Schwarzes Herz. Andreas Menne Peter

Schwarzes Herz - Andreas Menne Peter


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schaffte es gerade noch sich zu beherrschen, nicht schallend los zu lachen, brauchte aber zwei drei Sekunden, bevor sie antworten konnte: »Vielen Dank und euch einen gleichen.«

      Dann gab sie ihrem Pferd einen leichten Schenkeldruck und liess es loslaufen, bevor noch mehr gesagt werden würde und der arme Bauer sich noch mehr aufregen würde.

      Keine fünf Schritte hatte ihr Pferd zurückgelegt, da hörte sie ihn auch gleich auf seine Frau losschimpfen: »Was fällt dir eigentlich ein, so mit der Prinzessin zu sprechen!« Dass sie das alles noch hören würde, darüber dachte er anscheinend gar nicht nach.

      »Was willst du denn, du hast sie doch gerade selbst erlebt, dass man mit ihr wie mit jedem anderen Menschen sprechen kann«, bekam er keifend als Antwort zurück.

      Sie konnte noch leise ein wütendes Schnauben hören, nachdem sie sich doch langsam von den beiden entfernte und dann nur noch, dass die beiden weiter miteinander stritten, aber ausser Wortfetzten nichts weiter, da sie nun beide durcheinander redeten.

      Immer noch belustigt musste Isolda leicht den Kopf schütteln.

      In das gleichmässige Klacken der Hufe ihres Pferdes auf der Strasse mischte sich ein dumpfes Geräusch, wie als wenn etwas umgefallen wäre. Doch erst als zwei Sekunden später ein spitzer Schrei hinter ihr ertönte drehte sie sich im Sattel um und sah die Bäuerin am Boden knien neben dem Bauern, der verkrümmt auf der Strasse lag.

      Sofort riss sie die Zügel ihres Pferdes herum, presste ihm die Hacken in die Seite und schon galoppierte das brave Tier los, so dass sie praktisch auf der Stelle bei den beiden wieder angekommen war.

      »Was ist passiert?«, rief sie, während sie vom Pferd sprang.

      »Er ist einfach umgekippt«, schluchzte die Bäuerin und rüttelte am Körper ihres Mannes.

      Der lag verkrampft am Boden und hatte die Augen weit aufgerissen.

      Isolda beugte sich zu ihm hinunter und hörte nur ein ganz leises verkrampftes Röcheln.

      »Wir brauchen sofort Hilfe!«, rief sie aus, sprang auf und war mit einem Satz wieder auf ihrem Pferd.

      »Bliebt hier bei ihm, ich hole Hilfe aus dem Schloss!«

      Die Antwort der Bäuerin wartete sie gar nicht mehr ab, und ihr Pferd schien die Aufregung gleich richtig zu verstehen, denn es galoppierte direkt los zum Schloss.

      Direkt am Tor bremste sie den Ritt und die Wachen schauten sie irritiert an, warum die Prinzessin im vollen Galopp zurück kam.

      »Schnell, wir brauchen Hilfe, der Bauer ist auf der Strasse vorne eben zusammengebrochen!«, rief sie aufgeregt.

      Der deutlich ältere der beiden Wachen reagierte sofort und befahl seinem zweiten Mann direkt: »Laufe sofort los, die Heilerin her holen!«

      Dann griff er nach der Glocke, die am Wachhäuschen aussen hing und schlug sie drei Mal, bevor er der Prinzessin antwortete: »Wir sind hier nur zu zweit, ich kann den Posten nicht verlassen, aber gleich kommen weitere Wachen, die zum Bauern eilen können.«

      Kaum hatte er das ausgesprochen, da eilten auch schon drei, dann ein vierter und noch ein fünfter Wachmann im Laufschritt zum Tor.

      »Dort vorne auf der Strasse ist ein Bauer zusammengebrochen, sofort zu ihm!«, befahl der Wachmann den neu ankommenden und sie rannten sofort weiter, aus dem Tor hinaus und in Richtung des Bauern.

      »Dann hole ich die Heilerin«, rief Isolda und schon eilte sie mit ihrem Pferd quer über den Hof zum Bedienstetengebäude, in dem die Heilerin hier am Schloss ihre Kammer hatte. Sie hoffe nur, dass sie auch da war und nicht irgendwo anders im Schloss unterwegs.

      Noch bevor sie die Eingangstür des Gebäudes erreichte, kam sie zusammen mit dem Wachmann auch schon heraus in den Hof.

      »Schnell«, rief Isolda, »steigt bei mir auf.«

      Die Heilerin schaute sie einen Wimpernschlag gross an, reichte ihr dann ein Bündel, das sie in Händen hielt und der Wachmann half ihr, hinter der Prinzessin aufs Pferd zu steigen.

      Kaum war sie oben und konnte sich hinter der Prinzessin am Sattel festhalten, da gab sie ihrem Pferd auch schon weder mit den Schenkeln zu verstehen, dass es losreiten sollte.

      Die Prinzessin mässigte jetzt zwar das Tempo, damit sie die Heilerin nicht unterwegs verlieren würde, aber dennoch waren sie um etliches schneller als wenn sie zu Fuss gelaufen wäre.

      Nur einen kleinen Moment nach den Wachen kamen sie bei dem Bauern wieder an.

      Isoldas Herz raste inzwischen auch vor Aufregung, sie rief den Wachen zu, der Heilerin vom Pferd zu helfen und stieg dann selbst auch wieder ab, das Bündel der Heilerin noch in Händen.

      Die Heilerin sass schon neben dem Bauern am Boden, rüttelte ihn an der Schulter und sprach ihn an, bekam aber keine Reaktion.

      Da sie nicht mehr alleine war, wurde die Bäuerin nun auch noch panisch und rüttelte ebenfalls am Arm ihres Mannes, rief seinen Namen und begann lautstark zu weinen.

      Zwei der Wachmänner gingen zu ihr und versuchten ruhig auf sie einzureden, dass sie die Heilerin ihre Arbeit machen lassen und ihren Mann erst einmal loslassen solle. Sie brauchten sehr viel Überzeugungskraft, um die Bäuerin nach einigen Momenten doch dazu zu bewegen, halfen ihr auf die Beine und führten sie ein paar Schritte weiter, an beiden Armen gestützt.

      Derweil hatte die Heilerin den leblosen Bauern auf den Rücken gedreht und das Hemd geöffnet. Sie hielt seinen Arm in ihren Händen und die Finger direkt auf das Handgelenk gepresst und hatte das Ohr direkt über seinem Mund.

      Ihr Gesichtsausdruck verriet aber nichts Gutes und als Isolda in die offenen Augen des Bauern blickte, die sich nicht mehr bewegten und ihr leblos trüb erschienen, da ahnte sie, dass sie wohl zu spät waren.

      »Sollen wir in die Stadt reiten, einen Arzt holen?«, fragte einer der Wachmänner die Heilerin vorsichtig.

      Sie überlegte noch einen Moment, schüttelte aber dann den Kopf.

      »Das wird wohl nicht mehr nötig sein, sein Herz hat aufgehört zu schlagen«, antwortete sie traurig.

      Hinter sich hörten sie Hufschläge, von mehreren Pferden, wie Isolda gleich heraushörte.

      Drei Ritter kamen angeritten und stiegen ebenfalls bei ihnen ab.

      »Was ist passiert?«, wollte einer der Ritter sofort wissen und fügte nervös hinzu, als er die Prinzessin erkannte: »Ist Euch etwas passiert, Prinzessin?«

      »Nein«, schüttelte sie den Kopf, »mir geht es gut«, und blickte dabei weiterhin auf den Bauern.

      »Was ist mit ihm?«, fragte der Ritter weiter.

      Die Heilerin antwortete ihm leise: »Sein Herz schlägt nicht mehr, aber er ist unverletzt, so dass ihn wahrscheinlich genau hier der Schlag getroffen hat.«

      Und obwohl sie es recht leise gesagt hatte, hat es die Bäuerin anscheinend gehört, auch wenn sie ein paar Schritte entfernt stand und brach nun in Tränen aus.

      Das zerriss auch Isolda fast das Herz, denn dem Tod und seinem Leid war sie in ihrem Leben noch nie so nahe begegnet wie jetzt gerade.

      Der Ritter überblickte die Situation schnell: »Wenn Ihr wollt, Prinzessin, und gestattet, dann würden wir uns darum kümmern, dass die Bäuerin gut nach Hause kommt und dort betreut wird und der Verstorbene ebenfalls direkt in die Stadt gebracht wird, wie es sich gehört.

      Isolda stand immer noch neben sich und nickte nur. Was sollte sie auch anderes tun. In der Situation gerade war sie hilflos und hatte keine Ahnung, was jetzt zu tun wäre. Von daher war sie heilfroh, dass die Ritter da waren und wussten, was getan werden musste.

      Der Ritter stand auf und gab den anderen beiden auf, mit sechs Mann, einem Pferdekarren, Trage und Leichentuch wieder zu kommen. Dann ging er zur Bäuerin, die immer noch weinend vor ihrem toten Mann stand und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter.

      Leise


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