Das Magische Universum. Christian Sternenfeuer
seid ihr unser Gast, der natürlich nicht zu zahlen braucht. Nur die
schönsten Damen des Hauses, mitunter sogar Mylady selbst oder
manchmal auch ich, kümmern sich um auserlesene Gäste, Kapitän Stern.«
»Sehr freundlich von euch, Wu’Din, ich fühle mich geehrt. Euer
Angebot weiß ich zu schätzen, Ma’domina. Sobald es meine Zeit
erlaubt, werde ich darauf zurückkommen, denn ihr habt eine Ausstrahlung,
die mich zutiefst beunruhigt. Allerdings fürchte ich,
werde ich meine Gefährtin mitbringen müssen. Sie ist zwar sehr
tolerant, doch andererseits auch wieder sehr, hmm … besitzergreifend.
Sie würde mir einen Ausflug ohne sie, vor allem in ein solch
vornehmes Haus wie diesem, wahrhaftig übel nehmen.«
»Oh, das macht überhaupt nichts, Kapitän. Wir sind auch auf
Paare und Gruppen eingerichtet. Eure Gefährtin ist jederzeit willkommen«, antwortete die Ma’domina, wobei etwas wie leichtes Bedauern in ihrer rauchigen Stimme mitschwang. Schließlich erreichten sie die oberste Etage, dort wo der Treppenaufgang in eine
großen Empore mündete, die von einem kostspielig gearbeiteten
Geländer gesäumt wurde. Dieses ermöglichte wiederum Einblick
auf die schräg versetzt darunter liegenden Galerien. Mehrere Türen
lagen in großen Abständen an der Frontseite. Doch ohne zu
zögern wandte sich Wu’Din nach rechts, wobei sie schnurstracks
auf einen der Eingänge zuhielt. Leicht klopfte sie in einer auffälligen
Folge an die Tür. Unhörbar für Stern flüsterte sie einige
Worte durch den sich öffnenden Türspalt. Danach winkte sie den
Kapitän heran und schob in durch die Tür in den dahinter liegenden Raum.
»Hieronymus, du alter Pirat. Findest du endlich den Weg zu
deiner alten Waffenmeisterin und Bettgefährtin?!«
Ehe Hieronymus Stern sich versah, hing ihm eine schlanke,
schlitzäugige Schönheit am Hals. Freudig überrascht legte er seine
Arme um die attraktive Frau, die wie er, die alte Erde ihren
Heimatplaneten nannte. Von einem ihrer Volksstämme leiteten die
Pangäer ihre Urahnen ab als sie vor Jahrtausenden die Erde verließen,
um sich eine neue Heimat zu suchen. Die gemeinsame Herkunft
MayLi’s und der Schamanin kam in ihrer ganzen Erscheinung
zum Ausdruck. Nachdem Hieronymus Stern die Umarmung ausgiebig
genossen hatte, schob er MayLi auf Armeslänge von sich,
wobei er die einstige Geliebte mit Wohlgefallen betrachtete.
Sie hatte sich kaum verändert, im Gegenteil, vor ihm stand eine
Frau in den besten Jahren ihrer weiblichen Schönheit. Sie strahlte
eine Sinnlichkeit aus, die einen Mann einfach umwerfen musste.
Inzwischen musste sie um Mitte Dreißig sein, davon hatte sie zehn
Jahre an Bord des Sternenteufel verbracht, wo sie mehrere Jahre
lang die verantwortliche Waffenmeisterin gewesen war. Und sie
hatte sein Bett geteilt, bevor sie vor acht Jahren, zu seinem großen
Leidwesen, das Schiff verließ. Sie war klein, denn sie reichte
ihm mit ihren fünfeinviertel Fuß gerade bis zum Hals. Strahlend
blaue Augen blickten aus einem zarten Gesicht, deren weiblichen
Züge von der fein geschnittenen Nase sowie den ebenso zierlichen
Ohren betont wurden. Lange pechschwarze Haare fielen glatt
über den Rücken. Sie schmückten MayLi mehr als die sicherlich
kostbare Perlenkette, die sie um ihren Hals trug. Ein leichtes fast
durchscheinend wirkendes seidiges Gewand umhüllte den grazilen
Körper, wobei der kleine, jedoch fest hervorstehende Busen den
Betrachter reizte und zu sinnlichen Gedanken verführte.
»Na du alter Lüstling, genug gesehen? Du solltest ja noch alles
in sehr guter Erinnerung haben, Hieronymus. Schließlich haben
wir Schiff und Bett geteilt«, lächelte MayLi wehmutsvoll. Dabei
benutzte sie sofort die vertraulichste Anrede, wie sie zwischen
intimen Partnern üblich war. »Inzwischen hast du dich getröstet
und dir sogar blaues Blut ins Bett geholt, mein Lieber. Es
freut mich, dass du über unsere Trennung hinweggekommen bist,
Hieronymus – wirklich. Auch mir hat es damals fast das Herz
gebrochen, doch es war das Beste für uns beide.«
Sie führte ihren Gast zu einer kleinen Sitzgruppe, wo sie zwei
Gläser mit rotem Wein füllte. Ungern erinnerte sich Stern an diese
Zeit des Abschieds. Es hatte damals fast eine Meuterei an Bord
gegeben als MayLi das Schiff verlassen hatte, denn sie war bei
der Mannschaft ungemein beliebt gewesen. Sie hatte sich in einen
reichen Nabob verliebt, der sie heftig umwarb und unbedingt heiraten
wollte. Schließlich gab sie seinem Werben nach und folgte
ihm in seine Heimat. So hatten sich ihre Wege damals getrennt,
eine schmerzhafte Erfahrung für sie beide.
»Komm, setz dich, Hieronymus. Erzähl, was dich hierher geführt
hat. Wie du vielleicht schon gehört hast, habe ich mich hier
beruflich etabliert und das mit einigem Erfolg wie ich nicht ohne
Stolz betonen möchte. Es war durchaus nicht leicht für mich,
nachdem meine Ehe nach einigen Jahren scheiterte. Ich musste
nicht nur die Stadt sondern auch den Planeten verlassen.«
Hieronymus Stern schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, May,
dass war mir nicht bekannt. Du musst mir davon bei Gelegenheit
erzählen, vielleicht, wenn ich dir Aurelia vorstelle. Sie ist ganz versessen
auf solche Geschichten und interessiert sich für alles, was
mit meiner Vergangenheit zu tun hat«.Damit deutete er ein baldiges
Wiedersehen an. »Es ist schon spät und ich muss noch etwas
Schlaf bekommen, denn morgen steht mir ein harter Tag bevor. Es
tut sich Unheimliches in dieser Stadt, daher wollte ich dich fragen,
ob ich mit deiner Unterstützung rechnen kann?«
MayLi lächelte kaum merklich, wobei das leichte Kräuseln ihrer
Nase einfach entzückend aussah. »Mein Lieber, ich unterhalte
nicht umsonst einen Tempel der