Kaspar - Die Reise nach Feuerland. Dan Gronie

Kaspar - Die Reise nach Feuerland - Dan Gronie


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was ist mit der aufgeweichten Seife?«, hörte Sebastian seinen Bruder fragen.

      »Wir haben reichlich Seife im Haus«, antwortete Rebecca kochend vor Wut.

      »Und die Zahnpastatube?« Manuel ließ nicht locker.

      »Warum, Manuel?«, fragte Rebecca. »Warum tust du das?«

      Sebastian lauschte im Treppenhaus. »Na, warte, Bruder, dafür werde ich mich rächen, die Tube habe ich nämlich nicht zerdrückt.«

      »Was denn, Mutter?«, fragte Manuel.

      »Du tust alles, was notwendig ist, damit Sebastian von seinem Vater eine Strafe erhält. Wieso tust du das nur, Manuel?«

      Manuel schwieg.

      »Ich gehe hoch zu Sebastian und sehe mir mal an, was er wirklich angestellt hat«, sagte Rebecca. »Sebastians Freunde werden gleich kommen, also trink deinen Tee und ließ die Zeitung, aber vergiss nicht die Tür zu öffnen, wenn es klingelt!«, fuhr sie William an.

      »Du lässt Sebastian zu viel durchgehen«, sagte William mit Nachdruck.

      »Nein, das tue ich nicht«, antwortete Rebecca. »Normalerweise hätte ich ihn ja auch bestraft, aber nicht heute, das wäre falsch!«

      Rebecca verließ die Küche.

      »Ja, ich habe gewonnen«, jubelte Sebastian leise und sah zu, dass er schnell ins Badezimmer kam.

      ***

      Sebastian stand mit seinem Gepäck oben im Flur und wartete auf seine Mutter, die in sein Zimmer gegangen war, um zu sehen, ob er alles aufgeräumt hatte, so wie er es ihr gestern Abend versprochen hatte.

      Sebastian hörte die Türklingel und Juana war die Erste die kam.

      »Guten Tag, Herr Addams«, sagte sie höflich, als William die Tür öffnete.

      »Sebastian kommt gleich herunter. Er muss oben noch aufräumen«, erklärte William. »Du kannst schon mal ins Wohnzimmer gehen. Das Gepäck kannst du hier neben der Garderobe abstellen.«

      »Möchtest du etwas zu trinken?«, fragte William.

      »Ja, einen Orangensaft, bitte.«

      William verschwand in der Küche.

      »Sebastian hat das ganze Badezimmer verwüstet«, schimpfte Manuel, »oben sieht es aus, als ob ein Elefant sich ausgetobt hätte.«

      Sebastian ärgerte sich, dass sein Bruder mal wieder total übertreiben und dass er ausgerechnet zu Juana so etwas sagen musste. Dass Juana darüber schmunzelte, konnte er ja nicht sehen.

      »Na, warte, Brüderchen, so viele Lügen über mich zu erzählen, das zahl ich dir heim«, flüsterte Sebastian.

      Juana ging ins Wohnzimmer. Manuel eilte zu seinem Vater in die Küche. Es klingelte wieder und Lars trudelte ein.

      »Hallo, Herr Addams«, sagte er.

      »Hallo, Lars«, begrüßte William ihn. »Du kannst dein Gepäck dort neben Juanas Tasche abstellen. Möchtest du auch einen Orangensaft?«

      »Gerne, Herr Addams«, sagte Lars.

      »Du kannst ins Wohnzimmer gehen. Juana ist auch schon da. Ich bringe euch dann den Saft.«

      Sebastian schnippte ungeduldig mit den Fingern.

      »Ist gut, Sebastian, du kannst nach unten gehen«, sagte Rebecca, als sie aus Sebastians Zimmertür trat.

      Sebastian rannte die Treppe hinunter und stellte seine beiden Taschen neben die von Juana und Lars. Als Sebastian ins Wohnzimmer trat, sah er, wie Juana vor dem Bücherregal stand und Lars im Sessel saß und einen Orangensaft schlürfte. Nachdem sich die Freunde begrüßt hatten, fragte Sebastian vorsichtig: »Wo ist denn mein Vater?«

      »Er wollte ein Geschenk für deinen Großvater einpacken und es schon mal in den Wagen legen«, antwortete Juana.

      »Wo bleibt denn Niko?«, fragte Sebastian ungeduldig und blickte kurz zum Kaminsims, auf dem eine Uhr stand. »Er ist wieder zu spät«, fluchte er.

      »Na ja, du kennst doch Niko«, sagte Lars und winkte ab, »der sitzt bestimmt noch am Frühstückstisch und stopft sich voll.«

      Sebastian blickte aus dem Fenster.

      »Scheiß Wetter, was?«, bekam er von Lars zu hören.

      »Lars! Bitte!«, ermahnte Juana ihn.

      »'tschuldigung, gnädige Frau«, lächelte Lars Juana an. »Ich meinte, das Wetter sieht nicht besonders gut aus«, Lars hob die Nase empor und alberte herum: »Der Himmel ist wolkenverhangen und es sieht nach Regen aus, gnädige Frau.«

      »Lass den Blödsinn, Lars«, fauchte Juana.

      »Ja, schon gut, Juana, will heute keinen Ärger mit dir bekommen«, winkte Lars ab.

      Der Himmel hing voller dunkler Wolken, die, wie es aussah, nur darauf warteten sich zu entladen, um die Erde mit Wasser zu überschwemmen. Kein einziger Sonnenstrahl drang durch die dichten Wolken und es wehte ein kalter Wind.

      »Morgen soll das Wetter aber besser werden«, wandte Juana ein.

      »Hoffentlich«, sagte Sebastian. »Verregnete Sommerferien wären nämlich blöde.«

      Die Haustür stand weit offen, deshalb konnte Niko hereinspazieren, und er brüllte, als er ins Wohnzimmer trat: »Hallo, Freunde! Auf geht's in ein Ferienabenteuer.«

      »Mensch, Scheiße, Niko«, fluchte Lars, der regelrecht in sich zusammenfuhr. »Ich hab mich vielleicht erschrocken.«

      Sebastian und Juana erging es nicht anderes.

      »Verdammt«, fluchte auch Juana.

      »Schön dich zu sehen, Niko«, lächelte Sebastian.

      »Na, wenigstens einer der sich freut, mich zu sehen«, brummte Niko.

      Niko setzte die Tasche ab und schwang sich in den Sessel neben Lars. »Gemütlich«, sagte er und fasste mit beiden Händen auf die Armlehnen. »Captain James Kirk an Lieutenant Sulu, hören sie mich?«, sagte Niko im hektischen Ton und wandte sich Sebastian zu. »Lieutenant Sulu, bitte melden Sie sich, die Lage ist sehr ernst«, wiederholte Niko.

      »Commander Scott, hören Sie mich?«, fragte Niko und sah zu Lars.

      »Ja, hier ist Scotty, Captain, ich höre Sie klar und deutlich.«

      »Wissen Sie, wo Lieutenant Sulu ist, Scotty?«

      »Er arbeitet im Maschinenraum am Fluxkompensator«, sagte Lars mit verstellter Stimme.

      Juana zog die Augenbrauen hoch.

      »Fluxkompensator?«, sagte sie mit lehrerhaftem Blick. »Hast du da nicht etwas verwechselt, Lars? Ein Raumschiff fliegt mit Warpantrieb«, klärte sie ihn auf.

      Niko verzog mürrisch die Mundwinkel.

      »Ist doch völlig egal, Juana. Sei locker, es sind Ferien, und außerdem ist es doch nur ein Spiel«, wandte Niko ein.

      Juana zuckte nur mit den Schultern.

      »Ja, hier Lieutenant Sulu, ich höre Sie Captain«, grinste Sebastian, und Niko fuhr mit der rechten Hand über die Armlehne, so als ob er einige Regler am einstellen wäre.

      »Tagchen, Mr. Addams«, schreckte Niko hoch und sprang mit einem Satz aus dem Sessel.

      »Guten Morgen, Captain James Tiberius Kirk«, empfing William ihn, und dies war seit langer Zeit das erste Mal, das Sebastian seinen Vater lächeln sah.

      »So, können wir los, Lieutenant Sulu?«, fragte William an seinen Sohn gewandt.

      »Ja, Vater«, nickte Sebastian und fügte schnell hinzu: »Wir sind dann soweit.«

      Juana stellte das Buch ins Regal zurück, Lars trank sein Glas aus, und Niko schnappte sich seine Tasche.

      Sebastians


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