Das Friedrich-Lied - 1. Buch. Henning Isenberg

Das Friedrich-Lied - 1. Buch - Henning Isenberg


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Friedrich.

      „

      Kann ich Euch sonst noch etwas sagen?“

      „

      Nein,…, nein, Herr. Habt dank.“

      Rainald stand auf und verbeugte sich.

      „

      Dann, habt Dank und lebt wohl, Friedrich.“

      Wie von einem mächtigen Schlag am Kopfe getroffen, blieb er noch eine Weile auf der Bank sitzen. Er fühlte sich elend. Er starrte auf das Pflaster des Weges, das Raimund hinauf zur Burg gegangen war. Wie soll das gehen?! Mein Geist sucht sich einen anderen Körper?!

      Zu seiner quälenden Frage gesellte sich ein anderes unbehagliches Gefühl. Doch deren Auslöser war nicht in ihm selbst. Er kam von anderswo – von außen. Es kroch wie ein übler Dunst in ihn hinein. Er fühlte sich beobachtet. Er schaute sich um. Dann wurde er dessen gewahr, was sein Unbehagen beflügelt hatte. Der Blick eines Mönches, den er von den Messen im Feldlager kannte, klebte auf ihm. Abscheu umfing ihn, die er schon zu seiner Kirchenzeit gegen jene Lehrer und Brüder empfunden hatte, welche sich in Novizen verliebten. Zu oft hatte er mit Widerwillen die begierigen, aufreizenden Blicke der Älteren, die ihm im Wissen über die Kirchenorganisation überlegen waren und von denen er abhing und die ihre Macht zu missbrauchen gewillt waren, wie Kletten auf sich ruhen gespürt. Als sich ihre Blicke kreuzten, kam der kecke Mönch auf ihn zu und sprach ihn in höfischer Manier an.

      „

      Sie haben eine bemerkenswerte Aura – diese Menschen aus dem Languedoc, nicht wahr?!“

      „

      In der Tat, das haben sie“, sprach Friedrich zögerlich und mit Zurückhaltung in der Stimme.

      „

      Verzeiht, wenn ich Euch das frage, aber mir fiel auf, dass Ihr den Fremden beobachtet.“

      „

      Oh, habe ich das?!“, erwiderte Friedrich eine unschuldige Miene auflegend.

      „

      Ihr habt ja sogar mit ihm gesprochen. Worin liegt Euer Interesse, wenn Ihr erlaubt?“

      Friedrich wusste die Fragen des Mönches nicht einzuordnen. Er wusste jedoch, dass die Kirche genaue Untersuchungen anstellte, wenn sie Abweichler vermutete. Er war auf der Hut und entgegnete verstört und ausweichend, „was meint Ihr, was sollte mein Interesse wecken?!“

      „

      Naja, Ihr habt den Grafen unentwegt angeschaut. Dann habt Ihr mit ihm gesprochen. Ich vermutete einen Grund dahinter.“

      Friedrich wollte die Strategie wechseln und den dreisten Mönch in die Schranken weisen. Schließlich waren seine Gedanken frei.

      „

      Aber verzeiht“, sprach der Mönch, als ahnte er, was ihn erwartete, „wenn meine Neugierde zu weit ging“, und wollte sich mit einer Verbeugung zum Gehen wenden.

      „

      Nein,… nein, wartet“, entwich es Friedrich in einem Flüsterton und er streckte die Hand, die er sogleich zurückzog, nach dem Manne aus. Sein Misstrauen war seinem Drang mehr über das Mysterium zu erfahren unterlegen.

      Trotz also seines Widerstrebens gegen den Mönch sprach er, „es ist wahr, mich beeindruckt diese Ruhe, diese Anmut. Ich fragte mich, wie man zu dieser unabhängigen Haltung gelangt. Diese Menschen sind anders, als alle Menschen, denen ich bisher begegnete. Es fiel mir sofort auf, als sie vor Tagen durch unser Lager ritten. Als wenn sie aus einem Jenseitsland, hinter unserer Welt, her gekommen seien.“

      „

      Ja, es ist beeindruckend. Es ist mir auch aufgefallen“, sagte der Mönch. „Vielleicht kann ich Eueren Wissensdrang stillen helfen, Euer Hochwohlgeboren.“

      „

      Wie wollt ihr das machen?“, fragte Friedrich verdutzt. Dieser Mönch schien kein Misstrauen zu hegen.

      „

      Der Graf von Toulouse schenkte dem Kaiser eine Schrift in Versen. Das Werk ist von Chretien, einem Toubador aus dem Languedoc. Ich habe es studiert. Es heißt: ‚Der Herrscher des Grals’. Es ist ein Rittersage, die aber ebenso anders ist, wie die Reiter, von denen die Rede ist. Wir haben es übersetzt und Abschriften davon anfertigen lassen.“

      „

      Bruder, das hört sich verlockend an. Aber warum erzählt ihr mir davon?“

      „

      Nun die Schrift scheint verdächtig und es scheinen mir viele Anspielungen und Bilder darin zu sein, die der Kirche suspekt erscheinen sollten.“

      „

      Suspekt?!“

      „

      Nun, lest es und macht Euch ein Bild. Vielleicht beantwortet das Buch Eure Fragen.“

      „

      Und… und wie soll ich es lesen, wenn ich das Buch nicht habe?!“

      „

      Ihr könnt eines von mir bekommen.“

      Friedrich schaute an dem Mönch auf und ab, als suche er nach einer Ausbeulung in der Robe, die das Buch barg.

      „

      Wann?!“

      „

      Nun, sie sind noch nicht fertig. Aber, wenn Ihr Euch noch ein paar Tage gedulden könnt, werde ich Euch eines liefern.“

      Friedrich war erstaunt über den leutseligen Mönch, aber es geschah, wie er es gesagt hatte. Ein paar Tage später erschien der Mönch im Lager und suchte Friedrich auf.

      Mit einem dicken in Schweinsleder gebundenen Band stand er plötzlich da, als Conrad, Gerhard und Friedrich gerade dabei waren, das Zaumzeug ihrer Pferdegeschirre auszubessern.

      Conrad und Gerhard schauten verdutzt auf die Gestalt, deren Proportionen sich mit dem mitgeführten Gut bestens ergänzten.

      „

      Herr Graf“, räusperte er sich vorsichtig. Ich bin da und ….“

      Conrad und Gerhard kicherten belustigt, ob des kleinlauten Auftritts des Mönchleins, „ich bin da“, äfften sie den Kirchenmann scherzend nach.

      „

      Ah“, begrüßte ihn Friedrich bewusst überschwänglich, „das ging ja schneller, als ich zu erwarten gewagt hätte.“

      Er nahm den Folianten, den ihm der Mönch stolz entgegenstreckte, beglückt entgegen und wog ihn bewundernd in den Händen, „was wollt Ihr denn nun dafür als Gegenleistung.“

      „

      Wären vier Gulden ein angemessener Preis?“

      „

      Das ist ein stattlicher Preis, aber er scheint mir angemessen.“

      Er löste seine lederne Börse vom Gürtel, holte vier Goldmünzen hervor und gab sie dem Mönch.

      „

      Wie heißt Ihr eigentlich, Herr Mönch?“

      „

      Mein Name ist Hugo. Ich arbeite in der Schreiberei des Kanzlers.“

      „

      Könnte Ihr mir sagen, werter Hugo, warum Ihr ein so großes Werk in so kurzer Zeit übersetzt und kopiert habt?“

      Hugos Augen schienen einen Ausweg zu suchen, um nicht auf die Frage antworten zu müssen. Dann antwortete er knapp, „es muss nach Rom, zum Papst.“ Damit verbeugte er sich und verließ schnell das Lager.

      Friedrich stand noch eine Weile da und wunderte sich über den eigenartigen Abgang Hugos. Zum Papst, warum das?

      In


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