Puppenspiel mit Dame. Britta Bendixen

Puppenspiel mit Dame - Britta Bendixen


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zu ertragen.

      Linda und er gingen gemeinsam ins Theater, besuchten Ausstellungen und verschiedene Restaurants. Es machte ihm Spaß, mit ihr auszugehen, dennoch freute er sich auf seine Rückkehr nach Kalifornien und den Beginn der Dreharbeiten, die für Mitte Februar angesetzt worden waren. Es war offensichtlich, dass Linda in ihn verliebt war und eine feste Beziehung mit ihm wollte. Doch Steve schreckte davor zurück; Er mochte sie, er genoss den Sex mit ihr, aber das war auch alles. Sobald er wieder an der Westküste war, nahm er sich vor, würde er den Kontakt zu ihr einschlafen lassen.

       Los Angeles, Februar 1989

      Die wenigen Wochen vor Drehbeginn waren ausgefüllt mit Beleuchtungstests sowie Kostüm- und Leseproben, wegen derer Jasmin hin und wieder für einige Tage nach Los Angeles fliegen musste. Jeder Flug war für sie eine Nervenprobe. Ihre Hände wurden bereits während des Starts schweißnass und bei jedem Luftloch blieb ihr das Herz stehen. Wenn sie endlich wieder sicher auf der Erde stand musste sie sich stets beherrschen, um nicht wie der Papst auf die Knie zu sinken und den Boden zu küssen.

      Mitte Februar begannen dann endlich die Dreharbeiten für den Film, dessen Titel inzwischen feststand. Er hieß „Just a game“.

      Einen Tag vorher, am späten Sonntagnachmittag, traf Jasmin in Los Angeles ein und bezog das für sie reservierte Hotelzimmer im legendären Chateau Marmont.

      Am Montagmorgen um sechs Uhr saß sie aufgeregt in der Maske. Die Hair-Stylistin drehte ihr langes Haar auf große Lockenwickler, während die Maskenbildnerin ihr Gesicht eincremte.

      Die Regieassistentin schaute herein, eine vollschlanke Mittdreißigerin mit kurzen dunkelblonden Haaren, die Jasmin bereits von den Leseproben kannte.

      „In einer halben Stunde“, sagte sie knapp.

      „Danke, Leslie.“ Jasmin sah sie nur durch den Spiegel und lächelte ihr zu. Leslie lächelte zurück und verschwand wieder. Jasmin wandte sich an ihre Stylistinnen. „Ihr habt es gehört, beeilt euch bitte. Ich muss mich auch noch umziehen.“

      Die Mädchen erhöhten merklich das Tempo und Jasmin dachte an den Regisseur, den sie gleich wieder sehen würde, und den Abend bei George White.

      Seitdem hatte sie Steve Conelly nicht mehr gesehen, aber der Flirt mit ihm war ihr noch lebhaft in Erinnerung. Sowohl der Mann als auch der Flirt hatten ihr gefallen – bis sie gesehen hatte, dass er mit dieser Linda Cooper die Wohnung verließ.

      Sie war gerade aus dem Badezimmer gekommen als sie bemerkt hatte, dass er Linda in ihren Mantel half, sie anlächelte und ihren Arm nahm. Linda hatte ihn angestrahlt und gemeinsam mit ihm das Penthouse verlassen. In dem Augenblick hatte Jasmin sich gefühlt, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben.

      So ein Typ bist du also, hatte sie ernüchtert gedacht. Er war wohl nur auf ein schnelles Abenteuer aus gewesen und Linda Cooper hatte sich scheinbar allzu gern dazu überreden lassen.

      Jasmin war froh, dass sie Ben hatte. Aber Ben war weit weg, er war in New York, sie in L. A. Für eine ganze Weile würden sie sich nur an den Wochenenden sehen können.

      Und gleich stehe ich diesem…diesem Westentaschencasanova gegenüber und muss seinen Anweisungen folgen, dachte sie mit einer Mischung aus Unbehagen und einer verwirrenden Vorfreude. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Herz schneller schlug als gewöhnlich.

      Steve kontrollierte die Beleuchtung und den Aufbau der Requisiten. Er gab Anweisungen an die Techniker und überprüfte das Storyboard sowie das Skript für den bevorstehenden Drehtag. Seit knapp zwei Wochen war er zurück und hatte sich mit Feuereifer auf die Vorbereitungen für die Dreharbeiten gestürzt.

      Sein Blick schweifte zur Tür. Jasmin Tyler hatte das Set betreten und sah sich interessiert um. Nervosität strahlte sie nicht aus, nur gespannte Neugierde.

      Er wandte sich an den Kameramann an seiner Seite. „Geh noch einen Meter weiter nach links, Bob. Ich bin gleich wieder da.“ Dann trat er ihr mit forschem Schritt entgegen.

      „Jasmin, schön Sie zu sehen!“ Er reichte ihr die Hand, zog sie zu sich heran und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange.

      „Hallo Steve.“ Sie lächelte schüchtern. „Ich bin ein wenig aufgeregt. Geht es gleich los?“

      „In ein paar Minuten. Gehen Sie doch schon an Ihren Platz.“ Er zeigte nach rechts, wo die Requisiteure einen Teil des Studios in ein Wohnzimmer umgewandelt hatten.

      „Wir fangen mit der 3. Szene an. Sie stellen sich vor das Regal und sehen sich die Bücher an. Dann kommt Tom durch die hintere Tür und Sie beginnen mit dem Dialog.“

      „Okay.“ Jasmin schlug die entsprechende Seite ihres Textes auf, nickte ihm zu und wollte sich auf den Weg machen, doch Steve legte seine Hand auf ihren Arm und hinderte sie so daran, weiterzugehen.

      Sie blieb stehen und sah abwartend zu ihm auf. Er war fast einen Kopf größer als sie, obwohl sie mit einem Meter achtundsechzig auch nicht gerade klein war.

      Er räusperte sich nervös und kratzte sich an der Nase. „Ich wollte noch sagen, ich habe es wirklich genossen, mich auf der Party von George mit Ihnen zu unterhalten. Und ich freue mich sehr, dass wir jetzt zusammen arbeiten.“

      Sie senkte den Blick und sah auf seine Hand, die noch immer ihren Arm festhielt. Er ließ sie so schnell los, als hätte er sich verbrannt. „Entschuldigen Sie.“

      „Mir hat der Abend auch Spaß gemacht“, sagte sie. „Und es war sehr nett, sich mit Ihnen zu unterhalten. Doch dann waren sie plötzlich verschwunden.“

      Er strich sich nervös durchs Haar. Der Blick, mit dem sie das sagte, gefiel ihm gar nicht. Eine Augenbraue hatte sich gehoben, so als warte sie auf eine Ausrede.

      Er tat ihr den Gefallen. „Ja, wissen Sie, ich musste eine Bekannte nach Hause fahren, sie fühlte sich nicht gut“, flunkerte er.

      „Ach so.“ Jasmin sah ihm in die Augen und er spürte sofort, sie wusste, dass er nicht die Wahrheit sagte.

      „Ich hoffe, es geht Ihrer Bekannten inzwischen besser“, sagte sie ruhig und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, auf ihren Platz.

      Mit einem merkwürdigen Gefühl in der Magengegend setzte Steve sich auf seinen Regiestuhl. Schließlich nahm er das Megafon in die Hand, hielt es einige Sekunden mit leerem Blick und begrüßte dann freundlich das gesamte Team, bevor er Anweisungen für die erste Aufnahme gab. Allerdings war er nicht ganz bei der Sache. Er hatte sich lange nicht so unwohl gefühlt. Jasmin Tyler gab ihm das Gefühl, als könne sie seine Gedanken lesen. Es war ihm unsagbar schwer gefallen, ihrem Blick standzuhalten.

      Die Dreharbeiten verliefen planmäßig und ohne größere Schwierigkeiten. Nachmittags um fünf rief Steve: „Okay, Leute, das war’s für heute. Feierabend! Morgen früh um halb sieben sehen wir uns wieder.“

      Jasmin seufzte erleichtert auf. Das war ein verdammt langer Tag gewesen, sie war völlig erschöpft. In der Mittagspause hatte sie nur kurz ausruhen und ein Sandwich hinunterwürgen können, bevor sie erneut in die Maske hatte gehen müssen, um ihr Make-up auffrischen zu lassen. Anschließend war es gleich weiter gegangen. Sie sehnte sich danach, eine heiße Dusche zu nehmen und anschließend ihre Füße hochzulegen.

      Nachdem sie ihren Kollegen einen schönen Feierabend gewünscht hatte ging sie in ihre Garderobe, um sich abzuschminken und umzuziehen. Wenn sie in ihrem Hotelzimmer war, würde sie gleich nach der Dusche Ben anrufen. Er wartete bestimmt schon auf ihren Anruf und wollte hören, wie ihr erster Tag gewesen war.

      Sie hatte gerade ihre Augen abgeschminkt, als es schüchtern an der Tür klopfte.

      „Ja, bitte?“

      Durch den Spiegel sah sie, dass Steve Conelly das kleine Zimmer betrat. Gegen ihren Willen schlug ihr Herz schneller. Es war, als führte es ein Eigenleben.

      Er ist ein Frauenheld! schärfte sie sich ein. Nimm dich gefälligst zusammen! Er sieht gut aus, das ist aber auch alles.

      „Steve!


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