Das Medaillon von Ofon. Jessica Giffard

Das Medaillon von Ofon - Jessica Giffard


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nur die Villa geerbt, sondern auch die Kräfte deines Vaters.«

      Ich verstummte. Mir war auf einmal schwindlig und ich schaute mich um nach einem Platz, wo ich mich hinsetzten konnte. Ich schaute zu Ben und sah, dass er ganz ernst war. Schließlich riss ich mich zusammen.

      »Das ist nicht wahr, oder? Sie machen sich lustig über mich! Mein Vater ist tot!«

      »Nein Sarah, ich sage dir die Wahrheit. Deine Mutter erzählte dir, dass dein

      Vater durch einen Flugzeugabsturz starb, nicht wahr?«

      »Ja.«

      »Sie liebt dich so sehr, dass sie nicht wollte, dass du verletzt wirst. Sie konnte es einfach nicht übers Herz bringen, dir zu sagen, dass dein Vater fortgegangen ist und nicht wieder kommt. Du solltest deinen Vater nicht hassen.«

      Ich war den Tränen nah. Sollte ich mich freuen, dass ich endlich die Wahrheit über meinen Vater erfuhr? Oder traurig darüber sein, dass er fortging, um uns zu retten?

      »Warum jetzt? Warum hast du so lange gewartet, um es uns zu erzählen?«

      »Dein Vater dachte nicht, dass es so lange dauern würde. Er wollte es euch selbst sagen, wenn die Gefahr gebannt war, aber er schaffte es nicht. Es wäre zu gefährlich gewesen, ohne deinen Vater hier zu leben. Die hätten euch gefunden. Das war das Einzige, was zählte.«

      »Ich verstehe nicht, was sich geändert hat.«

      »Sarah, anscheinend hörst du mir nicht richtig zu. Du hast zwar die Kräfte deines Vaters und könntest dich selbst vor der Gefahr, die euch bedroht, schützen, aber um mehr zu tun, brauchst du Training. Das hättest du als Kind nicht geschafft. Nun bist du soweit und jetzt komme ich ins Spiel. Ich werde dich alles lehren, was ich weiß.«

      »Ich verstehe nicht ganz, was du mit Kräften meinst.«

      »Sarah, deine Mutter hat eine Kette von deinem Vater bekommen, nicht wahr? Sie trägt sie aber nie, nicht wahr?«

      »Ja, woher weißt du das?«

      »Ich sagte doch, dass ich alles weiß. Diese Kette schützt euch vor Gefahren, solange sie in eurem Besitz ist. Was die Kräfte betrifft, werde ich dir dazu mehr in den nächsten Tagen erklären.

      Es ist spät geworden. Deine Mutter wird sich schon Sorgen machen. Bevor sie bei Jane anruft und erfährt, dass du nicht mit ihr zusammen warst, solltest du gehen. Sie wird wissen wollen, wo du gesteckt hast. Du darfst ihr auf keinen Fall erzählen, dass du hier warst.«

      »Warum nicht?«

      »Sie darf es noch nicht erfahren, jedenfalls nicht, bevor du nicht alles weißt und bereit bist, es ihr selbst zu erzählen. Es wäre im Moment noch zu gefährlich. Ich werde dich jetzt nach Hause fahren. Sie ist kurz davor deine Freundin anzurufen.

      Kurz vor der Kurve, die zu eurem Haus führt, setze ich dich ab. Den Rest musst du radeln, denn deine Mutter darf den Wagen nicht sehen, sonst würde sie dir Fragen stellen.«

      Wir gingen hinaus. Das Auto stand bereits mit laufendem Motor vor der Tür. Ich sah, dass mein Rad, das ich am Tor stehen gelassen hatte, im Kofferraum verstaut worden war, der noch einen Spalt offen stand.

      Wir stiegen ein und fuhren los. Schweigend saßen wir nebeneinander, die ganze Fahrt über. Als ich sah, dass wir fast da waren, platzte es aus mir heraus:

      »Wann soll ich morgen kommen?«

      »Du wolltest dich morgen mit Jane treffen. Du kannst sie doch nicht morgen schon wieder versetzen. Sie würde merken, dass etwas nicht stimmt. Das können wir nicht riskieren.«

      »Nein! Das hier ist viel wichtiger! Ich habe für sowas keine Zeit.«

      »Es geht nicht, Sarah. Du musst dich wohl oder übel mit ihr treffen, bevor sie anfängt Fragen zu stellen, die du nicht beantworten kannst.«

      »Aber …«

      »Gut, dann machen wir es so. Ich hole dich morgen Früh da ab, wo ich dich heute abgesetzt habe und fahre dich in die Stadt. Auf dem Weg können wir uns unterhalten. Später, wenn du fertig bist, können wir uns treffen. Ich hole dich ab und wir fahren zur Villa. Ist das ok?«

      »Ja, gut.«

      Kurz darauf hielt der Wagen an. Ben stieg aus, ging zum Kofferraum und holte mein Rad heraus.

      »Sarah, weiter kann ich nicht fahren, deine Mutter würde sonst den Wagen hören. Das letzte Stück musst du mit dem Rad fahren. Wir sehen uns morgen.«

      »Ok. Wann soll ich morgen hier sein?«

      »Egal wann du kommst, ich werde da sein.«

      »Egal wann?«

      »Ich sagte doch, egal wann, ich bin hier.«

      Ben stieg ein, wendete das Auto und fuhr los. Ich schaute ihm nach, bis ich den Wagen nicht mehr sah. Schließlich stieg ich aufs Rad und fuhr los. Es war wirklich nicht mehr weit. Hinter dem Hügel war unser Haus. Meine Mutter stand draußen und sah die Straße hinauf. Als ich sie sah, befürchtete ich, dass sie den Wagen gehört haben könnte.

      DAS GESCHENK

      »Hallo Mom!«

      »Sarah, wo bist du gewesen? Ich habe mir schon Sorgen gemacht! Du hast doch gesagt, dass du um 5 Uhr zu Hause sein wirst. Du bist eine halbe Stunde zu spät. Ich wollte gerade Jane anrufen.«

      »Tut mir leid, dass ich zu spät komme, Mom.«

      »Du weißt doch, dass ich nicht möchte, dass du mit dem Rad noch unterwegs bist, wenn es dunkel wird.«

      »Ja, Mom. Ich hätte dich angerufen, wenn ich es nicht mehr geschafft hätte.«

      »Nun gut. Mir kam es vor, als hätte ich ein Auto gehört. Hast du vielleicht eins gesehen?«

      »Ja, der Fahrer hat sich verfahren und ich hab ihm den Weg erklärt. Er ist zurückgefahren, als er hörte, dass hier die Straße endet.«

      »Gut, gehen wir rein. Das Abendessen steht schon auf dem Tisch, wir können gleich essen.«

      Ich hatte eigentlich keinen Hunger, doch das konnte ich meiner Mutter nicht sagen, sie hätte nur Fragen gestellt. Also setzte ich mich und fing an zu essen. Da ich keinen Appetit hatte, schob ich mit der Gabel das Essen auf meinem Teller hin und her.

      »Sarah, was ist los? Du isst ja gar nichts. Bedrückt dich etwas?«

      »Nein, Mom, ich habe keinen Hunger und ich bin ein wenig erschöpft, das ist alles.«

      »Ok, Schatz, leg dich ein wenig hin. Ich räume alles auf.«

      »Danke, Mom.«

      Ich ging in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich überlegte, ob ich Jane für morgen auch absagen sollte, denn für mich war es wichtiger, mich mit Ben zu treffen und mehr über meinen Vater zu erfahren. Doch dann fiel mir ein, was Ben gesagt hatte. Keiner darf Verdacht schöpfen und ich wusste auch nicht, was ich Jane sagen sollte.

      Ich konnte nicht wieder behaupten, dass es Mom nicht gut ging, sie würde herkommen und nach ihr sehen wollen. Sie mochte meine Mom sehr. Außerdem wollte ich sie nicht wieder anlügen.

      Ich musste mich wohl oder übel zusammenreißen, bis ich alles über meinen Vater erfahren hatte, ohne dass jemand von Ben erfuhr. Das Einzige, was ich tun konnte, war, dass ich die Verabredung ein wenig verschob, um mit Ben mehr Zeit verbringen zu können. Also nahm ich das Telefon und rief Jane an.

      »Hallo?«

      »Hallo Jane, wie geht es dir? Tut mir noch mal leid wegen heute, dass ich so plötzlich absagen musste.«

      »Ist schon okay, Sarah. Geht es deiner Mutter besser?«

      »Ah ja, sie hat sich nur den Magen verdorben. Es geht ihr schon besser.«

      »Dann können wir uns ja morgen treffen!“

      »Ja,


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