Das Magische Universum. Christian Sternenfeuer
Mondlicht, die
Pangäerin, von der er sich erst vor kurzem am Lagerfeuer verabschiedet
hatte. Die anderen Gäste, soweit er es überblicken konnte,
waren ihm zumeist unbekannt. Nur mit einigen wenigen hatte er
bereits an den Spieltischen gesessen, wobei er ihre zumeist flüchtige
Bekanntschaft machte. Stern hob die Hand, um den Wirt Gorian
kurz zu grüßen. Dieser wiederum erwiderte seinen Willkommensgruß
mit einem knappen Nicken, um dann in seiner geschäftigen
Tätigkeit munter fortzufahren.
Die Pangäerin hatte Sterns Eintreten bemerkt und winkte ihn
mit einer kleinen, jedoch eindeutigen Geste zu sich. Langsam näherte
sich Hieronymus Stern ihrem Tisch und lächelte sie freundlich
an, bevor er mit einem leichten Grinsen ihr gegenüber Platz
nahm. Behutsam legte er den dunklen Dreispitz beiseite, fuhr sich
mit den Fingern kurz durch die mit leichten Silberfäden durchsetzte
Mähne und blickte dann der Frau offen ins Gesicht, wobei
er sie aufmerksam musterte. Stern wusste wenig über das kleine
Volk der Pangäer, dem sie angehörte. Sie waren eine seltene Abart
der menschlichen Rasse und hatten sich in den langen Zeiten der
Abgeschiedenheit vollkommen eigenständig entwickelt. Verstreut
über den ganzen Spiralarm waren ihre Weisen Frauen mächtiger Magie
kundig. Die weiblichen Angehörigen zumeist hoch gewachsen
und mit strahlend blauen Augen sowie einem Blick, der in die Tiefe
der Seele zu reichen schien. Lange silberfarbene Locken waren bei
ihnen gängige Haartracht, welche oft bis zu den Hüften hinunter
reichten. Sie kleideten sich gern in zarte, durchscheinend wirkende
Gewänder, die bis zu den nackten Füßen hinab fielen, was ihre
weiblichen Reize angenehm betonte. Die Männer glichen ihnen
im Körperbau, waren jedoch noch etwas größer, ebenfalls schlank
und ausgesprochen feingliedrig. Sie galten als begnadete Künstler
und hervorragende Bogenschützen. Selten traf man mehr als zwei
oder drei von ihnen auf eine der vielen Welten des Arms. Es waren
stolze Menschen, die den Ehrenkodex ihres Volkes über das eigene
Wohl stellten, jedoch weitgehend unter sich blieben.
›Was nur hatte gleich zwei dieses Volkes nach Alurien verschlagen?
War es das Spiel oder steckte mehr dahinter, als die mysteriöse
Fee bei ihrem Treffen am Lagerfeuer erzählt hatte?‹
Diese Gedanken gingen Hieronymus Stern beim Anblick Moon’dan’s
durch den Kopf.
»Savoi, Mondlicht, ich grüße euch erneut. Ich bin etwas überrascht,
euch hier zu treffen. Was verschafft mir die Ehre, euch in
dieser Taverne zu begegnen, wo doch unsere letzte Zusammenkunft
noch nicht lange zurück liegt?«
»Savoi, ich grüße euch ebenfalls, Kapitän Stern. Eine gemeinsame
Freundin hat mir gesagt, wo ich euch eventuell finden kann.
Darum wollte ich euch hier erwarten. Ich hatte das starke Gefühl,
dass ihr mir etwas mitteilen möchtet, wobei kein Dritter anwesend
sein sollte«, entgegnete sie mit leisen Worten, wobei sie ihn
freundlich anlächelte. Hieronymus Stern runzelte überrascht die
Stirn. Es traf wahrhaftig zu, dass die Weisen Frauen der Pangäer
über die Gabe der Vorahnung verfügten, wie sonst hätte sie seine
Gedanken erraten können.
»In der Tat, Mondlicht, es ist gut, dass ich euch jetzt schon
getroffen habe. Ich muss euch noch etwas mitteilen, was ich lieber
unter vier Augen mit euch besprechen möchte«, machte Stern
aus seiner Absicht ein kleines Geheimnis. Neugierig blickte ihn
Moon’dan an, jedoch wurden die weiteren Ausführungen von
Stern durch Jolande unterbrochen. Das junge Mädchen war an den
Tisch herangetreten, wobei sie beide Gäste mit einer freundlichen
Geste begrüßte.
»Darf ich euch etwas bringen?«, erkundigte sie sich mit heller
Stimme. Dabei blickte sie fragend auf die Neuankömmlinge, von
denen sie nur Kapitän Stern kannte. »Für mich bitte einen Becher
von eurem gerühmten Blaubeersaft, gesüßt mit etwas Lotushonig«,
gab die Fee ihre Bestellung auf.
»Mir bringt eine Flasche Rotwein, von den Hängen des Wolkengebirges, Jolande.
Das Steak bestelle ich später«, ergänzte Hieronymus
Stern den Auftrag. Mit einem entzückten Nicken dankte die
hübsche Wirtstochter, um dann davonzueilen und den Gästen das
Gewünschte zu besorgen. Neugierig blickte ihn die Pangäerin mit
ihren strahlend blauen Augen fragend an. Sie wartete auf die Fortführung
dessen, was ihr der Kapitän mitteilen wollte. Mit leiser
Stimme fuhr Stern in seinem Bericht fort.
»Ich muss euch vor Nachforschungen beim hiesigen Wirt warnen,
Mondlicht. Diese Taverne ist nicht geheuer, es scheint da ein
finsteres Geheimnis zu geben. Hört Moon’dan«, betonte er eindringlich,
»dunkle und mächtige Kräfte verbergen sich dahinter.
Ich hatte vor drei Jahren bei einer Beutefahrt auf Riva ein Schiff
des Tempels erobert. Nun ja, eigentlich mehr geplündert als erobert,
denn das Schiff selbst ließen wir ungeschoren. Dabei hatten
wir, außer Gold und Edelsteinen, eine große Menge Bastillafelle
erbeutet. Doch das Wesentliche waren einige zauberkräftige Artefakte,
hinter denen die Tempelbrut her gewesen war. Sie sollten
vom damaligen Kommandanten der Galeone zu einem geheimen
Schatzdepot transportiert werden, wo sie natürlich nicht ankamen.
« Hieronymus Stern lächelte, als er sich die damalige Aktion
wieder ins Gedächtnis rief. Dabei klopfte er mit einer Hand auf
den Dolch an seiner Seite.
»Dieser Dolch, Meuchling, war ein Teil der Beute. Damals bekam
meine Mannschaft ein neues Mitglied. Aurelia, die Schiffsführerin
der Heiligen Kuh, wechselte die Seite, weil sie sich für
ein