Das Magische Universum. Christian Sternenfeuer
erfreut und bemerkte nur:
»Ich wusste, dass ich mich nicht getäuscht habe, sie ist ein großer
Gewinn für uns, Käpt’n.«
Hastig entwarf Stern einen Plan, an dessen Feinheiten sie gemeinsam
feilten. Es musste improvisiert werden, jedoch durfte
kein grober Fehler im Ablauf passieren. Alles hing davon ab, ob es
Aurelia ernst meinte und er ihr vertrauen konnte …
Ungeduldig blickte de’Soto nach dem Stand der Sonne. Nicht
mehr lange, dann brach die Dunkelheit herein. Noch immer war
nichts von Kapitän Lethos und ihren Männern zu sehen. Zweifel
begannen in ihm zu nagen. War dieser Ghurka am Ende doch
nicht der, für den er sich ausgab? Doch de’Soto konnte sich beim
besten Willen nicht vorstellen, was ein einzelner Ghurka gegen
zehn bewaffnete Männer ausrichten mochte oder wozu ein Verrat
dienen sollte. Wieder richtete er das Spektrakel auf den Strand.
Aufatmend bemerkte er, dass sich das sehnlich erwartete Beiboot
inzwischen der Galeone näherte. Doch, wie er mit einem scharfen
Blick erkennen konnte, waren es weniger Leute als bei der Hinfahrt.
Eindeutig vermochte de’Soto den riesigen Ghurka sowie
Aurelia zu identifizieren. Dann waren da noch drei Matrosen an
den Ruderblättern, doch wo waren die anderen? Misstrauisch rief
er das Boot an als es auf Rufweite herangekommen war.
»Käpt’n, ist alles in Ordnung? Wo sind die restlichen Matrosen?«
»Es ist alles klar Schiff, de’Soto«, schallte es zurück, wobei er
zweifelsfrei die Stimme des Kapitäns erkannte. Kurze Zeit später
kletterte sie, zusammen mit Ja’hir, das Fallreep hoch und sprang
über die Reling.
»Es ist unglaublich, de’Soto. Diese Mengen an Kisten und Bündel
zu bergen dauert mit den paar Leuten zu lange, wir brauchen
unbedingt Verstärkung. Zusätzlich benötigen wir Lampen und
noch mehr Grabzeug. Einiges ist von einem Erdrutsch verschüttet
worden, vor allem die Artefakte liegen darunter begraben.«
Der Erste schwankte zwischen Begeisterung und Vorsicht.
»Hat das nicht bis morgen Zeit? Bei Tageslicht können wir viel
besser arbeiten als im flackernden Schein der Öllampen.«
»Nein, lasst uns alles so schnell als möglich bergen, morgen
zieht vielleicht schon ein Sturm auf, dann ist die gesamte Bergung
in Gefahr, de’Soto.«
Diesem Argument seines Kapitäns konnte sich der strenge Logiker
de’Soto nicht entziehen, daher stimmte er widerstrebend zu.
»Ich bin zu erschöpft, de’Soto, darum übertrage ich euch die
Aufgabe, die Bergung des Schatzes zu übernehmen. Nehmt noch
ein zweites Boot und weitere zehn Matrosen mit, dann sollte die
ganze Aktion innerhalb von sechs Stunden geschafft sein.«
Die Aussicht, als erster die sagenhaften Artefakte zu bergen und
den Ruhm dafür einzustreichen, betäubte de’Soto’s instinktives
Misstrauen. Eilig beorderte er zehn weitere Männer mit entsprechender
Ausrüstung in die Boote.
»Der Maat Ismail kennt den Weg zur Höhle, de’Soto. Seid vorsichtig
beim graben, nicht dass es noch zu weiteren Erdrutschen
kommt. Und beeilt euch, mir liegt daran, noch heute Nacht den
Anker zu lichten und Kurs auf Ladimara zu nehmen.«
Kaum hatte der erste Offizier das Schiff verlassen, verschwand
Aurelia mit dem Ghurka in der Kapitänsmesse, um gewisse Vorbereitungen
zu treffen. Hinten am Achtersteven befand sich die kleine Kapitänsgig und
dort hinein verluden Aurelia und der Ghurka in sachter Eile mehrere schwere
Kisten.
In der Zwischenzeit erreichte de’Soto den Strand und marschierte
bei her- einbrechender Dämmerung hinter dem führenden
Maat her. Kurze Zeit später hatten sie die schmale Schlucht
passiert. Langsam legte sich Dunkelheit über alles, nur mehrere
Fackeln spendeten mit ihrem flackernden Schein gespenstisches
Licht. De’Soto verspürte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
Irgendetwas stimmte nicht, irgendetwas fühlte sich überhaupt
nicht richtig an …
»Halt, ihr seid umzingelt. Jede Gegenwehr ist zwecklos. Wir
haben zwei Dutzend Armbrüste auf euch gerichtet und wer sich
nicht ergibt, wird niedergeschossen.«
Hart und befehlend dröhnte die Stimme aus dem Dunkel. Dennoch
versuchten zwei oder drei Matrosen, Widerstand zu leisten.
Sie zogen ihre Entersäbel, um sich auf den unsichtbaren Feind zu
stürzen. Kaum, dass sie ihre Waffen erhoben hatten, vernahm man
das furchtbare Sirren zurückschnellender Sehnen. Bolzen zischten
durch die Luft und bohrten sich mit einem unangenehmen Geräusch
ins Fleisch ihrer Opfer. Mit einem Aufschrei und einem
oder mehreren Bolzen im Körper sanken die Leichtsinnigen verletzt
zu Boden.
»Wer, wer … ist da?«, stotterte de’Soto in lähmender Überraschung.
Dieser Überfall kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel
und riss ihn aus allen Träumen.
»Das tut nichts zur Sache, de’Soto«, hörte er die harte Stimme
erneut. »Man hat euch betrogen. Euer Verräter sitzt in hoher Stellung
in euren eigenen Reihen. Ich mache euch ein Angebot, jedoch
nur einmal, darum hört gut zu, denn ich werde mich nicht wiederholen.
Ihr werdet vier eurer Leute zum Schiff zurückschicken. Sie
werden mit beiden Booten am Strand zur Galeone zurückrudern,
um dem Kapitän folgenden Befehl zu übermitteln:
›Innerhalb der nächsten vier Stunden wird die gesamte Fracht
an Bastillafellen in zwei Boote geladen, die sie anschließend, eine
halbe Meile seewärts, auf das Meer pullen. Dort werden sie mit
einem ausgeworfenen Treibanker aufgegeben. Die Matrosen kehren
in einem dritten Boot zum Schiff zurück.‹
Wenn dieser Befehl ausgeführt wird, erhält