Kaspar - Die Reise nach Feuerland. Dan Gronie

Kaspar - Die Reise nach Feuerland - Dan Gronie


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eine tolle Geschichte«, kam es von Niko.

      »Was ist Feuerland?«, fragte Juana.

      »Es ist ein gefährliches Land in der Anderen-Welt. Das aber ist eine andere Geschichte. Ich könnte sie euch morgen vorlesen, wenn ihr sie hören wollt«, antwortete Großvater Joe.

      »Ja, prima«, johlte Lars.

      »Ich hätte da eine tolle Idee für ein neues Fantasy-Rollenspiel: Die vier besten Freunde reisen nach Feuerland, um dort magisch gefährliche Abenteuer zu erleben«, sagte Niko so voller Begeisterung, dass er die Wort fast verschluckte.

      »Viel zu langer Titel«, schüttelte Lars den Kopf. »Wie wär's mit: Die Reise nach Feuerland?«

      »Von mir aus, mein Freund«, sagte Niko, »dann spielen wir: Die Reise nach Feuerland.«

      »Ja, die Geschichte war wirklich gut«, nickte Sebastian seinem Großvater zu, jedoch konnte Sebastian sich nicht vorstellen, dass die Geschichte der Wahrheit entsprechen sollte.

      »Haben denn Kaspar und seine Freunde die goldene Kugel mitgenommen?«, wollte Juana wissen und in ihrer Stimme lag ein misstrauischer Unterton verborgen.

      »Natürlich! Kaspar hat die Kugel an sich genommen«, sagte Großvater Joe und legte das Buch beiseite. »Du glaubst doch etwa nicht, dass ich euch anschwindeln würde, Juana.«

      Juana schüttelte den Kopf. »Nein, das wollte ich damit nicht sagen – ehrlich.«

      »Ist schon gut, Juana.« Großvater Joe griff in die Tasche seiner Strickjacke. »Hier ist die goldene Kugel«, sagte er und überreichte sie Sebastian. »Sie gehört von nun an dir, Sebastian.«

      Sebastian nahm sie wortlos entgegen.

      »Leider habe ich die magische Karte von meinem Großvater nie gefunden, von der im Buch so oft die Rede war.«

      Gemächlich erhob sich Großvater Joe und verschwand im Haus, um das wertvolle Buch zurück in sein Schreibzimmer zu bringen.

      »Wie sollte mein Großvater denn auch etwas finden, dass nicht existiert«, sagte Sebastian an Juana gewandt.

      Juana rückte ein Stück näher an Sebastian. »Die Kugel ist wunderschön«, sagte sie und ging nicht weiter auf Sebastians Bemerkung ein. »Aber sie könnte auch in irgendeiner Goldschmiede angefertigt worden sein.«

      »Ja, das vermute ich auch«, sagte Sebastian, »aber mein Großvater würde mich doch niemals anlügen«, wechselte Sebastian seine Meinung, um seinen Großvater ein wenig in Schutz zu nehmen.

      »Sag niemals nie«, antwortete Niko und versuchte dabei erwachsen zu klingen.

      Sebastian lachte wie auch Lars und Juana.

      »Nein, Großvater hat mich nicht angelogen«, sagte Sebastian überzeugt. »Niemals«, ergänzte er mit fester Stimme.

      »Das glaubst du doch jetzt wohl selber nicht«, warf Lars ihm an den Kopf.

      Juana verzog zweifelnd das Gesicht und ließ ihren Blick über die goldene Kugel gleiten, während sie sich eine Strähne aus der Stirn strich.

      Großvater Joe kehrte zurück.

      »Was haltet ihr davon, wenn wir Drachenjäger spielen?«, fragte Niko.

      »Super«, bestätigte Lars schnell.

      »Ja, dazu hätte ich auch Lust«, nickte Juana.

      »Dann geht schon mal, ich habe noch etwas mit Sebastian zu besprechen«, sagte Großvater Joe.

      Sebastian atmete tief durch.

      »Was willst du denn von mir, Großvater?«, fragte Sebastian zurückhaltend.

      »Komm, setz dich neben mich, Sebastian«, sagte Großvater, als er sich auf den Boden niederließ.

      Es war bereits spät am Nachmittag und die dunklen Wolken waren gänzlich verschwunden.

      Sebastian warf einen kurzen Blick hinüber zu seinen Freunden, die nahe bei der Holzhütte kreisförmig beisammenstanden und vermutlich diskutierten, welche Szene sie vom Drachenjäger spielen sollten.

      »Also, Sebastian«, fing Großvater an, »was ist los mit dir? Du wirkst so traurig.«

      »Nichts, Großvater.«

      »Du kannst mir nichts vormachen, Sebastian, dafür kenne ich dich schon zu lange«, rügte Großvater ihn. »Ist es wegen deinem Vater?«

      Sebastian schaute zu Boden.

      »Also, wegen deinem Vater«, stellte Großvater Joe fest. »Mir ist es ja nicht entgangen, wie ihr euch heute verabschiedet habt«, erklärte Großvater, »sieh mich an, Sebastian!«

      Sebastian hob den Blick.

      »Ich habe recht, stimmt's, Sebastian?«, sagte Großvater.

      Sebastian nickte schweigend.

      »Worüber habt ihr euch denn gestritten?«, wollte Großvater wissen.

      »Wir streiten uns dauernd«, fing Sebastian an, und dann sagte er mit finsterer Miene: »Immerzu muss ich lernen und wenn ich im Garten spielen will, verbietet mir mein Vater das – meistens. Süßigkeiten gibt es nur an Feiertagen – und die sind selten, wie du sicherlich weißt, Großvater. Wenn ich Löcher im Garten grabe, bekomme ich Stubenarrest von meinem Vater aufgebrummt.«

      »Löcher im Garten hat nicht jeder gern, Sebastian«, lächelte Großvater, »aber das ist natürlich keine Entschuldigung dafür, dass dein Vater dir Stubenarrest gibt, wenn du sie gräbst«, versuchte er ernst zu bleiben.

      »Das Schlimmste ist jedoch, dass mein Vater dauernd etwas an mir auszusetzen hat. Meinem Bruder lässt er alles durchgehen. Ich habe das Gefühl, dass er ihn mehr liebt als mich. Wenn mein Bruder mal etwas anstellt, sagt mein Vater nichts – mir dagegen droht er mit Stubenarrest. Meinem Bruder hört er immer aufmerksam zu – zu mir sagt er immer bloß: RUHE!«, erzählte Sebastian mit trauriger Stimme.

      Sebastian und Großvater sahen sich für einen Moment schweigsam an.

      »Lass den Kopf nicht hängen, Sebastian. Das kriegen wir schon wieder hin – dass mit deinem Vater und dir«, sagte Großvater und legte ihm kurz den Arm auf die Schulter. »Ganz bestimmt kriegen wir das wieder hin, Sebastian, du wirst sehen.«

      Sebastian wandte den Blick von Großvater ab. Er sah zu, wie seine Freunde spielten. Niko war mit wenigen Schritten wieder bei Lars und hielt ihn mit einem Stock in Schach, der ein Schwert darstellen sollte. Noch hatte Niko sich zurückgehalten, doch nun trat er einen Schritt vor und zückte sein Schwert, dass er quer über dem Rücken trug.

      »Willst du mit deinen Freunden spielen?«, fragte Großvater.

      Sebastian schüttelte den Kopf.

      »Ich habe doch die besten Freunde der Welt«, fing Sebastian an. »Oder siehst du das anders, Großvater?«

      »Es gibt nichts, was ich an deinen Freunden auszusetzen hätte.«

      »Ehrlich nicht?«

      »Nein. Wie kommst du denn darauf, Sebastian? Hat dein Vater etwa ...«

      »Nicht mein Vater«, unterbrach Sebastian, »aber Herr Henry Titus.«

      »Dein Mathelehrer?«, stutzte Großvater.

      Sebastian nickte.

      »Was hat er denn zu dir gesagt?«

      »Er meinte, dass Niko und Lars kein guter Umgang für mich wären, und ihm ist rätselhaft, warum Juana sich mit den beiden abgibt. Dann hat Herr Titus noch etwas gesagt, aber ich habe ihm nicht weiter zugehört.«

      »Ich glaube, da sollte deine Mutter mal ein Wörtchen mit Herrn Titus reden«, schüttelte Großvater den Kopf. »Das geht ja nicht, dass Herr Titus dir so etwas sagt.«

      Sebastian schüttete sein Herz weiter aus, und Großvater Joe hörte ihm geduldig zu.

      »Ich


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