Schwarzes Herz. Andreas Menne Peter

Schwarzes Herz - Andreas Menne Peter


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kniete neben dem Verletzten, der schon einen Verband um den Kopf trug und sich den einen Arm vor der Brust hielt, und sprach mit ihm.

      »Bleibt sitzen«, sprach sein Vater, als der Verletzte ansetzte, vor ihm aufzustehen.

      »Berichtet, was ist geschehen«, forderte der Vater ihn auf.

      »Mein König, wir hörten ein lautes Knacken im Stall und ich sah nur noch, wie einer der Tragbalken der Decke brach. Dann sackte auch schon das Dach darüber ein und knickte einen der Stützbalken weg.

      Mehr kann ich nicht sagen, denn dann traf mich etwas am Kopf und ich stürzte zu Boden.

      Ich war bei meinem Pferd in der Box eingeschlossen der Ausgang versperrt und musste warten, bis die Kameraden kamen und mich raus holten.«

      »Wie viele waren im Stall?«, fragte der Vater weiter.

      »Ausser mir nur noch zwei Kameraden, die Prinzessin und ein Stallbursche.«

      »Die Prinzessin war schon nicht mehr im Stall«, antwortete der König knapp und Isolda konnte nach einem kurzen Moment Erleichterung im Gesicht des Ritters erkennen, der sie anscheinend hier noch gar nicht wahrgenommen hatte.

      »Der Stallbursche konnte durch die hinterste Tür alleine raus und hat nichts abbekommen«, berichtete der andere Ritter, der immer noch neben dem Verletzten kniete.

      »Gut, dann sucht weiter nach den anderen beiden«, gab der König Order.

      Der angesprochene Ritter nickte nur, sparte sich aber eine Antwort, denn dass sie genau das taten, war mehr als offensichtlich.

      »Wie viele Pferde hat es erwischt?«, fragte der Vater nach einem Moment.

      »Das kann man noch nicht sagen«, bekam er als Antwort.

      »Alle unversehrten bringen wir hinaus auf die Aussenkoppel vor das Schloss.

      Bei den verletzten Tieren werden wir noch entscheiden müssen, welche wir retten können und welche nicht.«

      Isolda erschrak, doch war es absolut richtig, was der Ritter sprach.

      Der König nickte, wandte sich dann um und ging ein Stück in Richtung des Stalls, um sich das ganze Ausmass selbst anzusehen.

      Nachdem der Verletzte von anderen Rittern weg gebracht worden war, hatte sich Isolda mit der Heilerin zusammen ein Stück zurück gezogen.

      Sie warteten, sprachen aber in der Zeit kein Wort.

      Isolda wusste nicht, was sie gerade hätte tun sollen, sie wollte wissen, was mit den anderen beiden Rittern war und auch mit ihrem Pferd.

      Drum schaute sie bei jedem Pferd, das hinaus geführt wurde, genau hin, aber noch war ihres nicht dabei gewesen.

      Jetzt aber wo anders hin zu gehen, das hätte sie nicht wollen.

      Der Strom der Pferde, die hinaus gebracht wurden, wurde dünner und riss dann fast ganz ab bis es nur noch vereinzelte waren.

      Darunter leider auch immer mehr mit offensichtlichen Verletzungen, die aber noch aus eigener Kraft auf eigenen Beinen stehen konnten.

      Dann hörte man laute Rufe aus dem Stall und es kam erneut Aufregung auf.

      Ein Ritter eilte herbei und holte die Heilerin, der zweite Ritter war gefunden worden, komplett begraben unter Trümmern, aber am Leben, wie sie hörte.

      Auch in Isolda wurde die Aufregung nun wieder grösser, so dass sie den beiden nach einem Moment folgte.

      Es dauerte aber doch noch, bevor der Ritter von vier anderen Rittern langsam aus dem Stall herausgetragen wurde. Er lag bereits auf einer Trage und schaute gar nicht gut aus.

      Das linke Bein stand in unnatürlichem Winkel ab und war definitiv gebrochen und etliche Wunden, aus denen er blutete, waren zu sehen.

      Die Trage wurde gleich vor dem Stall erst einmal vorsichtig abgestellt und die Heilerin warf einen ersten Blick über die Verletzungen. Sie sprach ein paar Worte mit einem anderen Ritter, dann nickten sie beide und die Trage wurde wieder aufgenommen.

      Da die Heilerin ihre fragenden Blicke sah, sprach sie schnell zu ihr: »Er schaut übel aus, aber wir sollten ihn wieder hinbekommen. In der Ritterschaft werden wir ihn versorgen.«

      Isolda nickte dankbar für die Information und dann eilte die Heilerin auch schon den anderen hinterher.

      So hiess es für sie nun weiter abwarten.

      Aus dem Stall hörte sie immer wieder Rufe, aber inzwischen auch Hämmern und das Schlagen der Äxte auf Holz. Sowie immer wieder das Schlagen von Steinen und Ziegeln aufeinander. Was genau im Inneren vor sich ging wusste sie nicht, vermutete nur, dass sie alles beiseite räumen würden, um den letzten vermissten Ritter zu finden.

      Dann wurde wieder gerufen und mehrere Ritter verschwanden erneut im Stall. Hatten sie den dritten Ritter gefunden?

      Nach einem Moment kamen sie nicht mit dem Ritter, sondern mit weiteren Pferden wieder raus.

      Das vierte Pferd erkannte Isolda auf der Stelle, ihren treuen Rappen hätte sie unter tausenden sofort herausfinden können.

      Sie sprang auf und eilte auf sie zu.

      Die Ritter sahen sie und die beiden, auf die die Prinzessin nun direkt zu lief, blieben gleich stehen und warteten.

      Das erste was sie tat, war den Kopf ihres Pferdes an sich zu drücken und ihm über den Hals zu streichen. Dann blickte sie einen der Ritter fragend an: »Hat er etwas abbekommen?«

      »So wie es aussieht nicht, Prinzessin.«

      Isolda war erleichtert.

      »Ein paar Pferde hatten echt Glück gehabt, dass sich ein paar Balken über ihnen verkeilt hatten und die Decke dadurch noch gehalten hat, auch wenn sie schon am Einsacken war.«

      Isolda verstand nur halb, was er sagte, denn sie war ja nicht mit drinnen im Stall gewesen, doch das wichtigste war, dass ihrem Pferd und auch ein paar anderen Tieren nichts geschehen war.

      »Wir bringen es zu den anderen auf die Aussenkoppel?«, fragte der Ritter sie und sie nickte.

      Wieder hörte sie ein Krachen, gefolgt von einem Aufschrei, aus dem Inneren des Stalls und zuckte dabei zusammen. Sie versuchte etwas zu erkennen, doch mehr als eine neuerliche Staubwolke war nicht zu sehen, nur Rufe zu hören

      Was ein Glück, dachte sie, dass zumindest die Pferde eben gerade rechtzeitig herausgebracht worden waren.

      Dann kamen zwei weitere Ritter aus dem Stall. Der eine stützte sich schwer auf den anderen, lief mit verkrümmten Rücken und schmerzverzerrtem Gesicht und sein linker Arm hing schlaff an seiner Seite runter.

      Auf der Stelle waren weitere Ritter zu ihm geeilt und zu dritt geleiteten sie ihn hinüber zur Ritterschaft.

      Die Prinzessin schaute ihnen besorgt hinterher. Bisher war ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass die Ritter, die im Stall waren, um die verschütteten Kameraden zu suchen und die Pferde hinaus zu bringen, ja auch in Lebensgefahr sein könnten.

      Doch das war zu kurz gedacht gewesen, denn nachdem ein Teil des Daches bereits eingestürzt war, stand der Rest ja nicht zwangsweise stabil.

      Und ihr Bruder war auch noch mit im Stall drinnen!

      Ihre Aufregung wuchs auf der Stelle wieder, doch mehr als bisher konnte sie auch jetzt nicht machen.

      So musste sie sich weiter gedulden. Nur dass sie eben jetzt bei jedem Geräusch und jedem Rufen, das sie aus dem Stall hörte, leicht zusammen zuckte.

      Die Zeit zog sich dahin, bis die Rufe wieder deutlich mehr wurden und sie im Stall anscheinend etwas gefunden hatten.

      Aufgeregt stand sie da und wartete, genauso wie die anderen Ritter ringsum.

      Es dauerte aber dennoch eine Ewigkeit, in der sie nur noch mehr das Schlagen und Scheppern von Dachziegeln hörte.

      Dann kehrte erst einmal Ruhe ein, was sie nicht verstehen


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