BESESSENHEIT. Kiki Abers
das gab es schon im Altertum, und damals hat sich sogar niemand darüber empört. Lass uns tolerant sein. Jeder Mensch hat das Recht so zu leben, wie er möchte.
Sie näherten sich Majas Familie. Ihre Eltern standen verlegen, spürten, dass sie zu dieser Party und zu allen diesen Gästen nicht passten. Viktor begrüßte sie herzlich und Sophie, mit einem künstlichen an den Mund geklebten Lächeln, reichte ihnen gnädig ihre schlaffe Hand.
-Maja, vielleicht hätten wir nicht hierher kommen sollen.- sagte unsicher ihr Vater, und die Mutter hatte in diesem Moment Tränen in den Augen.
Nur ihre Brüder bemühten sich ihre idiotische Kleidung zu vergessen, tranken Champagner und haben auf die ganze „bessere Gesellschaft“ geschissen.
In diesem Augenblick zog sich Majas Herz zusammen.
-Papchen, wie kannst du so denken! Ihr seid die wichtigsten Gäste für mich und für meinen Mann, der euch wie ein eigener Sohn liebt.- Sie war wütend auf die Schwiegermutter, die sich immer über ihre Eltern erhob, und im Inneren dachte sie:
-Was für eine Hexe, wenigstens heute könnte sie ein bisschen netter sein.-
Sie nahm die Beiden an den Armen, führte sie zu einem der Tischchen, die im Garten standen, und ließ sie sich bequem auf die geflochtenen Sessel setzen. Sie wusste, dass sie nach dem ganzen Arbeitstag müde waren.
-Bleibt hier sitzen, ich werde euch gleich etwas zum Essen und Trinken bringen. – sagte sie und ging.
Nach einem kurzen Moment kam sie mit einem Kellner zurück, der ein volles Tablett mit Leckereien und Getränken brachte, für die Mutter Orangensaft und für den Vater kaltes Bier. Sie tranken nie Champagner oder andere starke Getränke. Nun kam Alexander zu ihnen.
-Mein Schwiegersohn, auf dein Wohl! – Majas Vater erhob sein Glas.- Verzeih mir, dass ich Bier nehme, aber du weißt, dass ich nichts anderes trinke.
-Papa, das Wichtigste ist, dass es dir schmeckt.- Er lächelte den Schwiegervater warm an, er mochte ihn wirklich sehr.
Ihn störte es nie, dass der Schwiegervater nur ein einfacher Arbeiter war. Er war ein einfacher Mensch, aber hatte viele Interessen, hat viel gelesen und besaß eine große Lebensweisheit. Alexander plauderte manchmal sehr gerne mit ihm.
-Maja, wir müssen uns mit den anderen Gästen befassen. Ihr Lieben, wir lassen euch jetzt für einen Moment alleine.- Er nahm seine Frau an die Hand, und sie gingen in die Richtung der nahenden neu ankommenden Gäste.
-Herr Doktor, wer hat ihnen so wunderschön den Garten dekoriert? Girlanden aus frischen Blumen bei solcher Hitze? Und sie welken nicht! Ich muss bald eine Party geben, und wenn das Wetter mitspielen wird, dann am liebsten auch im Garten. Ich hätte gerne, wenn dieselben Leute bei uns die Dekoration machen würden.- lispelte Frau Asta mit einem fremden Akzent, die Gattin eines dänischen Diplomaten und machte dabei süße Augen zu Alexander.
-Das ist meine und Mireks Arbeit, der ist Sohn unseres Nachbarn.-
sagte Maja, bevor Alexander antworten konnte.
-Ich dachte, dass man für solche Arbeiten entsprechende Leute engagiert.-
Frau Asta schaute ein bisschen blöd, sie hatte den Eindruck, dass man sie veräppelte.
-Bitte wundern sie sich nicht, meine Frau ist sehr begabt, hat einen hervorragenden Geschmack, und niemand hätte den Garten so schön dekorieren können wie sie.- sagte er und zeigte in einem breiten Lächeln schöne, weiße Zähne. Damit entwaffnete er Frau Asta total.
Er verbeugte sich höflich und sich entschuldigend, entfernte er sich mit seiner Frau zu den nächsten Gästen.
Die Party wurde großzügig gestaltet. Es wurden vierzig Leute eingeladen. Maja hat eine sehr gute Musikband engagiert. Sie stellten ihre Instrumente auf die Terrasse, auf der man auch tanzen konnte. Soeben begannen die Musiker zu spielen. Alle Gäste waren schon komplett und man sah, dass sie sich gut amüsierten. Sie erhoben immer wieder die Champagnergläser, tranken auf das Wohl des Vierzigjährigen, die Stimmung war ausgelassen und fröhlich.
-Maja, hörst du, was sie spielen? „Moon River“. Bei diesem Lied habe ich mich in dich bis zum Wahnsinn verliebt.-
-Und ich mich in dich, auf den ersten Blick. -
-Lass uns auf die Terrasse gehen und tanzen.-
Er ergriff ihre Hand und zog sie hinter sich her. Auf der Terrasse umarmte er sie beim Tanz und drückte sie fest an sich. Unter seinen Fingern spürte er ihren nackten Rücken.
-Schon wieder wirkst du auf mich so, dass ich dich fast bis zum Schmerz begehre.- flüsterte er ihr in das Ohr und küsste dabei ihre Haare. -Vielleicht könnten wir schnell nach oben springen?-
-Schnell?! Nein, nein, mein Liebster, nach der Party gerne, aber nicht schnell, nur langsam. Für die Liebe muss man Zeit haben. Außerdem, wie würde das aussehen, bestimmt würde jemand von den Gästen bemerken, wie wir verschwinden.-
Sie küsste ihn leicht auf den Mund, wiegte sich im Takt der Musik und wunderte sich über sein plötzliches Begehren.
-Alex, beherrsche dich,- flüsterte sie,- jetzt musst du mit mir solange tanzen, bis er dir herunterfällt. Du kannst nicht mit solcher Erektion zu den Gästen gehen und eine von den Damen zum Tanzen auffordern. Du könntest falsch verstanden werden und würdest sie nicht mehr los.- Sie fing an laut und ungehemmt zu lachen, weil sie sofort an Mario gedacht hat, auf den ein solcher Anblick wahrscheinlich am stärksten gewirkt hätte.
Um sie herum tanzten jetzt viele Paare.
Marek stand an das Geländer gelehnt und beobachtete Maja, so dass sie, als sie es bemerkte, sich wunderte und dachte:
-Er glotzt mich so an, als ob er mich zum ersten Mal sieht.-
-Marek!- Sie winkte ihm.- Komm zu uns tanzen!-
Er zögerte ein bisschen, aber dann kam er zu ihnen und fing an sich im Rhythmus der Musik zu wiegen.
Jetzt tanzten alle, aber als die Töne eines Blues erklangen kam Hanka, die bei Alexander als Anästhesistin arbeitete, zu ihm, nahm ihn an der Hand und wandte sich an seine Frau:
-Maja, erlaubst du, dass ich deinen Mann entführe?-
Ohne auf eine Antwort zu warten, umarmte sie ihn und begann mit ihm zu tanzen.
-Du blöde Fotze, ich würde dich gerne wegjagen, denn schon seit einiger Zeit bist du mir verdächtig. Es gefällt mir die Art nicht, wie du meinen Mann anschaust.- dachte sie im Inneren.
-Maja, wie sexy du bist!- Marek unterbrach ihre Gedanken.- Tanze mit mir.-
Beim Tanz fing er an, sich ganz fest an sie zu drücken, und sie, als sie sah, wie Hanka sich an Alexander ansaugte und unverschämt ihre Hüften an ihm rieb, protestierte nicht. Damit wollte sie bei ihrem Mann Eifersucht erwecken.
Marek duftete schön, und eigentlich war ihr seine Nähe angenehm.
-Lass den Kerl mal ohne sein Weib, dann möchte er sofort mit einer anderen Frau flirten. Er kennt mich doch seit Jahren und plötzlich will er mich verführen! Na, na, und immer ist er so ruhig, macht sogar einen schüchternen Eindruck. Wenn Wanda das jetzt sehen könnte.- ging es ihr durch den Kopf. Sie tanzte und hatte nicht vor, ihn von sich wegzuschieben.
Ihr Mann war so mit seiner Partnerin beschäftigt, dass er nichts merkte.
-Maja, ich weiß nicht, was mit mir los ist, heute wirkst du auf mich so, dass ich wahnsinnig werde - Marek sprach leise und schaute ihr in die Augen. Seine Worte hörten sich angenehm an.
Schweigend schmiegte sie sich mit dem ganzen Körper an ihn, und für einen Moment vergaß sie die ganze Welt. Mario, der früher auch mal von einer Sängerkarriere träumte, sang jetzt mit der Band „Love me Tender“ aus dem Repertoire Presleys, seinem großen Idol.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass auf ihr der Blick ihrer alles sehenden Schwiegermutter ruhte. Sanft schob sie Marek ein bisschen von sich weg