BESESSENHEIT. Kiki Abers
nahm ihn an die Hand- Lasst uns alle zusammen gehen! -
Sie gingen in den Garten und nahmen Champagnergläser vom Kellner.
-Auf das Wohl meines allerbesten Mannes von der Welt!- Sie erhob ihr Glas und drückte sich an seine Schulter.
Die Gäste bildeten im Garten kleine Gruppen, führten lebendige Gespräche. Manche Männer bemühten sich bei der Gelegenheit irgendwelche wichtige Geschäfte zu erledigen. Aber alle stießen an, begeisterten sich für die Party und die wunderschöne Dekoration des Gartens.
Die Damen versuchten, wie üblich, einen Eindruck auf Alexander zu machen, und die Herren überschütteten seine Frau mit Komplimenten.
-Herr Professor, sind sie zufrieden mit meinem Sohn? Er bewundert sie sehr. Übermorgen wird er bei ihnen eine Prüfung ablegen. Ich hoffe, dass es ihm gut gelingen wird. Er bleibt ständig zu Hause und lernt fleißig.- wandte sich einer von den Gästen an Viktor, ein Bekannter aus dem Golfclub, bei dem auch Alexander Mitglied war.
Viktor war ein sehr hervorragender Kardiochirurg und hielt auch Vorlesungen an der Medizinakademie.
-Na, wenn er sich so in das Lernen verbeißt, dann wird er bestimmt alles wissen. Hoffen wir es.- antwortete er.
Er hatte keine gute Meinung von dem Studenten, sah in ihm keine richtige Berufung zum Arzt. Außerdem reizte ihn der Mensch, der jetzt ihre Bekanntschaft ausnützen wollte.
Alexander spielte mit ihm oft Golf, Bridge, pflegte auch gesellschaftliche Kontakte, und seiner Frau operierte er einst die Schlupflider.
-Ach, hier bist du!- Die Gattin des schlauen Gastes schaute ihn mit Vorwurf an.- Noch kein einziges Mal hast du mit mir getanzt, du Böser! -
-Sie müssen unbedingt ihre Frau zum Tanzen auffordern, ich hoffe,
dass ihnen die Musik, die die Band spielt, gefällt.-
Viktor lächelte höflich und atmete erleichtert auf, als er diesen aufdringlichen Menschen los war.
Alexander tanzte nach einander mit allen Damen, ging von einer Gruppe zur anderen, sprach mit allen, amüsierte die Gäste, trank mit ihnen Champagner und war bestens gelaunt. Auf die Fragen, wie er sich jetzt als Vierzigjähriger fühlt, antwortete er lächelnd:
-Ich habe den Eindruck, ich bin wie ein Wein, mit jedem Jahr besser.-
-Sie duften so vornehm.- Die Frau eines Bankdirektors verdrehte ihre riesig großen Kuhaugen.
-Diesen Duft bekam ich heute von meiner Frau.- antwortete er mit einem Lächeln.
-Nur Parfüm? So ein Geschenk, das mache ich meinem Mann ohne besonderen Anlass!- Ihre Kuhaugen wurden noch größer vor Verwunderung, und der Mund drückte Verachtung aus.
Die Gattin des Direktors mochte allen mit ihrem neu erworbenen Reichtum imponieren.
-Nein, nicht nur, meine liebe Dame, sie schenkte mir auch ein Wochenende in Mailand und die Tickets zu La Scala.- antwortete er mit einem nachsichtigen Ton.
Er dachte nur, dass sie bestimmt nicht mal wusste, was La Scala wäre.
-Oh je! Ob mich wohl meine Augen nicht täuschen?! - schrie sie plötzlich und öffnete vor Verwunderung ganz weit ihren Mund. Ihre Lippen waren so mit Spritzen aufgepumpt, dass sie jetzt wie Autoreifen aussahen.- Das ist doch der Starsky! Ja, das ist er! Sie müssen mich unbedingt mit ihm bekannt machen!-
Schon rannte sie in Richtung Starsky, der von einer Menschengruppe umzingelt war, als sie noch andere bekannte Schauspieler bemerkte. Ihre Erregung kannte jetzt keine Grenzen. Sie konnte ihrem Glück nicht glauben.
-Herr Doktor, ich will sie alle kennenlernen.- sprach sie außer Atem und zog ihn an der Hand hinter sich her.- Andrej, ich stelle dir die Bewunderin deines Talentes vor.- sagte Alexander und schaute amüsiert die Gattin des Bankdirektors an, die mit einem Lächeln von einem Ohr bis zum anderen, mit einer Hand ihre Frisur zupfte, die andere ihm zur Begrüßung hinstreckte.
-Gut, dass sie die Ohren hat, sonst lächelte sie wahrscheinlich rings um den Kopf.- dachte Starsky.
Er war einer der bekanntesten polnischen Film- und Theaterschauspieler. Alexander war seit Jahren mit ihm befreundet, sie gingen in dieselbe Klasse und spielten zusammen Fußball. Die Frau des Direktors drehte jetzt die Augen zu ihrem Idol, glücklich, dass sie zu der Party gekommen war. Sie stellte sich nacheinander allen Schauspielern und Schauspielerinnen vor, streckte die Brust nach vorne und dachte im Stillen:
-Was für eine Nummer! Zyta wird eine blöde Mine haben, wenn ich ihr davon erzähle, und bestimmt wird sie vor Neid platzen. Verdammt, vielleicht könnte mir jetzt jemand ein Foto machen.-
Alexander ging zu den anderen Gästen und dachte:
-Andrej wird mich bestimmt wegen des „Persönchen“ verfluchen.-
-Maja, ich werde verrückt!- Marek zog sie hinter einen großen Fliederstrauch in dem Moment, als sie von der Toilette aus dem Haus zurück kam.
Er umarmte sie so stark, dass ihr der Atem fehlte und saugte sich an ihrem Mund fest. Er küsste sie mit einem unheimlichen Begehren, dass sie deutlich auch auf ihrem Bauch spürte.
-Marek,- stöhnte sie, und von seiner Leidenschaft beeindruckt, ließ sie sich von ihren Sinnen mitreißen.
Sie begann seine Küsse zu erwidern.
Ihr Mann hat sie schon lange nicht mehr so geküsst. Wie viel Inbrunst war jetzt in diesen Küssen, wie viel Begehren in Mareks ganzem Körper!
-Jemand könnte uns hier sehen.- flüsterte sie und löste sich aus seinen Armen.
Er wollte sie nicht loslassen.
-Versprich mir, dass wir uns treffen.-
-Marek, lass mich! -
-Versprich es!-
-Gut. Ruf mich an.-
Nachdem sie sich vergewissert haben, dass niemand sie gesehen hat, gingen sie getrennt in Richtung der Gäste.
Alexander tanzte wieder mit Hanka und hielt sie in seinen Armen.
Maja schaute sie an, diesmal jedoch mit einem gleichgültigen Blick.
-Mario, amüsierst du dich gut ohne deinen Liebsten?- fragte sie ihren Freund und streichelte seine Schulter.
-Eine großartige Party! Wie viel Champagner! Was für ein Buffet!
Stell dir das vor, dass die mit den Kuhglupschen anfing mich zu verführen! Und du sagst immer, dass man mir sofort ansieht, dass ich ein Homo bin. Das ist wahrscheinlich eine Bekloppte! Ich habe mit ihr einmal aus Höflichkeit getanzt, wie ein Idiot sagte ich ihr, dass sie schöne Klamotten hat. Hast du gesehen, wie viel Gold sie trägt? Und danach konnte ich sie nicht los werden. Zum Glück, erlaubten mir die Musiker, mit ihnen zu singen. Du weißt, wie ich das liebe. Ich bereue ein bisschen, dass ich nicht in diese Richtung gegangen bin sondern Friseur wurde.-
-Aber was für einer? Du bist ein Star! Die ganze Prominenz gehört zu deiner Kundschaft, und du bist wirklich großartig.-
-Maja, aber was ist mit dir, du bist irgendwie verändert. Ist etwas passiert? Oder bist du endlich schwanger? -
-Nein, leider nicht. Bin ich verändert? Oh verdammt! Mario, ich erzähle dir es, wenn wir uns treffen.-
-Komm morgen zu mir, weil ich schon vor Neugier sterbe.-
-Gut, mein Lieber, ich komme vorbei, aber sprich nicht mit solcher Stimme, weil man sofort hört, dass du eine Tunte bist.-
-Ich schäme mich dessen nicht. – antwortete er schmollend.
-Es ist ja gut, aber du musst das nicht so deutlich zeigen, ich zeige doch auch nicht, dass ich Hetero bin.-
Beide fingen an zu lachen. Sie waren seit ewigen Zeiten befreundet, und einer würde für den anderen alles tun. Niemals hatten sie vor einander Geheimnisse.
Es war spät geworden, und die Gäste fingen langsam an