Breathe. Elena MacKenzie

Breathe - Elena MacKenzie


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      Sie bleibt stehen, als Sultan seine große Nase in ihre Kniekehle drückt und reckt mir ergeben ihre Handgelenke hin. »Nun mach schon, du Arschloch«, fährt sie mich an.

      »Ich muss gestehen, es turnt mich an, wenn du so dreckig sprichst«, sage ich humorlos und lasse eine der Schellen um eins ihrer Gelenke zuschnappen. Die andere Schelle lege ich mir selbst um. »Fühlt sich doch gut an. So intim, findest du nicht auch?«, werfe ich ein, ohne eine Antwort von ihr zu wollen.

      »Nichts zwischen uns wird jemals intim sein«, sagt sie und zerrt ruckartig an ihrer Seite der Schelle.

      Aber ich stolpere nicht einmal. Stattdessen packe ich sie an der Kehle und drücke zu. »Dir wird nichts passieren, also führ dich nicht so auf. Wir verbringen ein paar schöne Tage, reisen etwas durch das Land, führen deinen Vater und die Jäger möglichst weit weg von Sam. Wenn der Zeitpunkt gut ist, schlage ich deinem Vater vor, dein Leben gegen das von Sam und mir einzutauschen. Dann darfst du gehen und tun, was auch immer du tun möchtest. Oder du bleibst bei deinem Vater und ziehst zu ihm auf die Farm. Nicht mehr meine Verantwortung.«

      Sie schnaubt, lässt sich aber von mir zurück zum Sofa führen, wo wir wenige Minuten später etwas zu weiche Spaghetti aus der Dose essen, während Sam uns von seinen Erfolgen bei einem Videospiel erzählt, das er gerade auf einem alten Nintendo zockt, der noch mit Batterien läuft, und von dem ich keine Ahnung habe, weil ich nie Zeit hatte, solche Spiele zu spielen. Ich war mein halbes Leben lang damit beschäftigt, Abtrünnige zu jagen und Moonshine zu verteilen.

      An meinen Rücken schmiegt sich ein warmer Körper, als ich am Morgen vom Zwitschern der Vögel geweckt werde. Auf meiner Taille lastet das Gewicht eines schweren Arms und auf meinem Bauch liegt eine Hand, die mich hält und gegen einen nackten Oberkörper drückt. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist die Erektion, die sich zwischen meine Pobacken drückt und das leise Lachen, das der Mann hinter mir ausstößt, als ich erschrocken hochfahre, sobald mein Körper seine Bestandsaufnahme vollendet hat und mein Verstand zu arbeiten beginnt.

      Leider komme ich nicht weit, denn noch immer bin ich mit Handschellen an Ice gefesselt, die mich zum Straucheln bringen, sobald er stur daran zerrt und mich zurück auf das Bett zieht. »Wie oft willst du es noch versuchen? Du und ich sind so lange eine Einheit, bis ich habe, was ich will.«

      Ich setze mich auf den Rand des Bettes, ohne ihn anzusehen, weil ich nicht will, dass er die Tränen in meinen Augen bemerkt. Ich bin zu stur, um ihm meine Schwäche zu zeigen. Ich will nicht, dass er sieht, wie verloren ich mich fühle, deswegen schniefe ich nicht einmal, um mir Luft zu machen. »Ich hasse dich«, sage ich trocken und straffe die Schultern.

      »Bist du dir sicher, denn ich glaube dir nicht«, murmelt er.

      Seine warmen Finger legen sich auf meinen Oberschenkel und streicheln über meine Haut. Ich versteife mich, als er unter den Saum des Shirts fährt und seine Hand sich auf meine Hüfte legt. »Fass mich nicht an«, stoße ich mit zitternder Stimme aus. Mein Kopf verabscheut es, von ihm berührt zu werden, aber mein Körper reagiert mit Hitze darauf. Ein verwirrendes Gefühl, fast wie ein Krieg, den ich mit mir selbst ausfechte. Ich rücke von ihm ab, was ihn ein weiteres Mal lachen lässt.

      »Ich bin fasziniert davon, wie du auf meine Berührungen reagierst und zugleich so tust, als wärst du völlig angewidert von mir. Also verzeih mir, wenn ich Spaß daran habe, dich immer wieder zu reizen. Dieser Widerspruch zwischen der deutlichen Erregung in deinem Körper und dem Hass in deinem Gesicht macht mich an.« Um seine Mundwinkel zupft ein zufriedenes Grinsen. »Raven, du bist eine schlechte Schauspielerin. Du willst mich mindestens so sehr wie ich dich will. Gehen wir duschen«, sagt er, als wäre es etwas, das wir jeden Morgen und schon seit sehr langer Zeit zusammen tun. Er schiebt sich neben mir aus dem Bett und geht ohne Rücksicht auf die Tür zum Bad zu, so dass ich gezwungen bin, ihm zu folgen, wenn ich nicht will, dass er mich über den Boden dorthin zerrt.

      »Ich werde nicht mit dir unter die Dusche gehen«, keife ich und zerre an den Handschellen. Mein Kopf ist noch immer mit dem beschäftigt, was er gerade gesagt hat. Und mein Körper verarbeitet noch immer die Hitzeschauer, die seine Worte ausgelöst haben. Anders kann ich mir das Feuer in meinen Eingeweiden nicht erklären. Ich fühle mich ganz komisch, so als würde ich innerlich brennen.

      Er bleibt in dem kleinen Badezimmer stehen, dreht sich zu mir um, reißt an den Handschellen, bis ich gegen seinen Körper falle, und fängt mich mit seinen Armen auf. »Das würde dir bestimmt auch nicht gefallen, ich dusche immer kalt. Mehr als kaltes Wasser gibt es hier ohnehin nicht.« Er schließt die Handschelle um sein Handgelenk auf und zieht mich zu einem kleinen Waschbecken, wo er mich unten an das Abflussrohr kettet. Wenn ich nicht die ganze Zeit vornübergebeugt stehen möchte, muss ich mich auf die sonnengelben Fliesen setzen, also hocke ich mich unter das Waschbecken, das einen Riss hat, und lehne mich mit dem Rücken gegen die Badewanne gleich daneben.

      Ohne Rücksicht auf mich zu nehmen, zieht er erst sein Shirt aus, wirft es vor meine Füße und entledigt sich dann seiner Boxershorts, die daneben landet. Ich versuche, nicht zu ihm aufzusehen, aber seine bunte Haut, die zahlreichen Bilder von Wölfen, Wäldern und Bikes, machen es mir schwer, ihn nicht zu betrachten. Und auch die Erektion, die fast schon vor meinem Gesicht schwebt, macht es mir nicht leichter, nicht hinzusehen. Ich reiße meinen Blick los, als ich bemerke, dass er extra stehen bleibt, damit ich ihn ansehen kann.

      »Du willst nicht hinsehen, aber du tust es doch«, sagt er düster.

      »Ja, es ist wie bei einem Verkehrsunfall mit schrecklich entstellten Körpern. Man will es nicht sehen, aber man kann auch nicht wegsehen«, sage ich schnippisch und schließe die Augen, bevor mein Körper noch mehr zu zittern beginnt. Ich öffne die Augen erst wieder, als ich höre, dass er den Plastikvorhang über der Badewanne zurückreißt und das Wasser aufdreht. Jetzt steht er hinter mir, und ich bin erleichtert, ihn nicht länger sehen zu müssen. Ich konzentriere mich auf das Rauschen des Wassers und bereue es sofort, denn das Geräusch drückt auf meine Blase und erinnert mich daran, dass ich heute Morgen noch nicht auf Toilette war. Eben war es mir noch nicht so bewusst, aber meine Blase fühlt sich an, als wolle sie jeden Moment mit einem lauten Knall platzen. Es muss am laufenden Wasser liegen, denn ich leide auf einmal unter schmerzhaften Krämpfen. Aber wie könnte ich auch nicht dringend müssen, mein letztes Mal ist gefühlt Tage her.

      Die Toilette steht auf der anderen Seite des Waschbeckens, vielleicht könnte ich sie trotz der Handschellen erreichen. Es wäre nicht einfach, ich müsste mich verrenken. Aber was, wenn er fertig ist mit Duschen und ich noch nicht. Ich will nicht, dass er mich in einer so verletzlichen Situation sieht. Andererseits muss ich irgendwann mal auf die Toilette. Ich war seit dem Motel gestern nicht mehr. Immerhin hatte er mich dort zumindest allein gehen lassen.

      Ich beiße mir auf die Unterlippe, nicht sicher, was ich tun soll, aber der Druck wird nur stärker, je mehr ich darüber nachdenke, also gebe ich auf, krieche unter dem Waschbecken entlang, öffne den Toilettendeckel und ziehe überrascht die Augenbrauen hoch, als ich sehe, dass im Porzellan Bilder von blauen Blumen sind, als würde ich in eine Teekanne blicken und nicht in ein WC.

      Diese Toilette muss schon ziemlich alt sein, ich habe so etwas noch nie gesehen. Aber sie passt gut zur Wanne mit Füßen. Ich kämpfe mit einer Hand meinen Slip über meine Schenkel nach unten, meinen gefesselten Arm muss ich sehr lang machen. Ich muss mich mächtig verrenken und nebenbei auch noch darauf achten, ob das Wasser in der Dusche hinter dem Vorhang weiterläuft. Aber ich bekomme meinen Hintern auf die hübsche Toilette und nach ein paar Sekunden - und etwas Überredung durch mich - kann ich loslassen und atme erleichtert aus, als der Druck auf meine Blase weniger wird.

      Und ich bin noch viel erleichterter, dass ich es tatsächlich schaffe, fertig zu werden. Das lässt mich mutiger werden. Ich stelle mich vor das Waschbecken, was ebenfalls nicht so einfach ist mit einer darunter gefesselten Hand, drehe den Hahn auf, aus dem wirklich nur eiskaltes Wasser kommt, und beginne mein Gesicht, meinen Hals und dann sogar meinen Körper unter dem Shirt mühevoll zu waschen. So gut es eben mit einer Hand und etwas Flüssigseife geht. Das eisige Wasser fühlt sich auf meiner brennenden Haut


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