosslick
das Bild der historischen Szenerie ab. Auf sie kann man sich setzen und die Füße ins Wasser halten. Aus dem gleichen Naturstein (Nero Zimbabwe) sind auch die Bruchsteinwürfel an der Feuerstelle. Die Steinkünstler (Naturstein Wolf, Lübeck) haben diese scheinbar weich und rund gestaltet und trotzdem die Sprengungen, Bohrlöcher und Kanten gelassen. Es ist das Archaische des Steins, des Metalls, des Feuers, was automatisch die richtigen Assoziationen weckt. Sitzt man dort im Dunkeln am prasselnden Feuer, dann ist die Illusion der „alten Schmiede“ – mitten in der Innenstadt – perfekt.
LAGE DES GARTENS
Norddeutschland
GRÖSSE DES GARTENS
ca. 4000 m2 Grundstückanteil, der umgestaltet wurde
PLANUNGSBÜRO
Horeis+Blatt Partnerschaft mbB, Garten u. Landschaftsarchitekten BDLA
AUSFÜHRUNG
Quathamer Garten- und Landschaftsbau GmbH
FOTOGRAFIE
Ferdinand Graf Luckner
„Der Garten schafft es, die Gebäude zu verbinden und unterschiedliche ‚Räume‘ mit verschiedenen Nutzungsschwerpunkten auszubilden.“
NIELS BLATT
PLAN
1Schmiede
2Holzdeck unter Bestandsbuche
3Großbaumpflanzung
4Wassergraben
5Feuerstelle
Brigitte Röde - Planungsbüro Garten und Freiraum
ANERKENNUNGEN
Indian Summer Feeling
Gerade einmal 84 m2 groß – und trotzdem Platz für einen Extra-Sitzplatz mit Blick auf das Haus.
Dieser gerade einmal 84 m2 große Garten taugt zum Vorbild für kleine Parzellen. Er beweist, dass man mitnichten große Flächen benötigt, um für Artenvielfalt, Naturnähe und Dynamik zu sorgen. Rasen ist in dieser stimmungsvollen Gestaltung entbehrlich, er wurde zugunsten eines versickerungsfähigen Materials entfernt, ganz in der Tradition von Beth Chattos „gravel garden“.
Laudatio
In der Projektbeschreibung heißt es ganz sachlich und unspektakulär: „Der Garten und das Haus bilden das Ende einer Reihenhaussiedlung in Krefeld.“ Das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen Garten, in dem man, geschützt vor fremden Einblicken, viel Natur genießen möchte und sich einfach nur wohlfühlen will.
Zuerst stellt man sich die Frage, ob es unter solchen Voraussetzungen überhaupt möglich ist, räumliche Weite und eine Wohlfühl-Atmosphäre mit leuchtenden Blüten und Laubfarben zu erzeugen. Wenn man als Gartenarchitektin die folgenden Voraussetzungen erfüllt, ist das möglich: eine gehörige Portion Kreativität und Fantasie, großes Einfühlungsvermögen für die Bedürfnisse und Wünsche der Auftraggeber, exquisite Pflanzenkenntnisse und ein hohes Maß an Professionalität. All diese Eigenschaften besitzt die Gartenarchitekten Brigitte Röde – und das hat sie einmal mehr mit diesem wundervollen Garten bewiesen.
In diesem Garten waren auch technische Probleme zu lösen. Beispielsweise musste eine zuvor sehr dominante Kellertreppe so kaschiert werden, dass sie selbst bei genauer Betrachtung des umgestalteten Gartens nicht mehr sichtbar, aber dennoch begehbar ist.
Die Jury war beeindruckt von der überaus gelungenen Pflanzenauswahl, die das Farbspektrum des „Indian Summer“ fast über die gesamte Vegetationsperiode ausdehnt. Die gekonnte Vermeidung von direkten Sichtachsen durch Pflanzen – und nicht durch bauliche Anlagen – geben dem Gartengenießer das Gefühl, nur von Natur umgeben zu sein. So soll es sein. Herzlichen Glückwunsch an die Planerin Brigitte Röde und an die sicherlich glücklichen Besitzer dieses nur 84 m2 großen Stückes Natur.
Bitte mehr davon!
Thomas Banzhaf
Konsequent rund: Selbst das Gartenhäuschen bekam eine runde Form und passt so zu den geschwungenen Linien des Gartens.
Unter dem erhöhten Holzdeck verschwindet die Außen-Kellertreppe, die den Garten einst dominierte.
Die Auswahl der Pflanzen ist von den Farben des Indian Summer und der Prärie inspiriert.
Durch die Pflanzung entsteht räumliche Weite.
Strukturreiche Bepflanzung – hier z.B. Blattschönheiten wie der Frauenmantel (Alchemilla mollis) und die Eichenblättrige Hortensie (Hydrangea quercifolia 'Snow Queen').
Die geschwungene Linienführung der Kiesfläche und Beete, die runden Formen der Sitzplätze und des Wasserbeckens stehen für Dynamik und Harmonie.
Es handelt sich nicht um eine Neuanlage, vielmehr sah dieser Handtuchgarten von 7 m Breite und 12 m Länge genauso aus wie all die anderen typischen Reihenhausgärten: eine zentrale Rasenfläche, umzingelt von einigen Gehölzen, dazu ein Gartenhäuschen aus dunklem Holz im hintersten Eck. Sichtschutz und Privatsphäre an der Terrasse zum Nachbarhaus? Fehlanzeige!
Brigitte Röde, Landschaftsarchitektin mit Büro in Köln, beweist mit ihrer Umgestaltung, dass es mit Kreativität und Fachwissen im Reihenhausgarten auch anders aussehen kann: „Der erste Schritt ist, wechselnde Blickpunkte zu schaffen. Der Blick wird immer wieder in den Garten hinein auf interessante Pflanzen oder Objekte gelenkt. So wird die bauliche Umgebung unwichtig.“
Gehölze und hohe Pflanzen bilden den Rahmen der Pflanzung. Dank geschickt platziertem grünem Sichtschutz wähnt man sich an den Sitzplätzen fast allein auf der Welt. Gleichzeitig entsteht durch die Pflanzung räumliche Weite, weil sie scheinbar an den Himmel anschließt. „Wichtig war, dass man auch in den Himmel schauen kann, dass man nicht nur Häuser sieht und bestimmte Ecken freigehalten werden – und da ist dann Weite“, betont die Landschaftsarchitektin.
Für Atmosphäre