Eternumity. Stephan Schöneberg
würde dir auch mal guttun, Paps“, bemerkte Alex etwas schnippisch und fixierte dabei Jochens Bauch.
„Ist jetzt nicht das Thema, Alexander. Christian! Kannst du die Frage noch einmal wiederholen und darf dein Bruder sie auch hören, oder war die nur an uns gerichtet?“
„Nein, er darf sie auch hören … ich fragte, ob virtuelle Menschen Liebe empfinden können?“
„Uiiihh!“, entfuhr es Alex
„Ja, sehr gut … Alex, dann sag' du doch mal was dazu“, lächelte Jochen ihn an.
„Feigling ...“, murmelte der Angesprochene und fuhr dann fort:
„Nun, ich selbst kann da ja nicht hin, aber es gibt, soweit ich weiß, die Möglichkeit der Simulation. Das soll ähnlich dem ...“, begann Alex, ehe Jochen ihn ziemlich abrupt unterbrach: „Ich glaube nicht, dass Christian diese Art von Liebe meinte.“
„Nein, wahrscheinlich nicht“, Alexander wurde wieder etwas ernster.
„Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten, Christian“, versuchte Jochen sein Glück.
„Ich würde sie dir gerne direkt und ausführlich und in nur wenigen Worten erklären wollen“, fuhr er fort.
„Aber … so einfach ist das nicht. Liebe ist eines der Dinge, die nicht so einfach greifbar sind. Selbst Menschen wissen manchmal nicht so genau, was das ist. Zudem ist es für jeden anders. Wir Menschen dürfen erst in die virtuelle Welt, wenn wir gestorben sind. Aus einigen Gesprächen mit Erwachsenen wissen wir, dass das Leben dort anders ist, wie du sehr wohl weißt. Unser programmiertes System leistet hier fantastische Arbeit. Und auch die kollektiv forschende Menschheit - beider Welten - leistet hier ebenfalls hervorragende … nunja, nennen wir auch dies, Arbeit“, Jochen musste weiter ausholen, denn er erkannte wenig Verständnis im Gesicht auf dem Monitor.
„Im Grunde wundert mich, dass du die Frage so stellst?“, hielt er erst einmal inne.
„Vielleicht war die Frage auch nicht genau genug, vielleicht sollte ich fragen, inwiefern die Liebe zwischen eurer und meiner Welt vergleichbar ist?“, versuchte Christian die Frage umzuformulieren.
„Ich glaube, da sind wir alle die verkehrten Ansprechpartner“, meinte Jochen.
„Alex und ich haben keinerlei persönliche Erfahrung. DU hast leider kaum Erfahrung in deinem menschlichen Leben. Wir brauchen jemand, der ein erfülltes Leben als Mensch hatte und nun in der zweiten Welt lebt“, erklärte Jochen.
Das Gesicht auf dem Monitor nahm einen traurigen Ausdruck an.
„Nicht traurig sein, Chris“, Alex war dies zuerst aufgefallen.
„Du lebst, du lernst, du hast Freunde, du bist ein unglaublicher … Mensch. Es mag mir manchmal schwer fallen, das Wort Mensch über die Lippen zu bringen, aber das Wort 'Freund' trifft es auch nicht.“
„Alex, er ist dein Bruder“, antwortete Jochen.
„Ja, das ist das richtige Wort!“, bestätigte Alexander.
F: „Hallo!“
A: „Hallo auch!“
F: „Damit der Leser versteht, was wir zwei hier machen, sollte ich kurz erklären, dass wir uns nach jedem Kapitel zu einem kurzen Gespräch treffen.
Wir werden uns also nach jeder kleineren oder größeren Geschichte unterhalten. Während Du ein Bewohner der zweiten Welt bist, bin ich ein biologischer Mensch. Sollen wir einfach anfangen?“
A: „Oh, ja … sicher, lass uns loslegen!“
F: „Okay! … Wir haben ja nun ein wenig über die Welt, in der du lebst, erfahren. Die für die Leser im Moment vielleicht interessanteste Frage mag vielleicht sein: Wie ist es, tot - aber doch nicht tot zu sein?“
A: „Zu deiner ersten Feststellung: Dies ist nicht die Welt, in der ich lebe, sondern ein Zeitabschnitt daraus, irgendwann - irgendwo auf dieser, unserer Welt. Nun zu deiner eigentlichen Frage:
Das ist schwer zu beantworten. Ich frage Dich ja auch nicht, wie es so ist, als Mensch zu leben.
So etwas nimmt man einfach als gegeben hin. In Wahrheit ist es so, dass ich diesen Zustand doch nicht wirklich verändern kann. Entweder man lebt nach seinem biologischen Tod weiter, dann ist man hier. Oder man ist … sonst wo. Aber wo das dann wäre, das weiß man selbst und auch andere, nicht. Manche glauben daran, dass es woanders weiter geht, für andere ist dieser Gedanke bloß 'Mythos und Legende'.
Also noch einmal anders gesagt: Im Allgemeinen ist man früher, oder später hier. Es sei denn, man entscheidet sich gegen das zweite Leben, was in der Praxis aber so gut wie niemals vorkommt, wenn man einigermaßen klar bei Verstand ist. Das ist jedenfalls zunächst einmal meine Meinung dazu. Für den Einen läuft oder lief das Leben gut, für die Andere schlecht. Ich könnte jetzt sagen: Verdammt, mein Leben wird nie wieder so sein, wie es einmal gewesen ist!
Aber andererseits weiß ich das auch nicht so ganz genau. Vor einiger Zeit dachten wir auch noch, dass unsere Existenz mit dem menschlichen Tod vernichtet wäre. Und nun, bin ich immer noch da. Ich kann mich an so Einiges aus meinem Leben erinnern und kann darauf aufbauen. Und vielleicht wird es eines Tages so sein, dass ich sogar in mein altes Leben ' zurück ' kann, wenn ich es möchte. In Wahrheit haben wir beide nicht den blassesten Schimmer was die Zukunft bringt. Allerdings haben wir beide die Gewissheit, dass wir es erleben werden. Für die Menschheit ist ein Traum in Erfüllung gegangen.“
F: „Traum? Gutes Stichwort … Träumst du?“
A: „Ich möchte nicht zu viel verraten, dieses Thema wird an einer anderen Stelle auftauchen und dann behandelt.“
F: „Hier im ersten Kapitel wurde ja auch das Thema Sport und virtuelle Menschen am Beispiel Fußball dargestellt. Warst du früher einmal sportlich?“
A: Spielt das wirklich eine Rolle, ob dem so ist?
F: „Nö, nicht wirklich. Sagen wir mal, es ist einfach nur Interesse meinerseits.“
A: „OK, um Deine Neugier zu befriedigen:
Ich war zumindest nicht ganz unsportlich, jedoch war Sport nicht meine Hauptpassion. Zum Sport und seiner Geschichte kann ich trotzdem Einiges sagen:
Viele Sportarten haben das Robotik-Zeitalter nicht überlebt. Dies hat verschiedene Ursachen. Beispielsweise erkläre ich mal, wie eine bestimmte Sportart ausgestorben ist:
Als die Welt noch in Nationen aufgeteilt war, erfreute sich in dem Land mit dem Namen United States ein Spiel namens 'Baseball' sehr großer Beliebtheit. Leider hat sich das Spieleprinzip für Bots als zu simpel erwiesen. Es war ein Spiel das nur aus Werfen, Schlagen, Rennen, ohne nennenswerte Gegner-Interaktion, bestand. Es gab einen Werfer und einen Schläger und ein paar Spieler, die den geschlagenen Ball fangen sollten. Dementsprechend war es der Sinn des Spielers einen Ball möglichst schnell zu werfen, oder zu schlagen. Kannst du dir vorstellen, was ein Bot daraus macht?
F: „Ich ahne es, aber erzähle doch mal weiter.“
A: „Entweder war der Ball zu schnell für den Schläger, wenn ein Bot ihn geworfen hat, wobei ' werfen ' wohl kaum der richtige Begriff dafür ist, oder der Schläger katapultierte den Ball fast nur noch über die Spielfeldbegrenzung hinaus, sodass ein Fangen kaum möglich war.
Anders als bei Spielen, bei denen die Gegner zusammen auf dem Feld