BESESSENHEIT. Kiki Abers
gegangen.
-Hanka, sollen wir dir ein Taxi rufen? – fragte Maja mit einem erzwungenen Lächeln.
-Nein, danke. Ich bin mit dem Auto gekommen und habe nur ein Glas Champagner getrunken, also kann ich jetzt fahren.
-Ich hoffe, du hast dich gut amüsiert. – sagte Alexander, während er sie zum Törchen brachte.
-Sehr gut. Die Party war großartig. Bis Montag!- Sie gab ihm ein Küsschen auf die Wange und ging.
-Du küsst Maja so ab, als ob du dich von ihr für immer verabschieden solltest. Marek, schon gut, lass sie, hast du dich betrunken oder was? Ich werde Wanda sagen, dass sie dich nie mehr ohne ihre Aufsicht lässt. - Alexander schaute seinen Kumpel amüsiert an.
Als der letzte Gast gegangen war, bat Viktor alle, die während der Party gearbeitet haben, die Gläser zusammen zu erheben. Jetzt musste man im Garten noch Ordnung machen. Wer wollte durfte Essen mit nach Hause nehmen, von dem ziemlich viel geblieben war. Frau Kristina war stolz, dass von ihren Backwaren nicht mal ein Krümel geblieben war, und die Torte große Furore machte. Die Party war sehr gut gelungen und alle waren zufrieden. Sogar Sophie hatte jetzt einen angenehmen Gesichtsausdruck, schließlich war das hauptsächlich ihr Verdienst. Sie hat doch alles selbst organisiert und überwacht.
-Meine Lieben, setzen wir uns für einen Moment zusammen, die Musiker packen noch. -
Alexander hielt die Sessel für seine Mutter und Maja hin und reichte ihnen Champagner. Er selbst setzte sich zusammen mit dem Vater auf eine Bank daneben.
- Ich danke euch für alles. Ihr seid großartige Eltern. Auf euer Wohl!- Er erhob sein Glas und trank es aus.
Die Stimmung wurde komisch, wahrscheinlich waren alle gerührt. Die Nacht war wunderschön, es schien der Mond und unzählige Sterne funkelten. Die Luft war jetzt ein bisschen kühler, aber immer noch war es sehr warm. Sie saßen eine Weile, „bequatschten“ die Gäste, lachten viel.
-Ich weiß nicht, was ihr macht, aber Mutter und ich gehen schlafen.- Viktor erhob sich und reichte seiner Frau die Hand.
-Wir werden auch schon nach oben gehen, stimmt es Maja?-
Alle zusammen bewegten sich in Richtung Haus.
2. Kapitel
-Liebling, ich habe leckeren Kaffee gebracht.-
Viktor schob die Gardine an die Seite, und das ganze Zimmer füllte sich sofort mit Sonne. Sophie öffnete langsam die Augen.
-Hmmm, was für ein wunderschönes Aroma! Wie spät ist es schon?- Sie reckte sich im Bett.
-Es ist neun. Ich wollte dich nicht früher wecken. Nach der gestrigen Party war die Erholung für dich notwendig.-
Er goss den Kaffee in die Tassen, eine von ihnen reichte er seiner Frau, trank aus der anderen und setzte sich auf die Bettkante. Seit langer Zeit zelebrierten sie eine solche Sonntagssitte, dass derjenige, der als erster aufstand, den Kaffee in das Schlafzimmer brachte und wieder unter die Decke kroch. Sie genossen den Geschmack und Duft des Kaffees, verbrachten noch einige Zeit im Bett, und erst danach frühstückten sie.
-Viko, für wie viel Uhr hast du bei Frau Kristina das Frühstück bestellt?- fragte Sophie und setzte sich im Bett bequemer hin.
-Noch haben wir ein bisschen Zeit, für zehn. Ich dachte, dass sie auch länger schlafen wollte, aber ach wo, als ich um acht in die Küche kam, hantierte sie schon dort. Ich bat sie auf der Terrasse zu decken, es ist wieder ein wunderschöner Tag. Es verspricht wieder heiß zu werden.-
-Fragtest du Alexander, ob sie wenigstens heute nach unten zum Frühstück kommen? -
-Nein, Sophienchen, ich habe nicht gefragt, denn ich weiß, dass sie immer am Sonntag allein sein möchten, aber bestimmt werden sie mit uns zusammen zu Mittag essen. -
Er stellte die leere Tasse auf einem kleinen Tischchen ab und zog seinen seidenen Morgenmantel aus.
-Gehst du unter die Dusche?- fragte sie und schluckte den letzten Kaffee herunter.
-Nein, jetzt habe ich für dich eine Überraschung, komm mit mir.- Er streckte ihr beide Hände entgegen, half ihr aufzustehen und
führte sie in das Bad. Die riesig große Badewanne war voll mit Wasser, dessen Oberfläche ganz mit roten, duftenden Rosenblättern bedeckt war.
-Viko, mein Geliebter.- flüsterte sie gerührt.
-Ich dachte, dass so ein erfrischendes Bad vor dem Frühstück uns beiden gut tun wird.- Er schaute mit Vergötterung in ihre kornblumenblauen Augen und schob gleichzeitig die Träger ihres
durchsichtigen Nachthemdchens herunter.
Sie waren seit über vierzig Jahren verheiratet, aber ihre große Liebe verlor kein bisschen von ihrer Intensivität.
Sie haben sich bei einem Konzert in der Philharmonie kennengelernt. Er war damals schon Medizinstudent und sie die Schülerin des Musiklyzeums.
Sie saßen nebeneinander, und er fragte sie, ob er in das Programm schauen dürfte, das sie auf dem Schoß hielt. Er erklärte ihr, dass er es nicht schaffte, sich eines zu kaufen. Sie lächelte ihn an und sagte:
-Bitte sehr.-
Viktor schaute sie wie verzaubert an.
-O Gott! Was für eine Schönheit! Welch schöne Stimme hat sie! -
Sophie hatte lange, blonde Haare, zu einem Pferdeschwanz gebunden, Augen wie Kornblumen, ein kleines gerades Näschen, einen schön geschnittenen Mund und helle delikate Haut.
Während des Konzerts hörte er fast nichts, ständig schaute er sie verstohlen an und wusste schon, dass er verloren war. Das Orchester spielte eine Beethovensymphonie, und in seinen Ohren klang ständig nur ihre Stimme. Sie hörte so konzentriert zu, dass sie nicht bemerkte, wie er sie anglotzte. Als sie aus dem Saal gingen, begann er mit ihr ein Gespräch. Es hat sich herausgestellt, dass sie in demselben Stadtteil wohnten. Es war Mai, der Monat der Verliebten. Sie gingen zu Fuß durch die Stadt. Er brachte sie bis zu ihrem Haus.
-Das ganze Haus gehört euch?- fragte er mit Unglauben.
-Das Haus gehörte früher meinen Großeltern, aber jetzt wohnt hier
fremde Leute, und wir haben nur zwei Zimmer,- und als sie seine verwunderte Mine sah, sagte sie noch,- man hat uns Mitbewohner zugeteilt.-
-Oh je, das ist ja furchtbar!- Er war irgendwie verlegen und wollte das Thema wechseln.
-Entschuldigung, ich habe vergessen mich vorzustellen, mein Name ist Viktor.- lächelte er.
-Und ich bin Sophie.-
-Sophie, wann werde ich dich wiedersehen?-
-Viktor,- sie schaute ihn neckisch an,- morgen.-
Seit dieser Zeit waren sie unzertrennlich.
Sophie stammte aus einer aristokratischen Familie, die vor dem Krieg große Ländereien und ein Schlösschen, unweit von Warschau, besaß. Während des Krieges flohen die Einwohner des Schlösschens vor der anrückenden russischen Armee. Die Frauen beteten die ganzen Nächte, zitternd aus Angst vor dem Allerschlimmsten. Eine von ihnen, eine alte Jungfer, bat den Herrgott, dass, musste es schon geschehen, es wenigstens ein schöner junger sein sollte. Alle wussten, was die Sowjets mit den Frauen und den Leuten mit weißen Händen getrieben haben. Die Soldaten quartierten sich zuerst in dem Schlösschen ein, demolierten alles, verbrannten antike Möbel, um sich am Feuer zu wärmen und später, als sie weiter zogen, haben sie alles angesteckt. Alles war verbrannt, es blieb nur Asche und Schutt.
Zum Glück wurde ihr großes Haus in Warschau nicht zerstört. Die Eltern von Sophie hatten so ein Dach über dem Kopf. Von der ganzen Familie überlebten nur sie den Krieg.
Die Ländereien wurden ihnen vom Staat weggenommen. Der Vater von Sophie hatte eine höhere ökonomische