Schwarzes Herz. Andreas Menne Peter

Schwarzes Herz - Andreas Menne Peter


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konnte Isolda eine Hand voll Pilze sehen.

      »Oh, soll das euer Abendessen werden«, wollte die Prinzessin neugierig wissen.

      »Ja, die mag ich Mama und Papa zum Abendessen mitbringen«, antwortete das kleine Mädchen und war nun ganz verlegen.

      »Das klingt toll«, meinte nun Isolda und die Kleine freute sich sofort.

      »Wie schaut es aus, magst du mich ein wenig begleiten, Nora? Ich kenne noch ein paar Plätze, an denen es einige Pilze gibt, Champignons, Stockschwämmchen, Pfifferlinge, Steinpilze.«

      »Wenn ich das darf«, bekam sie nun wieder etwas schüchtern zurück.

      »Ja natürlich, warum denn nicht.« Isolda lachte und reichte ihr ihre freie Hand.

      Fast traute sich das Mädchen nicht, doch dann griff sie mutig doch nach der Hand der Prinzessin und strahlte bis über beide Ohren. Und auch Isolda bereitete es gerade richtig Freude, wie sich die kleine Nora darüber freute, von der Prinzessin an die Hand genommen zu werden und mit ihr zusammen durch den Wald gehen und Pilze sammeln zu dürfen.

      »Weisst du denn, welche Pilze du einsammeln darfst?«

      »Ja, das weiss ich: Stockschwämmchen und Champignons«, sprach sie nun unbekümmert, nachdem sie zusammen durch den Wald liefen. »Die hat mir mein Papa schon gezeigt und auch erklärt, worauf ich achten muss, damit ich keine giftigen davon finde.«

      »Das ist sehr gut. Und hältst du dich auch immer daran und schaust genau.«

      »Ja natürlich mache ich das, Prinzessin. Man darf doch keine giftigen Pilze essen«, empörte sich das Mädchen nun sogar ein bisschen.

      Isolda musste schmunzeln, zu süss fand sie die Reaktion der Kleinen an ihrer Hand.

      »Da hast du absolut recht, Nora«, bestätigte sie sie daher sofort.

      Da erreichten sie auch schon eine der Stellen, die Isolda in Erinnerung hatte, sie liess die Hand der kleinen Nora los und band die Zügel ihres Pferdes an einen Baum.

      Nora stand noch schüchtern neben ihr und schaute abwechselnd zu den Pilzen, die ein paar Schritt weiter wuchsen und zur Prinzessin.

      »Na los«, meinte Isolda gleich, »dann verrate mir doch einmal, was wir hier für Pilze haben.«

      Nora schaute die Prinzessin mit grossen Augen an, nickte schnell und lief zu den Pilzen hinüber.

      »Champignons«, hörte Isolda sie ausrufen, als sie mit ihr vor den Pilzen in die Knie ging.

      Nora pflückte einen der Pilze, betrachtete ihn ausgiebig und rief dann: »Die kann man essen.«

      Sie reichte Isolda den Pilz, die auch noch einmal genau hin sah und da die Kleine recht hatte, nickte sie.

      So griff Nora nach ihrem Korb und suchte sich die schönen Exemplare der Champignons aus.

      »Die ganz kleinen mag Mama nicht, denn mit denen hat sie mehr Arbeit als dass man was davon zu essen hat, sagt sie immer. Und die kaputten und schrumpeligen mag ich nicht, die schauen nicht schön aus«, erklärte sie beim Einsammeln.

      Isolda musste ganz leise kichern, denn die Aussagen kannte sie aus der Küche des Schlosses, wenn der Koch mit den Gehilfen wieder mal schimpfte, was sie ihm denn an Pilzen anschleppten und dass das doch eines Königs nicht würdig sei, einen schiefen krummen schrumpeligen Pilz mit halb abgebrochenen Hut auf dem Teller zu haben.

      Die Gehilfen störte es aber nicht mehr, denn sie wussten ja, dass diese dann auf den Tellern der Bediensteten in der Küche landen würden und trotzdem schmeckten.

      Der kleine Korb von Nora war etwa zu einem Drittel gefüllt, als sie aufstand und sagte: »Hier sind keine schönen Champignons mehr.«

      »Wollen wir dann weiter gehen?«, fragte Isolda, die sich auch erhob.

      Nora nickte. Dann griff sie aber doch noch einmal zu den Pilzen am Boden, pflückte zwei recht kleine Champignons, rieb mit den Fingern die Erde herunter und schon verschwanden sie direkt in ihrem Mund.

      »Och, naschst du etwa hier mitten im Wald?«, rief die Prinzessin laut, aber nicht böse aus, wie man es eben mit kleinen Kindern machte.

      Nora kicherte und mit viel nicken sprach sie nur ein: »Ja.«

      »Ja du machst Sachen.« Und dabei musste Isolda nun auch lachen.

      »Na dann los«, sprach sie, band ihr Pferd wieder los und sie machten sich auf den weiteren Weg.

      Nur ein kleines Stück weiter rief das Mädchen: »Da sind wieder welche« und eilte direkt drauf los.

      Isolda folgte ihr, band ihr Pferd wieder an einen Baum und ging neben Nora in die Hocke, die bereits einen Pilz in der Hand hielt und inspizierte.

      »Und?«, fragte die Prinzessin.

      »Ein Stockschwämmchen?«, sprach die Kleine, aber war sich wohl nicht sicher.

      »Und was hat dir dein Papa beigebracht, wenn du dir nicht sicher bist?«

      »Dann darf ich die Pilze nicht essen«, sprach Nora und reichte der Prinzessin den Pilz.

      Isolda schaute ihn genau an, war sich aber nun auch nicht sicher, ob es ein Stockschwämmchen war oder ein anderer Pilz. Von der Haube her sah er so aus, vom Stiel aber nicht.

      »Dann sollten wir die hier auch besser stehen lassen, denn ich bin mir auch nicht sicher«, antwortet sie dem Mädchen.

      »Schade«, sprach diese traurig, »denn sie schauen doch so schön aus.«

      »Aber sicher ist sicher«, antwortete die Prinzessin, »und ich bin mir sicher, dass wir nachher noch ein paar richtige Stockschwämmchen für dich finden werden.«

      Nun war die Laune der kleinen Nora wieder gerettet und sie hüpfte schon los, während Isolda ihr Pferd holte.

      Eine Stelle kannte sie, nicht weit weg von hier, wo sie die Tage schon einige Stockschwämmchen gesehen hatte.

      Und genau dahin wollte sie mit dem Mädchen gehen.

      Als sie ankamen, war Nora erneut nicht zu halten und kniete sich sofort wieder vor die Pilze. Hier waren deutlich mehr, als an den beiden anderen Plätzen zuvor. Allerdings waren Rehe wohl die Nacht oder in der Früh durchgelaufen und hatten etliche der Pilze niedergetrampelt.

      »Schade«, rief Nora, als Isolda bei ihr ankam und in die Hocke ging, »soooo viele sind kaputt. Die anderen eben sahen viel schöner aus.«

      Isolda musste ihr recht geben, besser haben die anderen schon ausgesehen. Sie pflückte einen der Pilze, betrachtete ihn kurz und war sich hier eindeutig sicher, essbare Stockschwämmchen vor sich zu haben.

      »Dafür kann man die auf jeden Fall essen«, versuchte sie das Mädchen aufzuheitern.

      »Wirklich?«, fragte sie und schaute die Prinzessin gross an.

      »Ja, ganz sicher.«

      Da strahlte das Mädchen und begann umher zu schauen und die schönsten Pilze einzusammeln.

      Und wenn einer zu klein war, dann verschwand er ab und an auch wieder direkt in den Mund.

      Als der Korb fast voll war, rief Nora: »Fertig! Ich finde hier keine schönen Pilze mehr.«

      »Und jetzt?«, fragte Isolda.

      »Jetzt sollte ich wieder nach Hause gehen und Mama die Pilze bringen.«

      »Dann mach das, kleine Nora. Und grüsse sie schön von mir.«

      Isolda lächelte.

      Und auch die kleine Nora strahlte: »Ja, das mache ich, Frau Prinzessin.«

      Artig machte sie einen Knicks, wie sie es gelernt hatte und rief noch: »Und vielen Dank!«.

      Dann drehte sie sich um und lief den Weg zurück, den sie gekommen waren, in Richtung Schloss.

      Isolda schaute ihr nach, lächelte immer


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