SAII-RON. Casy Paix

SAII-RON - Casy Paix


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zu reden! Etwas Gutes hat diese gesamte Entwicklung. Immerhin sitze ich nicht mehr in dieser trostlosen Leere fest, in die ihr mich verbannt habt!“

      Tchais Temperament drang durch die Tür bis zu mir.

      Es war, als würde eine unaufhaltsame Welle über mich hereinbrechen. Meine Beine fühlten sich zunehmend schwächer an und ich rutschte an der Wand entlang zu Boden. Erschöpft ließ ich meinen umherwirbelten Gedanken freien Lauf.

      Wieso nur haben wir nie etwas von dem brüchigen Frieden mitbekommen? Weil wir Bauern aus einem kleinen Dorf sind, nein waren! Und keinen dort hat es wirklich interessiert, was in den großen Städten vor sich geht. Wir haben einfach nur unser Leben gelebt.

      Meine Gefühle gerieten immer mehr in Aufruhr und am liebsten hätte ich laut aufgeschrien.

      „Du warst genauso damit einverstanden dich mit Saii-ron …“

      „Krischan Du, mein Vater und der Kristallrat habt mich sehr gekonnt davon überzeugt diesen Pakt mit Saii-ron einzugehen. Viel Entscheidungsfreiheit hatte ich nicht“, zischte Tchai wütend.

      „Wie dem auch sei, deine Strafe ist nun zum Teil vergolten. Du hättest auch noch weitere tausende von Jahren damit zubringen können dich in Langeweile zu vergehen. Ich verstehe nicht ganz, warum du jetzt so wütend bist. Layra ist ein gutes Mädchen und du wirst dich mit ihr perfekt ergänzen. Ihr braucht beide etwas Zeit. Aber da du der Erfahrenere von euch beiden bist, überlasse ich es dir sie auf ihre Aufgabe richtig vorzubereiten“.

      Ich hörte wie Tchai hinter der Tür hin und her stapfte und dabei leise Flüche ausstieß. Abwesend glitt meine Hand wieder zu den eingebrannten Zeichen auf meiner Haut. Ein Gefühl unbekannter Angst und Hilflosigkeit breiteten sich in mir aus. Mit einem Mal begann mein Körper zu zittern und ich kauerte mich noch stärker zusammen.

      Was ist nur los mit mir?

      Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ mich erschrocken aufblicken. Ich erkannte Tchais Umriss und meinte ein kurzes Aufblitzen seiner grünen Augen, trotz des dämmrigen Lichtes, zu sehen. Mit zwei großen Schritten war er bei mir und hob mich mit einer einzigen, fließenden Bewegung hoch. Er schien mein Gewicht gar nicht wahrzunehmen. Für einen kurzen Moment ließ ich den Kopf an seine Brust sinken und seltsamerweise fühlte ich mich geborgen.

      „Prinzesschen über deine Manieren müssen wir noch reden, denn ich glaube nicht das es sich gehört hinter der Tür zu lauschen!“

      Der leichte Tadel in seiner Stimme war nichts im Vergleich zu der Wut, die noch vor wenigen Minuten spürbar war. Ganz im Gegenteil, Tchais Stimmung hatte sich gebessert und auch mich ergriff wieder eine innere Ruhe. Tchai überbrückte die wenigen Meter zu meinem Bett mit drei großen Schritten und ließ mich auf die fellbedeckte Matratze gleiten.

      „Warte einen kurzen Moment. Ich werde dir etwas Wasser bringen, du musst fast umkommen vor Durst.“

      Mit diesen Worten ließ er mich zurück und verschwand wieder in das angrenzende Zimmer. Kurz hörte ich, wie Tchai ein paar unverständliche Worte mit Krischan wechselte und im nächsten Moment tauchte er auch schon wieder in der Tür auf.

      „Hier nimm.“

      Er reichte mir ein Glas Wasser und ich nahm es dankend an. Als die ersten Tropfen meinen Hals hinunterrannen, merkte ich erst, wie durstig ich wirklich war. Plötzlich umgriff Tchais Hand meine und entzog mir mit Bestimmtheit das Glas, sodass ich einen empörten Laut ausstieß.

      „Nicht so viel auf einmal sonst übergibst du dich noch. So und nun rutsche ein bisschen! Du bist eiskalt. Ich werde mich etwas zu dir legen.“

      „Das musst du nicht tun. Du kannst wieder zu Krischan gehen.“

      „Keine Angst ich will dich nur etwas aufwärmen, sonst nichts! Ich werde mich nicht ausziehen. Außerdem hast du nicht einmal etwas annähernd Anziehendes auf mich, wenn du auf das hinaus willst!“

      Bei Tchais Worten schoss mir die Röte ins Gesicht und ich war froh, das ich die Bettdecke schon bis über die Nase gezogen hatte.

      Er wollte wirklich mit mir ins Bett! Hier zu mir! Das glich einer Untat, denn ich konnte doch nicht zusammen mit einem Mann im selben Bett liegen. Was sollte ich denn nur machen?

      Ich musste ihn überzeugen, das mit mir alles in Ordnung war. Bevor ich jedoch handeln konnte, hatte Tchai sich schon in Bewegung gesetzt. Ich rutschte im Bett etwas nach hinten. Mit der Wand im Rücken fühlte ich mich sicherer, doch Tchai schüttelte belustigt den Kopf. Ohne ein weiteres Wort stieg er über mich hinweg, schlug die Bettdecke zurück und legte sich hinter mich. Starr vor Entsetzen spürte ich, wie ich in eine feste Umarmung gezogen wurde. Tchais Nähe betäubte meine Sinne und ich konnte mich kein bisschen mehr rühren. Mein Kopf ruhte auf seinem rechten Oberarm und sein linker Arm hielt mich fest an sich gedrückt. Er hatte die Bettdecke wieder über uns gezogen und langsam merkte ich, wie die Wärme in meine kalten Glieder zurückkehrte.

      „Entspann dich Prinzesschen du wirst merken, das es dir gleich besser geht.“

      Tchais Stimme an meinem Ohr bescherte mir einen kurzen Schauer. Sein leises Lachen daraufhin ließ mich verschämt die Lippen aufeinander pressen.

      „Wenn du weiter so verklemmt bist, werde ich später mit dir keine großen Probleme haben.“

      „Was meist du damit?“, fragte ich unsicher.

      „Das wirst du, wenn es so weit ist, schon noch merken. Und jetzt lass mich mal deine Schmerzen etwas lindern!“

      Bevor ich wusste, wie mir geschah, schob Tchai seine Hand unter mein Nachthemd und legte sie auf die Stelle zwischen meinen Brüsten.

      „Entspann … dich! Du bist so starr wie ein Brett! Glaub mir, in meinem Leben habe ich schon bei unzähligen Frauen gelegen und ich kenne alle kleinen Geheimnisse von ihnen. Wie gesagt du bist noch nicht einmal halb so weit, dass du einen Mann erregen könntest.“

      Ich spürte, wie ich noch röter wurde, obwohl ich stark bezweifelte das dies überhaupt noch möglich war. Mein nackter Hintern berührte Tchais Bauch und ich fühlte den rauen Stoff seines Hemdes.

      Warum nur hatte man mir ein Nachthemd angezogen. Wer hatte mich überhaupt aus meinen alten, zerrissen Kleidern geholt?

      Ich hoffte, das es Krischan war und nicht Tchai.

      Warum kommt Krischan nicht und erklärt mir das alles?

      „Prinzesschen Krischan kann dir hierbei nicht helfen. Du musst mit mir vorlieb nehmen. Ab heute sind wir zwei eine Einheit. Du kannst dich vor mir nicht verstecken, deine Gefühle verleugnen oder mich anlügen. Ich werde immer genau wissen was in dir vorgeht.“

      Tchais geflüsterte Worte wirkten ein kleines Wunder, genauso wie seine Hand auf meiner Haut. Mein innerer Aufruhr und meine Schmerzen verschwanden zunehmend. Geborgen in Tchais Umarmung merkte ich, wie meine errichteten Mauern zu bröckeln begannen.

      „Danke Tchai.“

      Diese zwei Worte schienen ewig im Raum zu verklingen, bis der Mann hinter mir sprach.

      „Du musst mir nicht danken. Du konntest dir dein Schicksal genauso wenig aussuchen wie ich.“

      „Aber ich hätte diesen Beutel einfach nicht öffnen sollen. Ich hätte nur auf meine Mutter hören müssen, dann wäre all das nicht passiert.“

      „Prinzesschen, wenn sich hier einer bedanken muss, dann ich. Immerhin hast du mich vor weiteren, vielleicht endlosen Jahren der Einsamkeit bewahrt. Eines musst du mir jedoch verraten! Was genau hat der fremde Reiter zu dir gesagt?“

      Ich schloss müde die Augen. Ich hatte gehofft zumindest heute nicht noch einmal zu den Geschehnissen des Morgens zurückkehren zu müssen, doch ich war Tchai eine Antwort schuldig. Mit wenigen Worten berichtete ich ihm von der Begegnung mit dem Reiter und warum jetzt, am Ende dieses furchtbaren Tages, ein gestaltwandelnder Drache sich an meinen Rücken schmiegte.

      Bei der Erwähnung des Fremden spürte ich wieder ein Gefühl des Aufruhrs in mir aufsteigen, doch


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