Das Magische Universum. Christian Sternenfeuer
bereit sein, ihn gegen angemessene Bezahlung auszuüben.
Hieronymus Stern brach seine Überlegungen ab und kehrte mit
seinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt.
»Das ist höchst interessant, Moon’dan. Ich vermisse seit ein paar
Tagen ein magisches Artefakt, es ist mir auf unbekannte Weise
gestohlen worden. Gut möglich, dass der oder die Diebe es vergraben
haben, um es vorübergehend zu verstecken. Wir sollten daher
so schnell wie möglich überprüfen, was dort in der Erde liegt.
Ich muss noch einen Besuch bei MayLi machen, danach kehre ich
zum Schiff zurück, um noch einige Stunden Schlaf zu bekommen.
Wäre es euch recht, wenn wir uns morgen, ach nein – das ist ja
bereits heute, also zur Mittagsstunde in eurer Hütte treffen? Dann
versuchen wir mit Hilfe unserer Freunde Licht ins Dunkel zu bringen«, fragte Stern
die aufmerksam lauschende Fee.
»Ja, das ist in Ordnung, Stern. Es wäre unglaublich, wenn es
sich tatsächlich um euer gestohlenes Artefakt handeln sollte, doch
dies scheint mir gut möglich. Es hatte wirklich eine starke magische
Aura, von einer Art, wie ich sie noch nie gespürt habe. Ich
werde euch noch ein kleines Stück des Weges begleiten, Kapitän,
um Ausschau nach Bentus zu halten. Sicherlich hockt er noch in
irgendeiner Taverne und spielt dort dem Publikum auf der Laute vor.«
Mit wenigen Zügen leerte Hieronymus Stern den Rest der Flasche.
Anschließend legte er einige Silbermünzen auf den Tisch,
um sich dann zu erheben.
»Dann lasst uns aufbrechen, Mondlicht, damit ich MayLi nicht
noch aus dem Bett schmeißen muss«, bemerkte er trocken.
»Genau das wollte ich auch vorschlagen«, lächelte die Fee geheimnisvoll.
»Es wäre doch jammerschade, wenn ein gestandener
Pirat wie ihr, eine Frau aus dem Bett und nicht hinein holen müsste,
nicht wahr.«
Ruhig verließen sie die Taverne, dabei hakte sich die Pangäerin
wie selbstverständlich vertraut bei Hieronymus Stern unter.
Leichtfüßig schritt sie an seiner Seite in Richtung Viertel der Freuden.
Vielleicht konnte sie diesem seltsam undurchschaubaren und
gleichzeitig alterslos wirkenden Piraten noch einige Geheimnisse
seiner Herkunft oder seiner Vergangenheit entlocken. Neugierig
genug geworden war sie allemal …
* Seelenreise *
Sterne leuchten meines Weges Saum –
Finsternis am Rande lockt.
Mein Herz vor Furcht der Atem stockt
und doch – Dunkelheit umfasst den Raum …
Hinaus mit Macht will ich – im Traum
und keine Fessel soll mich halten.
Ich will mein Schicksal selbst gestalten
und doch – Dunkelheit umfängt den Raum …
Angst wächst wie ein großer Baum –
schlägt Wurzeln in meinem Ich.
Zweisamkeit sucht und findet sich
und doch – Dunkelheit umfängt den Raum …
Gedanken quirlen wie blasig Schaum,
all umfassend scheint das Licht.
Helligkeit nimmt mir die Sicht
und doch – Dunkelheit umfasst den Raum …
Wo ist das Ziel – man ahnt es kaum.
Die Seele sucht und windet sich –
wohin es geht – sie weiß es nicht
und doch – Dunkelheit umfängt den Raum …
Herz, sage mir – was soll ich tun?
Der wahre Weg ist eine zarte Spur,
wo der Seele Ruf ganz leise nur –
und doch – Dunkelheit sie weichet nun.
MayLi
Zeit: Gegenwart
Koordinate: Fuxina
Es war spät und Hieronymus Stern verspürte langsam erste Anzeichen
von Müdigkeit. Der Abend am Lagerfeuer und dann noch
zu später Stunde die Begegnung mit Mondlicht in der Taverne
Zum Würfelbecher hatten seine volle Konzentration gefordert.
Er schaute der Pangäerin hinterher, die ihn bis zum Eingang des
Tempels der tausend Freuden begleitet hatte. Sie drehte sich nicht
mehr um, hob jedoch die Hand zu einem letzten Gruß, bevor sie
seinem einäugigen Blick entschwand.
Trotzdem die Nacht schon weit fortgeschritten war, herrschte
in den Gassen noch reges Treiben. Gestalten, einzeln oder in
kleinen Gruppen, zogen mehr oder weniger von Wein oder Bier
berauscht von einer Taverne zur nächsten. Hin und wieder betrat
einer den Tempel der tausend Freuden, um in erwartungsvoller
Lust in seinem Inneren zu verschwinden. Es war ein imposantes,
ja sogar prachtvolles Gebäude, das sich mit seinen fünf Stockwerken
um einiges über die Häuser in seiner Nachbarschaft erhob.
Vormals ein großzügiger und vornehmer Stadtpalast eines reichen
Magnaten