108 ...Antwort von X. Urs Wendel

108 ...Antwort von X - Urs Wendel


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In der dreißig Meter Distanz jedoch Ursus. Beim letzten Durchgang rückte er ganz dicht an Mamertus heran. Die vierziger Distanz wird jedoch höher bewertet. Mamertus kann noch Platz eins halten. Wird Ursus ihn überbieten?“

      Das Publikum feuert Ursus, Georg, Hakon und Olaf an. Als sie ihre Pfeile entzünden wird es still. Max sieht erwartungsvoll zu seinem Vater herüber. Die Bögen spannen sich. Pfeile zischen lodernd vorbei und treffen im nächsten Augenblick das Ziel.

      Ursus erster Pfeilschuss bohrt sich genau in den mittleren Ring der Zielscheibe. Max bemerkt die Ruhe und Konzentration der Schützen, doch sein Vater wirkt gelöst und scheint eine besonders ruhige Ausstrahlung zu haben. Er wirkt irgendwie friedlich. Jeder weitere Schuss von ihm trifft so gut wie der Erste im Ziel. Bei Georg ist das nicht mehr der Fall. Seine Konzentration lässt bereits nach.

      Redner Anton: „Jetzt ist es richtig spannend. Die letzte Passe. Mamertus hatte nur zwei Schüsse in den zweiten Ring platziert. Schießt Ursus in der letzten Passe wieder genau in die Mitte, dann geht er in Führung. Ein Schuss in den zweiten Ring bedeutet Gleichstand, und es käme zum Stechen. Nur ein Schuss im dritten Ring oder zwei im zweiten Ring, dann ist Mamertus der Gewinner des Wettbewerbes. Wenn es Ursus gelingt, wieder alle drei Pfeile in den mittleren Ring zu treffen, so ist er der Sieger des Wettbewerbes. Wir können gespannt bleiben, denn so ein spannendes Nachtschießen ist selten!“

      Ursus schickt sich mit Ruhe und Gelassenheit an, diese Herausforderung zu bewältigen.

      Der erste Schuss trifft wieder genau in die Mitte der Scheibe. Mamertus ist etwas nervös. Der zweite Schuss trifft exakt.

      Ein Raunen geht durch die Menge. Jeder weiß, daß Mamertus nur noch auf ein Stechen hoffen kann. Die Spannung verdichtet sich. Seelenruhig entzündet Ursus den letzten alles entscheidenden Pfeil. Er legt ihn an und spannt die Sehne ganz locker. Sein Körper, der Bogen, der Pfeil und das Ziel bilden eine Einheit, ein Ganzes. Ursus wirkt sehr präsent und absolut meisterhaft. Jeder erwartet nur noch den alles entscheidenden Treffer. Plötzlich zischt der Pfeil durch die Luft und sein Auftreffen im Ziel lässt augenblicklich die Stille in Jubel und Applaus umschlagen. Sogar Mamertus applaudiert anerkennend.

      Max springt vor Freude in die Luft. Seine Mutter nimmt ihn in die Arme.

      Redner Anton kommt nicht zu Wort. Dafür sind die Zuschauer noch zu laut.

      Jetzt läuft Max zu seinem Vater und gratuliert ihm.

      Als wieder Ruhe eingekehrt ist geben auch die Bogenschützen der dritten Aufstellung ihr Bestes.

      Max ist froh und stolz darauf seinen Vater auf dem Siegertreppchen ganz oben zu sehen. Der König persönlich ehrt die Bogenschützen mit Medaillen, auf denen das Wappen des Königs und auf der anderen Seite Pfeil und Bogen eingearbeitet sind.

      Am nächsten Tag.

      Max und Yvo sehen sich voller Interesse den Faust- und Ringkampf an.

      Alberi kommt auf sie zu: „Hallo Jungs.“

      Max: „Hallo Herr Alberi!“

      Yvo: „Guten Tag!“

      Alberi: „Gefallen euch die Kämpfe?“

      Beide zugleich: „Ja!“

      „Die sind ganz schön kräftig!“; staunt Max.

      „Und trotzdem wendig und flink!“, ergänzt Yvo.

      „Ja, flink wie ein Wiesel!“, sagt Alberi lächelnd. „Heute ist unser Grillabend. Ich freue mich auf eueren Besuch.“

      Max: „Wir freuen uns auch darauf!“

      Am Grillplatz treffen Alberi´s Gäste ein.

      Max und Yvo spüren die herzliche und ruhige Art dieses Mannes, der ihnen immer vertrauter wird. Sie fühlen sich in seiner Gegenwart wohl.

      Alberi unterhält sich mit den Erwachsenen über die Turnierkämpfe.

      Max und Yvo gehen zum Boot und begutachten den neuen Anstrich.

      Mit ihren Tatzen berühren sie vorsichtig die neue Oberfläche.

      Max: „Das fühlt sich glatt an.“

      Yvo: „Ja, ganz angenehm irgendwie.“

      Evi: „Kommt Kinder, die Forellen sind fertig!“

      Die Frauen lassen es sich nicht nehmen Alberi beim Austeilen der Beilagen behilflich zu sein.

      Yvo: „Schmeckt toll!“

      Alberi: „Nehmt so viel ihr wollt. Es ist für alle genug. – Zum ersten Platz beim Bogenschießen noch meinen Glückwunsch!“

      „Danke!“, freut sich Ursus.

      Alberi: „Übrigens waren sie mein Favorit.“

      Max: „Wenn es bei uns kein Wettverbot gäbe, dann würden sie gut verdienen.“

      Armin: „Der Eindruck entsteht bei mir auch:“

      Alberi lächelt: „Das Wetten sieht man nicht so gern. Manche Wetten trotzdem untereinander. Jedoch nur mit Wetteinsätzen, dessen Verlust man verkraftet. Oder Wetten, bei denen man den anderen in Form von Freundschaft oder Nachbarschaftshilfe entgegenkommt. So Fußt das Ganze auf einer natürlichen Basis, und nicht auf Gier und Eigennutz.“

      Max: „Ich bin froh, daß Vater gewonnen hat, doch irgendwie tun mir die anderen Leid.“

      Alberi: „Max, bist du der beste und schnellste Bootschleifer?“

      „Ich glaube nicht.“

      „Hat es dir trotzdem Spaß gemacht?“

      „Ja, ich konnte lernen, wie das richtig gemacht wird. Und wir bekamen ein Taschengeld für unsere Hilfe. Und wir Feiern sogar ein bisschen“, lacht Max.

      „Siehst du, du musst nicht der Beste sein um dich an einer Sache zu erfreuen. Und du pflegst Kameradschaft mit Yvo. Zum Beispiel beim Schleifen. So ist das auch bei den Bogenschützen und allen anderen Athleten, die hier im Wettkampf einander messen“, klärt Alberi auf.

      Ursus: „Das Bogenschießen ist eine Lebenskunst, ein Weg den du bald kennen lernen wirst. Und auch du Yvo.“

      Armin und Alberi sehen Yvo zustimmend an.

      Ich erwachte aus dem Geschehen.

      „Das ist ja…“. Mir fehlten die Worte.

      „Welche Wirklichkeit ist wirklich?“, fragte mich Max.

      „Äh, nun – beide“, antwortete ich etwas verwirrt.

      „Was ist Zeit?“, fragte er weiter.

      „Ein Hilfsmittel. Zeit gibt es doch eigentlich gar nicht. Sie ist von Menschen erfunden.“

      Max: „In jedem Wesen tickt eine innere Uhr. In der Natur wirken Jahreszyklen, Mondzyklen, Tageszeiten und vieles mehr. Aus praktischen gründen beobachten wir Abläufe und Teilen sie ein.“

      „Es gibt also Zeit in diesem Sinne“, schlussfolgerte ich.

      „Richtig. Du hast genug Zeit. Denke immer daran. Wir werden uns bald wieder sehen.“

      Seine Stimme wurde leiser und ich schien mich von der Ganzen Situation zu entfernen. Alles um mich herum wurde dunkel.

      Mit einem Mal wurde ich wach und war erstaunt darüber wo ich bin. Wie ist das möglich, ging es mir durch den Kopf. Max wusste wann ich gehe und er scheint zu wissen, wann wir uns wieder sehen. Seltsam. Eines wollte ich für den heutigen Tag ganz bewusst beibehalten. Mir für alles die nötige Zeit nehmen, und den Tag richtig gemütlich verbringen. Als ich durch den Höhleneingang kroch, erinnerte ich mich daran mir meinen Kopf gestoßen zu haben. Es ist wieder jetzt, stellte ich fest. Und jetzt ist das einzig reale. Eigenartig, Max ist für mich trotzdem real. Was mich vor allem wunderte, ist die Tatsache, die Träume so intensiv zu erleben.

      Jeder Mensch träumt seine eigene Welt. Ob ich Dinge positiv oder negativ


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