BESESSENHEIT. Kiki Abers
Ausdrucksweise stößt Alexander ab.
Früher küsste er mich lange, zog mich immer langsam aus, und jetzt hat er mich schnell durch gebumst und ist zufrieden mit sich selbst. Er singt. Wenn er wenigstens die Töne treffen würde! Schließlich ist er doch der Sohn einer Pianistin. Aber vielleicht ist es so besser, und er hat nicht die Gene von seiner Alten geerbt. Zum Glück geriet er ganz nach seinem Vater, der mir sofort sympathisch wurde, und den ich sehr gerne mag. –
Maja stellte sich vor den Spiegel und kämmte ihre Haare, die jetzt schon trocken wurden. Musste nichts mit ihnen machen, denn zum Glück hatte sie Naturlocken, hervorragend geschnitten von ihrem besten Freund Mario, der zum Promifriseur wurde. Sie tuschte ihre Wimpern, als Alexander triefend Nass aus der Kabine kam. Auf dem Fußboden bildete sich sofort eine Pfütze.
-Maja, reich mir bitte ein Handtuch.-
-Sieh mal, wie du den Fußboden nass gemacht hast. Gleich wirst du das im ganzen Bad verteilen.- Der Ton ihrer Stimme klang jetzt gereizt-.
-Es ist so heiß, dass das gleich trocknen wird. Mach daraus kein Problem.-
Sie reichte ihm das Handtuch, ohne ihn anzuschauen. Früher sagte sie ihm oft, wie schön er ist, sie mochte seine Nacktheit. Er war sehr gut gebaut, groß, sportlich und hatte leicht dunkle Haut, obwohl er blonde Haare und blaue Augen hatte. Er gefiel den Frauen und den Schwulen, was sie immer besonders ärgerte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er seinen Oberkörper spannte, sich langsam mit dem Handtuch rieb und auf ihre bewundernden Worte wartete. Sie täuschte vor, das nicht zu bemerken.
-Bei dieser Hitze kann man sich nicht richtig nach der Dusche abtrocknen. Schrecklich! Ich reibe mich mit dem Handtuch und die Haut bleibt feucht. Maja, du bist wirklich ein Wunder der Natur. Du hast nicht einen einzigen Schweißtropfen auf der Haut.
Na ja, aber dafür frierst du immer. Alle kommen heute in Abendkleidung. Ich weiß nicht, wie ich es den ganzen Abend im Smoking aushalten werde, wahrscheinlich werde ich zerschmelzen.- seufzte er.- Warum hast du den roten Tanga angezogen? Unter einem weißen Kleid? Schmink dich nicht zu sehr und stecke deine Haare hoch, dann wirst du seriös aussehen.
-So wie deine Alte? Sie quasselt immer so, dass ich, als Frau von einem bekannten plastischem Chirurgen und Inhaber einer renommierten Klinik, seriös aussehen sollte. Aber ich scheiße darauf! Wenn ich ein hohes Alter erreiche, dann werde ich vielleicht seriös sein. Ich bin so, wie ich bin. Deine Alte hätte sich schon während der vielen Jahre an mich gewöhnen können und die Versuche, mich in jemanden zu ändern, der ich nicht bin und niemals werde, unterlassen sollen.-
-Sprich nicht über meine Mutter als die Alte und benutze nicht immer unanständige Worte. Eine Dame drückt sich nicht so aus.
-Fängst du schon wieder an? Sei nicht langweilig, du weißt sehr gut, dass ich keine fucking Dame bin.- Gereizt erhob sie ihre Stimme.
In diesem Moment schaute sie ihn an, wie er mit dem Kamm in der Hand erstarrte. Sie brach in Lachen aus. Sie wollte doch an so einem wichtigen Tag nicht mit ihm streiten. Sie kam zu ihm, küsste ihn auf die Wange und sagte sanft: -Heute ist dein vierzigster Geburtstag, dein Fest. Lass uns nicht streiten. Jesus, nur noch zwanzig Minuten!- schrie sie auf die Uhr schauend.- Jetzt müssen wir uns wirklich beeilen. Zieh dich an und geh schon nach unten. Ich werde gleich fertig sein.- Sie gab ihm ein Bussi und drehte sich zum Spiegel, um das Makeup zu beenden. Roter Lippenstift, Gloss, ein bisschen Puder, perfekt! In ihren Ohren glänzten Brillantohrringe, ein Geschenk von Alexander zu ihrem fünfunddreißigstem Geburtstag.
-Wie sehe ich aus!- Er stellte sich in die Tür, und mit einem Leidensausdruck im Gesicht rückte er die Fliege zurecht.
In dem weißen Smoking sah er sehr elegant aus. -Du siehst so aus, dass Mario bestimmt schon wieder versuchen wird dich zu verführen.- lachte sie herzlich. Jetzt lachten sie beide, er schickte ihr ein Bussi und eilte nach unten. Maja ging in das Schlafzimmer, nahm aus dem Schrank ein neues, rotes Kleid, das sie extra für die heutige Party gekauft hatte. Alexander hat es noch nicht gesehen, sie wollte ihn damit überraschen, zog sich schnell an. Die Füße schob sie in hochhackige Sandalen aus rotem Lackleder, schaute sich von allen Seiten in einem riesig großen Spiegel an, schüttelte den Kopf und zupfte mit den Fingern die Frisur zu Recht.
Ihre Haare glänzten wie Gold, ihr Gesicht umrahmend und ihre Pfirsichhaut betonend. Sie lächelte ihr Spiegelbild an. Die grünen, schrägstehenden Augen verliehen ihrem Gesicht einen Katzenausdruck und leuchteten jetzt mit einem eigenartigen Glanz. Das rote, glänzende Kleid schmiegte sich an ihre Kurven, ihre sexy Figur betonend. Vorne war es hochgeschlossen, dafür fing es hinten erst unter der Taille an und reichte bis leicht unter die Knie. Sie wusste, dass sie manche mit dem Kleid schockieren wird, aber eben das machte ihr großen Spaß, anders zu sein und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie besprühte sich leicht unter den Knien und hinter den Ohren mit ihrem Lieblingsparfüm von Chanel und legte sich eine goldene Uhr um das Handgelenk. Es war fünf vor sieben. Sie ging aus dem Schlafzimmer, schloss hinter sich die Tür und ging über die Treppe nach unten.
Sie wohnten in einem großen Haus, das noch vor dem Krieg der Familie der Sophie, Alexanders Mutter, gehörte. Nach dem Krieg
teilte man ihnen Mitbewohner zu, und den Besitzern hat man nur zwei Zimmer gelassen. Es war für sie schwierig, aber irgendwie haben sie sich eingerichtet. Die Zeiten waren schwer. Sophie heiratete Viktor, der zu ihr und ihren Eltern zog. Bald kam Alexander auf die Welt, und sie waren zusammen fünf. Sie waren eine sich sehr liebende Familie, und rechnet man die kleinen Unstimmigkeiten nicht, lebten sie eigentlich friedlich. Sophie ging während vieler Jahre zu verschiedenen möglichen Ämtern, um das Aussiedeln der Zwangsmitbewohner zu erwirken, bis sie den Erfolg
erlaufen hatte und langsam, einer nach dem anderen, verschwanden die Unerwünschten. Eines Tages wurde das Haus ganz leer. Am Abend öffneten sie eine Flasche „Schampanskoje“, hoben die Gläser und verzweifelten. Das ganze Haus war ruiniert und brauchte eine Generalüberholung. Unter großen Kosten und Bemühungen brachten sie es nach Jahren zum früheren Prunk zurück.
Als Maja Alexander kennenlernte, bewohnte er in diesem Haus die ganze erste Etage, wo sich vier Zimmer, eine große Diele, Küche, Bad und Gästetoilette befanden. Alles war mit großem Geschmack eingerichtet. Große Räumlichkeiten, wenig Möbel. Eleganz und Komfort!
Das ganze Parterre gehörte seinen Eltern. Das Haus stand in einer kleinen ruhigen Straße und war von drei Seiten von einem großen, gepflegten Garten umgeben. Es war offensichtlich, dass Maja nach der Hochzeit zu ihrem Mann ziehen würde. Sie freute sich, dass hier ihr Königreich sein würde. Bald jedoch verstand sie, dass sie in einem goldenen Käfig lebte.
-Wozu sollst du alleine kochen? Frau Kristina kocht doch für uns alle.- wunderte sich ihr Ehemann.
Er verstand nicht, dass sie gerne allein für sie zwei kochen und mit ihm zu zweit in ihrer Wohnung das genießen wollte.
Tatsächlich, Frau Kristina, die seit Jahren den Haushalt führte und dessen Seele war, kochte hervorragend. Aber was sollte es, wenn allein der Anblick der Schwiegermutter am Tisch Maja den Appetit nahm. Von Anfang an mochten sie einander nicht. Außerdem, hatte man bei ihr zuhause das Mittagessen zur Mittagszeit und hier erst um sechs Uhr abends.
Zwar wohnten sie getrennt, aber die Schwiegermutter mischte sich in alles ein. Heute war sie in ihrem Element. Sie organisierte die ganze Party, und der Schwiegertochter erlaubte sie gnädig, sich mit der Dekorierung des Gartens, in dem sie die Gäste empfangen sollten, zu befassen. Maja rief Mirek zur Hilfe, den siebzehnjährigen Sohn der Nachbarn, der sie immer mit einem Kalbsblick anschaute. Sie wusste, dass sie ihm gefiel, und das amüsierte sie. Er hing die, von ihr aus frischen Blumen gemachten, Girlanden und bunte Lampions auf und steckte Bambusstöcke mit Antimückenkerzen ins Gras.
Sophie kommandierte die Leute, die für den heutigen Abend engagiert wurden, und Frau Kristina hantierte, mit roten Wangen, in der Küche. Sie war beleidigt, dass so viele Gerichte bestellt wurden, wo sie doch selbst verschiedene Köstlichkeiten zubereiten konnte. Im Garten stellte man das Buffet mit feinen kalten Vorspeisen und Getränken auf. Heiße Gerichte sollten später gebracht werden. Aber die Torte und verschiedene Kuchen hat Frau Kristina selbst gebacken, die es als Schande